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Georg Tappert (1880-1957) war nach frühen Jahren in der Künstlerkolonie Worpswede Mitbegründer der 1910 ins Leben gerufenen Berliner „Neuen Secession“, an deren Ausstellungen auch Künstler wie Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde teilgenommen haben. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl an Gemälden aus den Anfängen des Jahrhunderts bis 1933, die durch einen expressiven Realismus geprägt sind. Tappert widmet sich Motiven der Großstadt mit ihren Caféhäusern, Bars und Varietés und fixiert Erotik und Exotik der sie bevölkernden Menschen. Die Ausstellung wurde vom Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum zusammengestellt und enthält zahlreiche Leihgaben aus europäischen und amerikanischen Museen sowie selten gezeigte Werke aus Privatbesitz.

Das Germanische Nationalmuseum präsentiert in einer gemeinsam mit dem Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig erarbeiteten großen Retrospektive das Werk Georg Tapperts (1880–1957). Der Maler zählt zu den Wegbereitern des Expressionismus. Über 140 Arbeiten aus den Jahren 1903 bis 1933, darunter Hauptwerke der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, konnten aus Deutschland, Europa und den USA für diese Ausstellung zusammengeführt werden. Die Werkschau wird ergänzt durch Dokumente aus Tapperts schriftlichem Nachlass, der im Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrt wird.

Die künstlerischen Entwicklungsstationen des Malers schlagen den Bogen vom Sezessionsstil nach 1900 über den politisch motivierten Expressionismus der Zeit der Novemberrevolution bis hin zur Berliner Großstadtmalerei der zwanziger Jahre und verleihen seinem Werk eine komplexe kulturhistorische Aussagekraft.

Der in Berlin geborene und von Max Liebermann geförderte Maler hatte bald nach seinem Studium 1907 eine private Malschule in dem Künstlerdorf Worpswede gegründet, wo er wichtige Impulse durch Paula Modersohn-Becker erhielt. 1909 kehrte er in die Metropole Berlin zurück und zählte im Jahr darauf zu den Gründungsmitgliedern der „Neuen Sezession 1910“. Er war eine treibende Kraft dieser Vereinigung, die in enger Verbindung mit den Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Blauer Reiter“ stand. Zu seinen engen Freunden zählte Franz Pfemfert, der Herausgeber der bekannten Wochenschrift für Politik, Kunst und Literatur „Die Aktion“, in der er graphische Beiträge veröffentlichte. 1918 schloss sich Tappert dem Arbeitsausschuss der revolutionären „Novembergruppe“ an. 1921 wurde er Professor an der Staatlichen Kunstschule in Berlin und wirkte im Vorstand des „Deutschen Werkbundes“. Die Nationalsozialisten verfemten seine Kunst als „entartet“.

Tapperts Malerei ist durch einen expressiven Realismus geprägt. Sie verzichtet auf Visionäres und Utopisches und steht bei aller expressionistischen Steigerung der Formen „mitten im Leben“. Tappert widmet sich schon vor dem Ersten Weltkrieg Motiven der Großstadt mit ihren Caféhäusern, Nachtbars und Varietés und fixiert die Erotik und Exotik der sie bevölkernden Menschen. Er schildert den in der Masse anonymen, bindungslosen Großstadtmenschen und die Ambivalenz von Freiheit und innerer Einsamkeit. Tappert ist die Stimme im Expressionismus, die das moderne Großstadtleben mit seiner schillernden Vergnügungsindustrie im Blick behält und die zwiespältige Emphase dieses Lebens übermittelt, noch bevor die Neue Sachlichkeit den schrägen Glanz der Goldenen Zwanziger zum Thema erhebt.

Zur Ausstellung erscheint ein Ausstellungskatalog: Georg Tappert – Deutscher Expressionist (Werke und Dokumente, Neue Folge, Bd. 14). Bearbeitet von Gesa Bartholomeyczik u.a. Katalog zu den Ausstellungen in Schloß Gottorf, Schleswig und im GNM. Nürnberg 2005.

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Georg Tappert
Deutscher Expressionist