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Die Einzelausstellung Gennaio zum Werk von Giovanni Manfredini in der Kunsthalle La Lune en Parachute in Epinal (FR) zu Beginn dieses Jahres, die in enger Zusammenarbeit mit unserer Galerie erarbeitet wurde, ist auf erstaunliches Interesse gestossen. Zum ersten Mal wurden neben Ölzeichnungen des Künstlers Werke aus den Serien Tentativo di Esistenza – Abdrücke seines Körpers – und Estasi – kreisrunde, teils umnebelte weisse Scheiben auf schwarzem Grund – dem dortigen sehr aufgeschlossenen Publikum gezeigt. Über 200 Besucher sahen die Ausstellung allein am Eröffnungsabend.

Giovanni Manfredini versteht sich als Maler. Er gestaltet sein Werk aus einer Mischtechnik, in der der Künstlerkörper zum Pinsel auf einem Russgrund wird und durch die der ganze Körper des Künstlers in Erscheinung tritt. Der Bildträger aus einer Holzplatte wird mit einer Schicht aus gemahlenen weissen Muscheln, mit Harz abgebunden, grundiert. Diese gleissend helle, glänzende und lichte Basis wird, sobald sie getrocknet ist, mit einer Russfackel geschwärzt. Anschliessend presst Manfredini seinen kompletten Körper oder gleich einem Torso nur Teile davon gegen das Bild. Ein Abdruck entsteht, indem die dagegen gepressten Partien den Russ absorbieren und helle Flächen mit dem Muschelmehl freilegen. Nicht eine Absonderung, also das Hinzufügen von Material wie man es von herkömmlichen Druckverfahren kennt, lässt ein Abbild entstehen, sondern die Wegnahme von Substanz. Es scheint, das Bild sei bereits zuvor angelegt gewesen. Erst die Berührung bringt Aufklärung in die totale Finsternis und zeigt erstaunlich viele Details im Bild des Künstlers: Haare, Falten, Poren, gar Blutgefässe. Mit einer Schicht gefirnisst und gefasst in einem massiven rostpatinierten oder schwarz lackierten Eisenrahmen weicht alle Körperlichkeit einer harten, stabilen Fläche, die den Abdruck für immer konserviert.

In jüngeren Arbeiten ersetzt er den menschlichen Körper durch eine kreisrunde Schablone. Stand bis dahin das Selbstbildnis und die Frage nach der eigenen Existenz im Mittelpunkt seiner Gemälde weicht nun alles Figürliche einer von grellem Licht beleuchteten, sich vom tiefschwarzen Grund abhebenden Scheibe. Mal mehr mal weniger von sphärischen Nebeln verschattet wird der Bildraum in ein Sfumato getaucht, mit dem der Künstler neben den Chiaroscuro-Effekten, auf eine weitere traditionelle, kunsthistorisch verankerte Bildsprache verweist. Der Titel dieser Werkgruppe Estasi (Extase) umschreibt sehr zutreffend diese schwebenden, strahlenden Gebilde, die aus einer anderen Dimension zu kommen scheinen. Wie auch immer sie zu deuten sind, sie werden zum Traumbild, das die Phantasie jedes Betrachters beflügelt.

Als Kind im Alter von zwei Jahren erlitt Manfredini schwerste Verbrennungen. Nach mehreren schmerzhaften Hauttransplantationen, die seine eigene Haut ersetzen und erneuern sollten, wurde ihm sein Leiden unerträglich und er war nicht mehr bereit, sich weiteren Operationen zu unterziehen. Diesen Häutungsprozess, der im Feuer seinen Ursprung hatte, überträgt der Künstler auf die Haut des Bildes. Unter dem Titel Dall’Inferno all’Infinito zeigt Giovanni Manfredini nun neue Werke aus der Werkgruppe der Estasi. Die unterschiedlich grossen Werke vom Format in Pocketgrösse bis hin zu monumentalen Bildern und einem grossen Tondo tauchen die Galerie in einen schwarz-weissen Kosmos. Der Titel verweist einmal mehr auf die Poesie und die Idee des Künstlers, seine im Ursprung des Feuers und des Schmerzes entstandenen Bilder für die Ewigkeit zu bannen.

Einen Blick in das Atelier des Künstlers und eine aufschlussreiche Dokumentation der Arbeitsweise Manfredinis bietet der Film “L’Arte del Pugile“. Es handelt sich um ein Künstlerportrait, in dem nicht nur der Künstler sondern auch der Mensch Darstellung finden. Diesen Videofilm können Sie über uns beziehen.

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Giovanni Manfredini
DALL'INFERNO ALL'INFINITO