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Gleichzeitig in Afrika...
Künstlergruppen, Kunstinitiativen und Kunstzeitschriften in Afrika
Organisation: Christian Hanussek, im Rahmen des Afrika-Schwerpunktes der Bundeszentrale für politische Bildung

Künstler: Kossi Assou, Dominique Zinkpe, Elise Daubelcour, Depth of Field  (Kelechi Amadi-Obi, Uchechukwu James-Iroha, Zaynab - Toyosi Odunsi, Amaize Ojeikere, Emeka Okereke, Toyin Sokefun), , Cercle Kapsiki (Blaise Bang, Salifou Lindou, Jules Wokam, Herve Yamguen, Herve Youmbi), Joseph Soumegne, Sue Williamson, Hala Elkoussy, Francoise Bridel, Pascale Favre, Michael Gunzburger, Maha Maamoun, Sarah Rifky, Inas Sediq, Huit Facettes (Kan-si, El Hadji Sy ...), Goddy Leye, Kan-si ...

Stationen:
03.06.05 - 17.06.05 Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
18.01.06 - 28.01.06 Universität der Künste, Berlin

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Das Projekt
Ziel des Projekts »Gleichzeitig in Afrika...« ist es, zeitgenössische afrikanische Kunst in Deutschland zu präsentieren und gleichzeitig Einblick in die Produktions- und Rezeptionsbedingungen in Afrika zu geben.
Im Sommersemester 2005 wird - in einer Kooperation der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg, mit dem Iwalewa Haus in Bayreuth - einer Geschichte afrikanischer Kunst im 20. Jahrhundert in interdisziplinären Hochschulseminaren nachgegangen. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen werden afrikanische Künstler eingeladen, ihre Arbeit zu erläutern und mit Studierenden zu diskutieren.
Eine dokumentarische Ausstellung gibt in Form von Texten, Fotos und Videos einen Überblick über eine Auswahl von Künstlergruppen, die sich unabhängig von Institutionen in Afrika gebildet haben, und den dort von ihnen umgesetzten Projekten.
Gleichzeitig werden einige dieser Künstler in Nürnberg und Bayreuth Ausstellungen, Installationen und Performances realisieren, die einen unmittelbaren Einblick in ihre Arbeit gewähren und zum Dialog einladen.

»Gleichzeitig in Afrika...« - die Ausstellung
In Afrika wurden in den 1960er Jahren - nachdem viele afrikanische Staaten die Unabhängigkeit erlangt hatten - Institutionen wie Kunstakademien und Museen gegründet und Förderprogramme für bildende Künstler eingerichtet, die inzwischen wieder weitgehend abgebaut wurden. Der wirtschaftliche Niedergang afrikanischer Länder und der Verfall der Idee einer, wie es damals erhofft wurde, Renaissance der afrikanischen Kultur angesichts der zunehmenden Abhängigkeit Afrikas in der global organisierten Welt, hat zu einer Stagnation oder sogar einer Aufgabe des kulturellen Engagements von Seiten der Regierungen geführt.
In einer solchen Situation sind in vielen afrikanischen Ländern Vereine und Gruppen durch Künstler gegründet worden, die sich auf die lokale Situation beziehen und - meist für den öffentlichen Raum - Projekte entwickeln und umsetzen. Ihr Engagement bringt sie häufig in Konflikt mit den nationalen Behörden, besonders wenn sie politische Verhältnisse und Probleme thematisieren.
Die Ausstellung »Gleichzeitig in Afrika...« wird in einer dokumentarischen Präsentation eine Auswahl von 12 Kunstprojekten und 4 Kunstzeitschriften vorstellen. In ihr werden die jeweilige lokale Situation und die Intentionen, die zu deren Gründung geführt haben, sowie der biographische Hintergrund der Initiatoren dargestellt. Realisierte Projekte werden anhand von Fotos und Videos dokumentiert und dabei die Bedingungen ihrer Produktion nachvollziehbar gemacht: die Räume, in denen oder für die die Projekte erarbeitet und präsentiert wurden, deren Rezeption und die Sicht und die Reaktionen des Publikums darauf. Die Initiatoren dieser Gruppen werden in Interviews zu den künstlerischen und politischen Ansprüchen ihrer Arbeit befragt.
Die Ansätze der verschiedenen Initiativen sind so unterschiedlich wie ihr geographischer und sozialer Kontext, der sowohl in entlegenen ländlichen Regionen als auch in Metropolen angesiedelt ist. Es handelt sich ausschließlich um unabhängige, nicht von außerhalb des Kontinents importierte Projekte, auch wenn es einigen von ihnen gelungen ist, sich die zu ihrer Umsetzung nötigen Mittel in Europa zu beschaffen. Bei manchen waren auch nichtafrikanische Künstler zur Teilnahme eingeladen. Es geht hier keinesfalls darum den Begriff afrikanische Kunst weiterhin essentialistisch zu definieren, sondern mittels einer bestimmten Auswahl, die auch nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein, erheben will, Einblick in die künstlerische Praxis auf dem Kontinent zu erhalten.

