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Mit der neuen Ausstellung präsentiert die Kunsthalle Gießen den international bekannten Künstler Gerhard Merz. Gerhard Merz (Jg. 1947), der in den vergangenen Jahrzehnten bedeutende Ausstellungen realisierte, so z.B. Deichtorhallen Hamburg, K20 Düsseldorf, Kunsthaus Bregenz, Los Angeles County Museum of Art, Deutscher Pavillon Biennale Venedig, und mehrere Documentaauftritte, hat seit Mitte der 70er Jahre ein Konzept der Malerei entwickelt, das durch ein sehr architekturbezogenes Denken bestimmt ist.

Gleichzeitig suchen seine Arbeiten immer die Auseinandersetzung um die grundsätzliche Frage nach dem Sinn heutiger Kunst. Dabei nimmt Gerhard Merz einen Standpunkt ein, der von der Kunst als einem autonomen geistigen Bereich ausgeht. Jeweils bestimmte grundlegende Problemstellungen oder Positionen der Kunstgeschichte bilden den thematischen Rahmen seiner Werke.

Sowohl hohe Komplexität der in den Gesamtraumarbeiten reflektierten Bezüge, als auch größtmögliche formale Klarheit werden in jedem seiner Werke angestrebt. Die Bestandteile seiner Arbeiten, die von ihm modulhaft, wie ein wiederkehrendes Vokabular eingesetzt werden, sind oft farbige Wandanstriche, monochrome Bilder, gleißend helle Lichtleisten, architektonische Elemente wie Stelen oder Rahmen aus Chrom und Edelstahl, Glasbilder, Skulpturen wie große Bänke oder Tische, sowie zitathafte Schriftzüge, die auf die Wand gebracht werden. Diese Elemente verweisen manifesthaft immer auf bestimmte geistige Einzugsbereiche, denen Merz sich verpflichtet fühlt.

In der Arbeit, die Gerhard Merz für die Kunsthalle Gießen bestimmt hat, greift er den Text von Johann Wolfgang von Goethe „Über den Granit“ auf. In dem von Merz verwendeten Textauszug drücken sich Goethes naturwissenschaftliche Beobachtungen und Reflexionen über das Material Granit und dessen zeitenübergreifende Ausstrahlung aus: „[…] Jeder Weg in unbekannte Gebirge bestätigte die alte Erfahrung, dass das Höchste und das Tiefste der Granit sei, dass diese Steinart, die man nun näher kennen und von Anderen unterscheiden lernte, die Grundfeste unserer Erde sei[…]““[…] diese Gipfel haben nichts Lebendiges erzeugt, und nichts Lebendiges verschlungen [...]“. Diese Zeilen verbinden sich mit dem überindividuellen Kunstverständnis, das Gerhard Merz vertritt. Bezogen auf zugespitzte Autonomiekonzeptionen von Mallarmé bis Ad Reinhardt entwickelte Merz seit Jahrzehnten seine Position, die sich im Zurücktreten von subjektiver Entäußerung an „klassischen“ Modulen und Formgebungen orientiert - als Gegenentwurf zu Äußerungen, die durch psychologische oder soziologische Auslöser motiviert sind.

Gerhard Merz` Raumarbeit für die Kunsthalle Gießen orientiert sich vollständig an den Gegebenheiten und Maßen des Raumes: die 5 m hohen Wände erhalten bis zur halben Höhe neutrale Wandanstriche im RAL Ton granitgrau. In der oberen weiß gestrichenen Hälfte der Wände sind jeweils in der Längsrichtung der Kunsthalle - in der Mitte platziert - Lichtbahnen aus jeweils 497 Neon-Tageslichtröhren angebracht. Dieses sehr helle Licht in Verbindung mit den, den Raumeindruck verändernden großformatigen Wandmalereien und dem Eindruck von Leere und Klarheit, formuliert den Innenraum der Kunsthalle neu und konfrontiert den Betrachter - im Zusammenwirken mit dem Text Goethes - mit einem Bezugsfeld, das seine sinnliche Wahrnehmung und seine Reflexionsfähigkeit zugleich fordert.

Für die Gießener Ausstellung erscheint eine kleine Publikation (Gestaltung: Gerhard Merz) im Richter Verlag/Düsseldorf) mit einem Vorwort von Ute Riese. Das Ausstellungsplakat mit einem Text von Gertrude Stein ist ein Entwurf von Gerhard Merz.

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Gerhard Merz
Granit