press release only in german

Aus der Ferne betrachtet wirken Ghada Amers Bilder wie abstrakte Netzwerke aus feinen Fäden, gestickt auf einfarbigen oder in leuchtenden Farben gemalten Hintergründen. Erst beim Näherkommen erkennt der Betrachter, daß sich hinter den wie zufällig dahin geworfen wirkenden Fäden und Farben eine Wiederholung expliziter Motive verbirgt: Frauen im Akt der Selbstbefriedigung oder sich gegenseitig streichelnd - Motive ungehemmter Sexualität und Sinnlichkeit.

Amer geht von dem visuellen Impakt des Amerikanischen Expressionismus aus und untergräbt die Maskulinität dieses Stiles inhaltlich wie formal. Zum einen verbindet sie die "hohe" Kunst der Moderne mit der "niederen" der Softpornos und junk culture. Zum anderen stellt sie der kraftvollen Geste der „action"-Malerei die stille Tradition weiblicher Stickerei gegenüber.

Die subtile Spannung, die Amers Kunst prägt, zeugt nicht nur von ihrer Auseinandersetzung mit der Kunst und der Stellung des Mannes in der westlichen Welt. Amers Arbeiten nehmen unweigerlich auch Bezug auf ihre islamische Herkunft. Ihr subversiver Umgang mit der New Yorker Schule spiegelt ihre Auseinandersetzung mit dem Islam und besonders mit der Stellung und den wenigen Ausdrucksmöglickeiten der islamischen Frauen. Das Netz der herunterhängenden Fäden erinnert nicht nur an die islamische Kalligraphie, die ihre Entwicklung dem Verbot der figürlichen Darstellung verdankt, sondern auch an den Schleier, den viele islamische Frauen nach wie vor tragen.

only in german

Ghada Amer