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„Kunst zu machen ist eine eigene Art des Seins, die man selbst nicht hat – eine Befriedigung, die eine vollständige Erfahrung erst möglich macht. Kunst macht das Leben verständlich – Leben macht Kunst verständlich. Die erste Einstellung ist die des Künstlers, die zweite die des Betrachters.“ (Gary Kuehn)

Die in der Ausstellung Berliner Serie gezeigten Arbeiten von Gary Kuehn umfassen eine geschlossene Werkgruppe, die anlässlich seines einjährigen DAAD Aufenthaltes 1979 in Berlin entstanden ist. Sie wurde 1980 im Württembergischen Kunstverein Stuttgart ausgestellt.

Mit reduzierten, minimalistischen Mitteln erzielt der Künstler eine reiche Bildsprache von geometrischer Klarheit und spannungsreicher konzentrierter Energie. Gekennzeichnet sind die Bildobjekte und Collagen durch ihre einheitliche formale Struktur. Mit Hilfe der Grundelemente wie Kreis, Dreieck, Quadrat, Rechteck und Trapez entfaltet Gary Kuehn eine fast unendliche Vielfalt an Kompositionsmöglichkeiten. Horizontale Linien bilden das Gerüst, auf denen sich diese abstrakten Formen in definierten Abständen zueinander aufreihen. Trotz der primären Flächigkeit gelingt es dem Künstler Dreidimensionalität zu erschaffen. Räumlichkeit wird durch das Prinzip des ‚Ausschneidens‘ bei den Bildobjekten erzielt, deren Formen über den horizontalen Bildträger hinausragen. Ebenso erzeugen die monochrom, in mehreren Schichten aufgetragenen Farben an sich eine Reliefstruktur, die Objektcharakter annimmt. Bei den Zeichnungen sind es die eingeschnittenen Papierstreifen, die Plastizität gestalten.

Jedoch geht es Kuehn nicht darum, in seiner Kunst rein strukturiertes und methodisches Arbeiten zu veranschaulichen, vielmehr reagiert er immer wieder neu auf gesellschaftliche Zusammenhänge im Spannungsfeld zur eigenen Befindlichkeit. Aus dieser Verbindung von emotionaler Subjektivität und der Wahrnehmung von Fakten einer objektiven Realität, entstehen Kuehns Arbeiten. Themen wie Freiheit und Zwang, Besitz und Verlust, Gewalt und Sanftmut, fordern den Künstler zu stets neuen Forschungen und Experimenten heraus, um Konfliktsituationen zu verdeutlichen. Bisweilen arbeitete er mit Materialien, wie Holz, Metall, Gips, Polyester, Plexiglas, Aluminium und Stahl. „Ich versuche alles Mögliche und gehe Risiken ein“, sagt er, „denn ich mache Kunst wirklich nur, um Zusammenhänge herauszufinden.“

Auch in der Berliner Serie verbindet Kuehn die Ebenen der faktischen Außenwelt und der subjektiven Innenwelt mittels abstrakter Symbole, die durch spezielle Anordnungen zueinander Spannungsfelder aufbauen, denn: „Abstraktion“, sagt Gary Kuehn, „ist ein Mittel, nicht der Selbstzweck. Es ist die Sprache mit universaler Bedeutung. Es beinhaltet natürlich das Spezifische, aber überschreitet es ständig.“ Das macht die Authentizität von Gary Kuehns Arbeiten aus, die Lebendigkeit mit Kalkül vereinen.

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Gary Kuehn
Berliner Serie, 1979