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Im Winter 2008 präsentiert das Kunstforum eine groß angelegte Retrospektive zu Georges Braque, diesem bedeutenden Wegbereiter der Avantgarde. Es wird dies nicht nur die erste Retrospektive in Mitteleuropa nach nunmehr zwanzig Jahren sein, sondern die erste Präsentation von Georges Braque in Österreich überhaupt – 45 Jahre nach dessen Tod.

Das Kunstforum nimmt dies zum Anlass einer (Neu-) Entdeckung des außergewöhnlichen Œuvres dieses – im Vergleich zu seinem Weggefährten Pablo Picasso, dem »Torero der Kunstarena« – ungleich stilleren, seine Peinture konsequent verfolgenden Malers. Mit rund 80 Gemälden sowie den wichtigsten druckgrafischen Arbeiten wird Braques Schlüsselrolle in der europäischen Moderne und die Einzigartigkeit seines malerischen Abenteuers veranschaulicht werden: Braque im Umkreis der Fauves, Braque der Methodische, Braque der Erfinder des Papier collé, Braques Anleihen an der Dekorations- malerei, in der er ausgebildet wurde, Braque der Meister des „modernen“ Stilllebens und nicht zuletzt Braque der »lyrische Konstrukteur«.

Ein Kernbereich der Ausstellung widmet sich – wie könnte es auch anders sein – der bahnbrechenden Erfindung des Kubismus. In einer einzigartigen künstlerischen Kollaboration hatten Georges Braque und Pablo Picasso ab 1907 den Prozess der Autonomwerdung der Malerei vorangetrieben und damit die wichtigste künstlerische Revolution des 20. Jahrhunderts eingeläutet. Auch für Braque selbst blieb der Kubismus die wegweisende Entdeckung, die es ihm ermöglichte, nicht »eine anekdotische Tatsache wiederzugeben, sondern eine malerische Tatsache (fait pictural) zu geben«, wie er sagte.

Georges Braque gilt als der Meister des modernen Stilllebens. Warum sich die kubistische Revolution überwiegend anhand der Darstellung von Dingen vollzog und wie sich die Definition des Stilllebens und sein Verhältnis zur Realität im Werk Braques transformierten und – das werden zentrale Fragen der Ausstellung sein. Die retrospektiv angelegte Schau wird sich dem Œuvre Braques in all seiner Vielschichtigkeit widmen, so auch seinem Spätwerk, das in der Rezeptionsgeschichte, in der Braque oftmals auf die Seilschaft mit Picasso reduziert wurde, vergleichsweise stark in den Hintergrund tritt. Dazu zählt Braques visionäre Bildserie der »Ateliers«, die eine Conclusio seines Schaffens darstellt. Hier kommt der Maler seinem zeitlebens anvisierten Ziel am nächsten, einen tastbaren bildnerischen Raum zu erschaffen, eine Verdichtung von materiellem Gegenstand und immateriellem Raum, in dem sich die vertrauten Dinge verwandeln und durchdringen.

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Georges Braque
Lyrik der Geometrie
Eine Retrospektive