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Mit dieser Ausstellung betritt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Neuland, denn mit Gerhard Altenbourg würdigt sie erstmals einen Künstler aus der früheren DDR. Zwischen dem Jahr der Gründung der DDR (1949) und der Wiedervereini-gung Deutschlands liegt das Schaffen des 1926 geborenen Zeichners und Graphikers Altenbourg. Im Laufe von knapp vier Jahrzehnten entstand ein umfangrei-ches, weitgefächertes Œuvre, das häufig zwischen bildender Kunst und Literatur vermittelt. Vor allem in den graphischen Arbeiten mit ihren ungewöhnlichen Mo-tiven kommen Bedrückungen und Hoffnungen zum Ausdruck. Obwohl von der offiziel-len Politik der DDR mit Argwohn betrachtet, fand sein Werk mehr und mehr Aner-kennung, wobei die Rezeption der Bundesrepublik insbesondere Resultat des gro-ßen Engagements von Dieter Brusberg ist. Gerhard Altenbourg, der ständig in Altenburg (Thüringen) lebte, starb 1989 an den Folgen eines Autounfalls.

Die besten seiner in größter Zurückgezogenheit entstandenen Papierarbeiten sol-len mit dieser Retrospektive vorgestellt werden. Dabei geht es unter anderem darum, die Anfänge Altenbourgs deutlich zu machen und die großen bis zu 3 Meter hohen Werke der fünfziger Jahre möglichst vollständig zu vereinen. In ihnen ist ein feingeknüpftes Netz aus Anspielungen zu beobachten, das eine intime Kennt-nis der Kunst der westlichen Welt verrät. Bezüge zu Klee und Wols wie zu Surre-alismus und Art Brut verbinden sich in seinen Werken zu Gestaltungen einer hintergründigen Realitätsauffassung.

Während seiner mittleren Schaffensphase gewinnt Altenbourgs Bildwelt an erzäh-lerischer Dichte, wobei sich das Groteske und Abgründige mit dem Humorvollen und Poetischen verschwistern. Zu seinen Themenkreisen gehören Landschaften, Köpfe, Figuren und szenische Darstellungen. Ab 1955/56 intensiviert sich das Kolorit seiner Blätter, die in einer dichter und dichter werdenden Flächenbe-handlung zum Ausdruck kommen. Doch seit Ende der 60er Jahre werden die Zeich-nungen sparsamer und lakonischer. Oft sind mehrere, sich überlagernde Bedeu-tungsebenen zu registrieren. Schließlich erreicht er in den 80er Jahren in sei-nem Spätwerk lockere Strukturen, einfache tektonische Abfolgen und freie, die Komposition dynamisierende Schwünge. In silbrigen, schwingenden Linien gewinnt er eine großzügige, endgültige Gelöstheit.

Die Retrospektive vereint etwa 120 Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Ein besonderes Kapitel ist den Künstlerbüchern Altenbourgs gewidmet. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Staatlichen Graphischen Sammlung in München. Kurator: Armin Zweite.

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Gerhard Altenbourg - Im Fluß der Zeit
Retrospektive
Kurator: Armin Zweite