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Eröffnung: Montag, 11. April 2016, 19-22 Uhr

Zhao Gang (geb. 1961 in Peking) begann seine künstlerische Laufbahn im Alter von 18 Jahren als Mitglied der „Stars Group“, eine der ersten Künstlergruppen avantgardistischer Ausrichtung, die den Beginn einer neuen Ära der zeitgenössischen Kunst in China einleiteten. Kurz darauf studierte er Kunst an Akademien in Europa und New York, wo er über zwei Jahrzehnte lebte und unter dem Einfluss internationaler Entwicklungen einen vielschichtiges Oeuvre schuf.

Während dieser Zeit wurden Zhao Gangs Werke zusammen mit Malern wie Liu Wei und David Diao ausgestellt. Er nahm u.a. an der PERFORMA, an der Guangzhou Triennale und der Yokohama Triennale teil und hatte Einzelausstellungen u.a. im Ullens Center of Contemporary Art Beijing und im Suzhou Museum.

Wie der Kritiker Sun Dongdong beobachtet, fällt Zhao Gangs Schaffen mit zwei Endpunkten von Wandelungsprozessen innerhalb Chinas zusammen. Als er in den 1980er Jahren zum ersten Mal China Richtung Westen verließ, existierte eine „zeitgenössische chinesische Kunst“ in der internationalen Welt der Gegenwartskunst quasi nicht. Seit seiner Rückkehr nach Peking im Jahr 2007 ist China nicht nur auf der Bildfläche der Kunstwelt erschienen, es hat sich dort auch ein System von Ausstellungshäusern und Sammlern etabliert. Zhao Gangs Abwesenheit während dieser Entwicklungen hatte zur Folge, dass er sich der Welle der modernen und experimentellen Kunst entzog, die ab Mitte der 1980er bis in die 1990er Jahre China erreichte. So hat er sich nach seiner Rückkehr auch nicht zwischen den Kollegen niedergelassen, die ihre täglichen Geschäfte im Milieu schnell voranschreitender Modernisierung und Konsumkultur machen. Stattdessen gelang es ihm, dem Zeitgeist zu entkommen und die Vergangenheit zu thematisieren – eine Bewegung, die als anachronistisch angesehen wurde, die aber an die Wurzeln seiner Herkunft (als Dissident) anknüpft und ihn inzwischen gerade dadurch zu einer Art Erneuerer in China macht.

Durch das Mittel der Aneignung klassisch-chinesischer Malerei praktiziert Zhao Gang tatsächlich eine radikal kritische Form des Re-paintings. Er zeigt das „China der Vergangenheit“ als einen grenzenlosen und mystischen Ort ohne Raum und Zeit — als eine im Verborgenen liegende Realität, die sich jeglicher Erfahrung entzieht. Zhao Gang reformuliert die Vergangenheit als bildimmanente diskursive Praxis. Mit dieser dekonstruierenden malerischen Geste entleert er Begriffe wie ‚zeitgenössisch‘, ‚klassisch‘ oder ‚historisch‘ und damit zugleich den Begriff des sogenannten „Contemporary Chinese Paintings“.