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Gisela Kleinlein zeigt in der Galerie Bob Gysin neue Objekte und Bilder mit einer überraschenden Poesie und imaginären Kraft. Kleinleins (1955) formale Vokabular ist geprägt von elementaren geometrischen Formen und ihrer Präferenz für die Reihe. Inhaltlich befasst sie sich mit der Aufwertung des Materials gegenüber der Form. Das unmittelbare Ergebnis ihrer Studien sind Objekte, die eine rein selbstbezügliche Präsenz aufweisen. In verschiedenen Projekten übersteigt sie den Ausschluss von Repräsentation, Illusion und expressiven Formen, der ihrer Arbeitsweise zugrunde liegt. Nachahmung und Bildhaftigkeit finden Eingang in ihr Werk, wobei Kleinlein diese nicht vordergründig beabsichtigt.

Kleinlein fasziniert, einem alltäglichen Material eine eigene Formensprache zu entlocken. Um die Eigenschaften und Möglichkeiten eines Materials zu erforschen, setzt sie dies zunächst in Wechselwirkung mit einer stark reglementierten Form und einem auf Wiederholung angelegten Anordnungsprinzip. In ihren zwei Projekten mit Gummischläuchen schneidet sie ihr Arbeitsmaterial in gleichförmige Streifen, mal im Quer-, mal im Längsschnitt. Die kurzen und relativ breiten Querschnitte werden auf feinen Metallstangen satt aufgereiht, die feinen Längsschnitte hängt die Künstlerin gebündelt an Nägel. Die behängten Stangen wie Nägel werden seriell angeordnet. In ihrer kontrollierten Vielfältigkeit belegen die Gummistreifen auf unterschiedliche Weise die Eigenschaften des verwendeten Materials. Mal sind die Streifen rumpelig aufgrund der vormaligen Beanspruchung als Fahrradschlauch, mal fallen sie glatt in wirrem Wechsel ihrer glänzenden und matt gepuderten Oberfläche.

Der Umgang mit dem Material, dessen Hängung, bestimmt die Form dieser Werke entscheidend mit: die dreidimensionalen Formen entstehen wesentlich in Folge der Eigengesetzlichkeit des Materials, seiner Eigenschaften unter der Bedingung der Schwerkraft. Ausgeprägter finden die spontanen Formbildungsprozesse in einer weiteren Arbeit statt, bei der Kleinlein breite Papierstreifen je an einem Halter baumeln lässt. Das Papier wölbt sich an den Enden nach innen, es entstehen fliessende, leicht divergierende Formen. Kleinlein überträgt nun ihr Interesse für den natürlichen Formfluss, der sie bei weichen Materialien induziert, auf harte Materialien wie Holz und Metall. Aus Metall erstellt sie lange Schleifen, die in regelmässigen Abständen an einer Stange hängen und in ihrer Ausbildung den Formverlauf eines weichen Materials suggerieren. Der darstellende Weltbezug prägt auch eine grosszügig angelegten Installation. Breite, aneinandergefügte Holzelemente weisen Wellenbewegungen auf, die in unterschiedlichen Abständen auftretend und an den Verlauf eines Stoffbandes erinnern beziehungsweise an eine Raupe, insofern sich die gewölbten Holzelemente auch die Wand empor zu bewegen scheinen.

Die Düsseldorfer Bildhauerin stellt zum fünften Mal in der Galerie Bob Gysin aus. Sie hat in der Schweiz an mehreren Gruppenausstellungen teilgenommen und hielt vor drei Jahren eine Einzelausstellung im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen.

Ruth Littman Pressetext

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