»Éwole«, Lomé (Togo)
»Éwole« bedeutet auf Baoulé »wir sind hier« und auf Yorouba »seid willkommen«. Diesen Namen gab Kossi Assou, Künstler, Designer und Kurator einem Festival, zu dem er seit 1994 alle zwei Jahre Künstler zu Workshops, Diskussionsforen und einer Ausstellung nach Togo einlädt.
Im Zentrum stehen Workshops, für die er an einem See in der Nähe von Togoville einfache Unterkünfte für die Künstler gebaut hat, wo sie sich begegnen und austauschen können. Parallel dazu wurde bei dem letzten Festival 2003 ein Workshop für Kunstkritik veranstaltet, der das Ziel verfolgte, afrikanischen Journalisten über den Austausch untereinander und den kritischen Dialog mit den Künstlern neue Perspektiven und eine differenzierte Sicht auf die Kunst zu eröffnen.
Ein weiterer Programmpunkt des Festivals sind Konferenzen und Debatten; so gab es 2003 unter anderem Beiträge von Honorat Aguessy aus Ouidah, Bénin (»Traditionelles Voudou und zeitgenössische Kunst«) und Ismail Diagabaté, Mali (»Traditionelles Bambara-Bewusstsein und zeitgenössische Kunst in Afrika“)
Der Abschluss des »Éwole« Festivals ist stets eine Ausstellung der in den Ateliers entstandenen Arbeiten in Lomé.

»Boulev‘art«, Cotonou (Benin)
1998 gründete Dominique Zinkpè den Kunstverein AYÏZO (was in Fon soviel heißt wie »Geisteswerk«), der »Le Maca«, das Haus der zeitgenössischen Künste in Abomey betreibt und seit 1999 jedes Jahr den „Boulev’art“ organisiert. 15 Tage lang werden Künstlerateliers, Skulpturen, Installationen und Videos auf der Place de l’Étoile Rouge aufgebaut, dem größten Kreisverkehr der Stadt Cotonou. Künstler aus verschiedenen Ländern arbeiten unter den aufmerksamen Augen des Publikums der Straße, das sich aus Passanten, Straßenhändlern, Schülern, Mopedtaxifahrern, Funktionären, Kindern, Handwerkern und Neugierigen zusammensetzt. Es stört, unterbricht und regt die Künstler bei ihrer Arbeit mit Fragen an, nach dem Warum, nach der Bedeutung der Werke usw.
»Boulev’art« möchte dem Publikum der Straße entgegenkommen, es für bildende Kunst interessieren und den Leuten, die nie Museen oder Galerien besuchen, die Möglichkeit geben, zeitgenössische Kunst für sich zu entdecken; den Künstlern wiederum bietet es die direkte Begegnung mit der Öffentlichkeit.
Auf dem ersten »Boulev’art« trafen sich 1999 in Cotonou 15 Künstler aus Benin, Togo und Nigeria. 2000 kamen bei dem zweiten Treffen in Cotonou und Abomey 30 Künstler aus Benin, Togo, Nigeria, Kamerun, Frankreich, Belgien und den USA zusammen. 2001 fand erneut in Cotonou der dritte »Boulev’art« mit 20 Künstlern aus Benin, Togo, Kamerun, Burkina Faso, Frankreich und den Niederlanden statt und zum vierten, vom 13. bis 25 November 2003, arbeiteten 19 Künstler aus Benin, Togo, Kamerun, Elfenbeinküste, Senegal, Frankreich der Schweiz, Holland und Brasilien, zum Thema Luftverschmutzung.

