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Die Wiederaufnahme und kritische Reflexion des eigenen Werks ist seit jeher ein prägendes Merkmal der Arbeit von Georg Baselitz. Im vergangenen Jahrzehnt nimmt die Neu-Interpretation programmatischer Werke vor einem veränderten Zeithintergrund einen breiten Raum ein. So griff er in einem spannungsvollen Prozess Gemälde wie "Die großen Freunde" oder "Die große Nacht im Eimer" in der Remix-Serie wieder auf. Darin eignet er sich das Motiv in einem völlig veränderten formalen Zugriff an, der die signifikanten Merkmale der ursprünglichen Fassungen geradezu konterkariert. Der einstigen Wirkung eines kraftvollen Duktus der gesättigten opaken Farbmaterie steht die luzide Transparenz eines Farbdrippings gegenüber, der die Motive sozusagen verflüssigt und zeichnerisch auflöst. Diese Leichtigkeit der Herangehensweise wirkt wie eine Befreiung der Darstellung von Inhalt und Bedeutung, die das eigene Denken und Schaffen in eine zeitgenössische Tonart transponiert. In diesem Sinne erscheinen die sogenannten "Schwarzen Bilder", die seit Ende 2012 entstanden sind, als eine folgerichtige Konsequenz, in der das Pendel der analytischen Durchdringung des eigenen Tuns in entgegengesetzte, abseitige Gefilde des eigenen Wesens ausschlägt. Das Adler-Motiv in seiner symbolisch aufgeladenen Schwerkraft, das seit den frühen 1970er-Jahren im Werk von Georg Baselitz verankert ist, erscheint dabei wie kein anderes prädestiniert, diesem unheimlichen Zug nachzuspüren. "Für die Erfindung eines derart extremen Bildmodells wie jenem dieser 'Schwarzen Bilder' erschien dem Maler gerade das Adlermotiv in seiner dynamischen Flächenausbreitung formal zwingend. Jedes andere Sujet seines figürlichen Repertoires, welches uns mit der 'Remix'-Serie seit 2004 verjüngt und wie neu erfunden vor Augen trat, hätte allzu vordergründig das Ikonographisch-Erzählerische betont."(Michael Semff, Die dunkle Seite - Gedanken zu neuen Gemälden von Georg Baselitz). Die von Ulrich Wilmes kuratierte Ausstellung im Haus der Kunst stellt diese neue Werkreihe zusammen mit den zeitparallel entstandenen Skulpturen in das Zentrum der Präsentation. Dabei wird rückschauend die formale und inhaltliche Erneuerung, der Baselitz das eigene Werk immer wieder unterzieht, anhand von verwandten und komplementären Beispielen von 1978 bis heute aufgezeigt.

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Georg Baselitz

Kurator:
Ulrich Wilmes