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Georg Baselitz, 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz/Sachsen geboren, setzte 1957 sein in Ostberlin begonnenes Studium an der Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin bei Professor Hann Trier fort und übersiedelte im darauffolgenden Jahr für immer in den Westen. Er nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil: an der documenta 5 in Kassel, der XIII. Biennale von Sao Paulo und an der Venedig Biennale. Als erster deutscher noch lebender Künstler hatte er im Jahr 1995 im Guggenheim Museum in New York eine Einzelausstellung.

Die Bilderwelt von Georg Baselitz kämpft gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten. Besonders deutlich zeigt sich dies in seinen Heldenbildern der 60er Jahre, in denen seine sogenannten „neuen Typen“ als Arbeiter, Hirten oder Rebellen in heroischem Kampf mit ihren wuchtigen Körpern die Bildformate füllen. Das malerische Auflösen der Form führt schließlich ab 1966 zu den Frakturbildern, in denen Bildmotive in Streifen zergliedert und gegeneinander gesetzt werden und somit den Bildraum außer Kraft setzen. Außerdem verliert das Motiv durch Aufreißen und Zerschneiden immer mehr an Bedeutung und führt 1969 in dem Bild Der Wald auf dem Kopf zur Motivumkehr, die Baselitz international bekannt machte. In Köln findet 1970 die erste Ausstellung mit auf dem Kopf stehenden Bildern statt. Die Motivumkehr erlaubt Baselitz, sich nun mit rein malerischen Problemen auseinander zu setzen. In den 70er Jahren entstehen Bilderserien mit Baum- und Adlermotiven sowie Akte und Selbstbildnisse in Fingermalerei-Technik, die eine große Freiheit im Umgang mit Farbe und Material zeigen. Diese Bildkompositionen wurden von Beginn an in „ihrer Umkehrung“ konzipiert. Anfang der 70er Jahre erreicht Baselitz durch zahlreiche Ausstellungen seinen internationalen Durchbruch. Im deutschen Pavillon der Venedig Biennale wird 1980 zum ersten Mal das plastische Werk mit der grob bearbeiteten Holzfigur Modell für eine Skulptur vorgestellt, die heftige, polemische Reaktionen der Betrachter auslöst. In seinen neuesten Arbeiten mit dem Titel Remix greift Georg Baselitz alte Bildthemen und -formate auf, die er in seine neue Formensprache übersetzt. Der dichten, stark aufgeladenen Farbigkeit der frühen Gemälde setzt er mit diesen Bildern einen offenen Bildraum entgegen, aus dem heraus sich seine Motive entwickeln und die in der Leichtigkeit ihrer Ausführung schweben. Die schnelle, aquarellähnliche Umsetzung des Bildsujets, die dezente Farbigkeit und der rasche, schwarze Strich emanzipieren sich von der weißen Oberfläche. Überwältigend bleiben die Sicherheit im Umgang mit den enormen Formaten, den impulsiven Strichfolgen und den fragilen Formkonzentrationen.

Die Vieldeutigkeit der Werke ebenso wie die kunsthistorischen, zeitgeschichtlichen und biografischen Anspielungen und Bildreferenzen, die ironische Distanz und die Experimentierfreudigkeit machen deutlich, wie Georg Baselitz’ Malerei unaufhörlich neu denkt und erfindet. Sowohl inhaltlich wie formal hat er es immer wieder auf verblüffend vielgestaltige Weise geschafft, Dinge aus Konventionen zu lösen und über Normierungen in der Malerei hinauszugehen. Auch in seinen neuen Bildern bleibt er der Prämisse treu, dass es ihm nie um das Dargestellte als Geschichte oder Anekdote geht, sondern um die Autonomie der Malerei. Das hat in der Motivumkehrung, im Konflikt von figürlicher und abstrakter Darstellung, seinen suggestivsten Ausdruck gefunden.

Die Entscheidung, in einem Zeitraum von fünf Jahren zum zweiten Mal Arbeiten von Georg Baselitz zu zeigen, entspringt nicht nur dem Interesse und der Bewunderung für diesen Künstler. Sie ist auch von der Tatsache motiviert, dass Georg Baselitz, unumstritten einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler, nach dreißig Jahren Niedersachsen verlassen und nach Bayern übersiedeln wird. Mit unserer Ausstellung im Haus Salve Hospes möchten wir uns gebührend von ihm verabschieden.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Gesprächen zwischen Georg Baselitz, Karola Grässlin und Heinz-Norbert Jocks.

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Georg Baselitz
Zero für den Maler