»Taxis«, Abomey (Benin), Niamey (Niger), Dakar (Sénégal)
Zwischen Oktober 2000 und Mai 2002 stattete Zinkpè drei verschiedenen Ländern längere Besuche ab, um dort zu arbeiten: Benin, Niger und Senegal. Bei diesen Aufenthalten hat er jeweils ein in eine Installation verwandeltes Auto geschaffen, in die bestimmte Charakteristika der jeweiligen Länder eingegangen sind. Am Ende jeden Aufenthaltes wurde das Taxi präsentiert und durchquerte die Straßen der Stadt.
»Taxis-Zinkpè« thematisiert die Sitten und Gewohnheiten in dem auf dem afrikanischen Kontinent üblichen Verkehrsmittel, dem Sammeltaxi. Er analysierte die kulturellen Merkmale der jeweiligen Länder und bezog sie in die Installationen ein. Sie zeigen sich in der Wahl des Fahrzeugtyps, in der Kleidung der Fahrgäste, in den Sprachen, die gesprochen werden, und der Musik, die gehört wird, in den Waren, die transportiert, und in den Religionen, die praktiziert werden.
Für die erste Etappe des Projekts arbeitete Zinkpè in den Räumen von AYÏZO in Abomey und schuf dort ein Taxi mit dem Titel « tais-toi jaloux! » (»sei still, Eifersüchtiger !«), das auf dem Salon Harmattan 2000 in Cotonou gezeigt wurde. Die zweite Etappe Zinkpès war Anfang 2002 das Kulturzentrum Franco/Nigérien in Niamey, in deren Verlauf er das Taxi « Wallaï! » schuf und im April desselben Jahres realisierte er im Village des Arts in Dakar das Taxi « Taf-Taf ». Diese drei Arbeiten, « Tais-toi jaloux ! » aus Benin,
« Wallaï! » aus Niger und « Taf-Taf » aus Dakar, wurden im Mai 2002 gemeinsam an der Place de l’Obelisque während der Biennale von Dakar ausgestellt.

»DOF« (depth of field), Lagos (Nigeria)
DOF ist eine Gruppe von 6 Fotografen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Bild von Lagos durch einen Blick von innen neu zu zeichnen. Den verbreiteten Bildern von der Härte der Lebensbedingungen der 15 Millionen Einwohner, die dabei zu Statisten des Elends degradiert werden, wollen sie ein Bild der Menschlichkeit entgegensetzen. Im Zentrum ihres Interesses steht die Identität der Bewohner, sie geben ihnen ein Gesicht. Während Lagos allgemein meist aus großer Distanz, mit langen Brennweiten – und geringer Tiefenschärfe – fotografiert wird, gehen sie auf die Menschen zu, begegnen ihnen mit Zuneigung, bauen Beziehungen auf und gewinnen so ihr Vertrauen.
Den Entschluss zur Zusammenarbeit fassten sie 2001, bei der 4. Bamako Biennale, zu der sie gemeinsam eingeladen waren. Es folgten 2003 die Ausstellungen »Lagos inside« im Französischen Kulturzentrum in Lagos, im selben Jahr »Transferts« im Palais de Beaux-Arts in Brüssel und 2004 »Lagos Stadtansichten«, in der Berliner ifa Galerie. Im März 2005 werden sie im Rahmen der Ausstellungsreihe Africa 05 verschiedener Institutionen in London ihre Arbeit in der in der South London Gallery präsentieren.
Für »Gleichzeitig in Afrika...« haben sie ein fotografisches Portrait der Stadt Nürnberg erarbeitet.

