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Die Kunstsammlungen Chemnitz präsentieren vom 14. März - 24. Mai 2010 die retrospektiv angelegte Ausstellung GERHARD HOEHME. Malerei ist eine Struktur. Werke 1951 - 1989 mit Gemälden und Objekten des Künstlers aus unterschiedlichen Werkphasen der Jahre 1951 bis 1989.

Der vielschichtige Künstler Gerhard Hoehme ist einer der Protagonisten der deutschen Nachkriegskunst und wird bis heute zu einschränkend allein der gestischen, informellen Malerei zugerechnet. 1920 wird Hoehme in Greppin bei Bitterfeld geboren. Zunächst folgte eine Lehre zum Bankkaufmann, danach war er Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg immatrikulierte sich Hoehme 1946 in der Klasse für künstlerische Buch- und Schriftgestaltung an der Burg Giebichenstein - Kunstschule und Werkstätten der Stadt Halle/Saale. Schließlich siedelte er 1951 mit seiner Frau Margarete nach Düsseldorf über und war dort bis 1953 an der Kunstakademie in der Klasse für freie Grafik. Durch zahlreiche Aufenthalte in Paris und Rom begegnete er in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts der internationalen Kunst- und Literaturszene.

Immer offen für das Experiment suchte Gerhard Hoehme bereits früh nach neuen Ausdrucksformen. Zwar ist er einer der Wegbereiter des deutschen Informel, entwickelte jedoch die informellen Bildkonzepte früh weiter, löste sich schließlich zunehmend daraus und beschritt einen neuen Weg im experimentellen Bereich. "Ein natürliches Gefühl mich abzusondern, eine Unfähigkeit mich zu wiederholen, und eine Fähigkeit über mein spontanes Tun nachzudenken, waren die persönlichen Auslöser für die Entwicklung aus dem Informel heraus", so Hoehme (1974). Seine Bildflächen eroberten den Raum, erweiterten sich zu Objekten und Installationen. "Den Gesetzen der Fläche bin ich immer nur widerwillig gefolgt. Weit mehr hat mich die Gesetzmäßigkeit der Farbe, ihr Strömen und Wachsen, ihre Materie und Struktur interessiert. Beim Umgang mit ihr, beim Eingehen auf ihre Möglichkeiten hemmten mich oft die Ränder des Rechtecks" (1957).

Hoehmes künstlerisches Oeuvre kreist stets um das Knüpfen von Beziehungen - zwischen Bild, Betrachter und Raum, zwischen materieller und spiritueller Welt. Von Beginn an suchte er den Dialog zum Betrachter. "Malerei (…) ist eine Struktur, in der die fragmen- tarischen Einzelteile zu einem zusammenhängenden, sich aufeinander beziehenden, mehrschichtigen Ganzen werden. Die Form dieser Malerei ist die Relation" (1973).

Hoehmes eigener, spezieller Malstil knüpfte an die Tradition der shaped canvas an. Er vermischte das Farbmaterial und schaffte mit seinen Gemälden räumliche Strukturen und kombinierte Raumelemente mit bemalten Flächen, dabei verwendete er auch unter- schiedlichste Materialien: Damasttischdecken, PVC-Folien, Schnittmuster. Er experimen- tierte mit Nylonschnüren, die aus der Bildebene ragen, die am Bild befestigt sind und wie Tentakel in den Raum greifen. Für ihn ist die Schnur "die plastische Form des heraklitischen Denkens." Hoehme wollte Bilder schaffen, die nicht mehr nur auf der Leinwand wirkten, sondern dem Betrachter präsent sein sollten.

Die Ausstellung GERHARD HOEHME. Malerei ist eine Struktur. Werke 1951 - 1989 will aufzeigen, wie beharrlich Hoehme seine Konzepte über die Jahre einerseits weiter- entwickelt, andererseits auch immer mit neuer Expressivität aufgeladen hat. Gerhard Hoehme hat in seinem eigenwilligen Werk die Grenzen des Bildes und des Bildraums stets aufs Neue befragt und erweitert. Mit seinen bildnerischen und plastischen Arbeiten, den Zeichnungen und Rauminstallationen leistete er einen entscheidenden Beitrag zur internationalen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gerhard Hoehme starb 1989 in Neuss-Selikum.

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Gerhard Hoehme. Malerei ist eine Struktur
Werke 1951-1989