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Wie kaum jemand weiss ist 2005 das Weltjahr der Physik. Zum hundertsten Jubiläum Einsteins revolutionärer Entdeckungen laufen die Vorbereitungen für die nächste wissenschaftliche Revolution auf Hochtouren. Hundert Meter unter der Erdoberfläche, an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz in der Nähe von Genf, konstruieren Wissenschafter und Ingenieure den Taj Mahal der Partikelbeschleuniger, den Large Hadron Collider. Im grössten Partikelphysiklaboratorium der Welt, CERN, sind die Physiker entschlossen unsere Weltanschauung zu verändern. Sie stossen immer weiter in die Mysterien des Universums kleinster Teile vor und untersuchen die Kräfte, die jene zusammenhalten, sie hervorbringen und ihre Masse bestimmen. Die Vorwegnahme neuer wissenschaftlicher Errungenschaften, wie z.B. die Entdeckung des Higgs Boson, eines seit geraumer Zeit benannten aber noch immer unbekannten Teilchens, oder der exakten Verhaltensweise der Antimaterie und ihr Verbleiben, ist, von einer Gruppe, die Nobelpreise sammelt wie andere Kunst, durchaus Ernst zu nehmen.

Fasziniert von der Exzentrizität der Antimaterie hat sich Gianni Motti im vergangenen Sommer in die Welt der Physik gestürzt. Während seine Big Crunch Clock über dem Eingang zum Schweizer Pavillon an der Biennale in Venedig die fünf Milliarden Jahre bis zum Weltuntergang wegtickt, drehen die Physiker des CERN die Uhr bis zum Urknall zurück. Aktuelle wissenschaftliche Theorien besagen, dass bei dieser Ur-Explosion Energie freigesetzt wurde, die sich in Materie transformierte. Experimente in Partikelbeschleunigern haben allerdings gezeigt, dass eine solche Transformation immer gleiche Mengen an Materie wie auch an Antimaterie produziert, welche sich bei Kontakt gegenseitig auslöschen. Weshalb das Universum, soweit wir wissen, dennoch aus Materie besteht und was mit der Antimaterie passiert sein könnte – ob sie sich in ferneren Regionen des Universums verbirgt, oder ob sie in den ersten Augenblicken ihrer Existenz vernichtet wurde – sind noch ungelöste Rätsel. Eine 27km lange Partikelrennbahn mit mehreren daran angeschlossenen, kathedralengrossen Experimentierstätten, die 2007 in Betrieb genommen werden sollen, werden uns einen Schritt näher an den Anfang der Zeit, der Entstehung des Universums und vielleicht sogar des Antiuniversums bringen.

Gianni Motti’s Untersuchung dieser Phänomene ist gleichzeitig eine Annäherung an den Knotenpunkt zwischen dem Sein und dem Nichts und eine Spiegelung seiner selbst in der Antimaterie - eine Analogie für diesen Reality-Hacker und dessen Werke, die so rar, flüchtig und unwahrscheinlich sind.

Gregor Staiger, September 2005

Pressetext

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Gianni Motti. HIGGS
A la recherche de l’anti-Motti