Glendora Review, Lagos (Nigeria)
Glendora Review ist eine Kunst- und Kulturzeitschrift die Kunle Tejuoso 1995 gegründet hat. Nach einem Studium der Ingenieurswissenschaften in New York war Tejuoso 1988 nach Lagos zurückgekehrt, um seinen Eltern bei der Leitung ihrer Buchhandelskette, den seit 1975 bestehenden Glendora Bookshops, zu helfen.
Glendora Review deckt verschiedene Bereiche ab, wie Literatur, Video/Film, bildende Kunst, Architektur, Poesie und Musik. Tejuoso will mit der Zeitschrift verschiedene Lesergruppen, nicht nur in Lagos, sondern in ganz Afrika und der Diaspora ansprechen und nutzt dazu unter anderem ein ambitioniertes Grafikdesign und eine Sprache, in der sich intellektuelle Diskurse darstellen und führen lassen, die aber Nichtakademiker nicht ausschließt. Die zunächst vierteljährlich erscheinende Glendora Review finanziert sich durch die Einkünfte der Buchhandlungen. Da sich seit den 90er Jahren die Lage der nigerianischen Ökonomie weiter verschlechtert hat, ist auch die Herausgabe der Zeitschrift zunehmend schwierig geworden; in den letzten Jahren erschien sie nur noch sporadisch, bestenfalls zweimal pro Jahr. Die Zeitschrift ist sowohl durch die stark gestiegenen Preise für Papier und Druck als auch durch hohen innernigerianischen und internationalen Versandkosten finanziell akut bedroht. Glendora Review ist daher in Europa nur in einigen wenigen Buchhandlungen erhältlich, vornehmlich in Großbritannien.
Die Zeitschrift stößt als eine der wenigen intellektuell orientierten Kulturzeitschriften Afrikas auf ein starkes Interesse auch seitens der kulturwissenschaftlichen Institute westlicher Universitäten.
Vor allem aber sieht Tejuoso ihre Bedeutung in Afrika, wo das Ausbildungsniveau sinkt und Intellektuelle kaum Möglichkeiten haben, sich auf dem aktuellen Stand der intellektuellen Diskussion zu halten. Glendora Review ist deshalb » ein Medium, das die marginalen und unterschiedlichen künstlerischen Kräfte und Sprachen quer über den Kontinent dokumentiert und projiziert und gleichzeitig das Wissen, das Intellektuelle und Künstler in der Ferne entwickeln, in die wichtigen und interessierten Bereiche auf dem Kontinent zurückführt.«
http://www.glendorareview.com/

»Doual‘art«, Douala (Kamerun)
Aus der Zusammenarbeit von Marilyn Douala Bell und Didier Schaub mit einigen Künstlern im Rahmen eines Stadtteilprojekts entstand 1991 die Idee, den Kunstverein »Doual‘art« zu gründen. Am Markt von Madagaskar, einem populären Viertel Doualas, wurde die Mur de Madagaskar geschaffen, eine kollektive Wandmalerei von 5 Künstlern und 5 Anwohnern. »Doual’art« will Kunst in die Öffentlichkeit bringen und umgekehrt die Künstler ermuntern, die sich in ihre Ateliers zurückgezogen hatten und untereinander kaum kannten, sich zu öffnen. »Doual’art« arbeitet mit Künstlern zusammen, die bereit sind, in das urbane Milieu einzutauchen und sich auf die sie umgebende Kultur einzulassen, die sich mit ihrer Arbeit in den sozialen Raum und das gesellschaftliche Umfeld einschreiben. Der Verein organisiert und unterstützt Kunstprojekte für den öffentlichen Raum, insbesondere in armen Wohnvierteln wie Bessengue Akwa, einem Viertel, das in einer sumpfigen Gegend gebaut wurde.
Seit 1995 verfügt »Doual‘art« auch über eine große, zentral gelegene Ausstellungshalle, in der jährlich etwa 15 Ausstellungen gezeigt und regelmäßig Vorträge und Diskussionen sowie Film- und Videovorführungen zur aktuellen Kunst veranstaltet werden. »Doual‘art« übernimmt damit auch die Rolle eines Dokumentationszentrums für zeitgenössische Kunst, über die in Kamerun in Ermangelung entsprechender Institutionen ansonsten keinerlei Informationen zugänglich sind.

»Cercle Kapsiki«, Douala (Kamerun)
Blaise Bang, Salifou Lindou, Jules Wokam, Hervé Yamguen und Hervé Youmbi gründeten 1998 in Douala die Künstlergruppe »Cercle Kapsiki«.
Sie überraschten eines Morgens die Passanten auf dem Boulevard de la Liberté, einer der Hauptverkehrsadern Doualas, mit der Installation „Hors Les Murs“. Zwei Wochen lang hatten sie zusammen mit Straßenkindern Objekte gebaut und nachts auf einem etwa anderthalb Kilometer langen Stück des Boulevards aufgebaut.
Die Objekte bezogen sich zum Teil auf die jeweiligen Plätze, an denen sie aufgestellt wurden. So wurde vor dem Gebäude der Oppositionszeitung »Le Messager«, deren Erscheinen wiederholt von der Regierung verhindert wird, das Thema Zensur behandelt und ein unvollendetes Denkmal für den Fußballspieler Mbappe Lepe durch eine Figur ergänzt.
Gegen Mittag kamen Beamte des Bürgermeisteramtes und begannen die Installationen, die sie für subversiv erklärten, abzubauen und Objekte umzuwerfen. Bereits während des Aufbaus in der Nacht hatte die Polizei mehrmals versucht, die Aktion abzubrechen, obwohl die Künstler zuvor Genehmigungen der Behörde für innere Sicherheit und des Bürgermeisteramtes eingeholt hatten.
Die Aktion wurde zunächst anonym präsentiert. Erst am folgenden Tag wurde ein Spruchband über die Straße gespannt: »Le Cercle Kapsiki et les Nanga Boko vous présent HORS LES MURS« Die verbliebenen Objekte wurden der Straße überlassen. Manche verschwanden gleich, andere blieben noch ein paar Wochen; wieder andere gingen eines Nachts in Flammen auf.
Neben ihrer individuellen Arbeit haben die Künstler von »Cercle Kapsiki« weitere gemeinsame Projekte realisiert, wie 2002 in Yaoundé »Dedans-Dehors« in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, und organisierten 2003 das Festival »Scénographie Urbaine« in New Bell einem einfachen, belebten Viertel Doualas, zu dem Künstler aus der Demokratischen Republik Kongo, Ägypten, dem Libanon und Frankreich eingeladen waren.

Joseph Soumégné, »La Nouvelle Liberté«, Douala (Kamerun)
« La Nouvelle Liberté » heißt eine etwa 12 Meter hohe Plastik im Kreisverkehr von Deïdo, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Douala, die 1996 aufgestellt wurde und mittlerweile zu einem der Wahrzeichen der Stadt avancierte.
Die Initiative für dieses Projekt ging von »Doual’art« aus, die den Künstler Joseph Soumégné beauftragt hatte, ein Konzept für eine Plastik für diesen Platz zu entwickeln.
Soumégné schlug vor, sie « La Nouvelle Liberté » zu nennen; er wollte eine Arbeit zum Thema Freiheit machen und dabei auf die New Yorker Freiheitsstatue Bezug nehmen. Dass diese in ihrer rechten Hand eine Flamme hält, die für Soumégné Gewalt und Zerstörung symbolisiert, versteht er als einen Widerspruch zur Idee von Freiheit, die stets frei von Gewalt sein müsse.
Für die technische Umsetzung hat Soumégné mit einem Statiker zusammengearbeitet und ein großes Atelier in der nahe gelegenen Marinebasis bezogen.
Am Tag der Errichtung der Plastik in Deïdo, einem Sonntag im Juli 1996, waren viele Anwohner gekommen, die neugierig waren und sich darüber freuten, dass dort ein Kunstwerk aufgestellt wurde. Das anfängliche Wohlwollen wich zunehmend der Skepsis, da die Plastik aus Schrotteilen zusammengebaut ist und man sich wohl etwas Schöneres, etwa eine Bronzeskulptur, gewünscht hätte. Zudem wurde in der Presse verbreitet, dass der Künstler ein Bamiléké sei und aus dem Westen Kameruns stamme, was weitere Ressentiments auslöste, da diese ethnische Gruppe in Kamerun von vielen schlecht angesehen ist und man ihr mit Vorurteilen begegnet.
Die Nouvelle Liberté ist heute als Monument zum Wahrzeichen für Douala geworden. Ihr Bild findet sich auf Postkarten, ausländische Fernsehjournalisten posieren vor ihr für Berichte aus Douala und Rapgruppen benutzen sie für ihre Videoclips. Die Brauerei Guinness setzt sie sogar als zentrales Motiv in ihrer Werbung ein (ohne allerdings dem Künstler seine Unheberrechte zu entgelten).
Soumégné möchte mit seiner Plastik erreichen, dass die Leute die Idee der Freiheit hinterfragen. Diese ist für ihn nichts Sauberes, wie auch die Wahrheit über die Menschheit nichts Sauberes ist. Er beschreibt ihre Ikonografie: »Die Nouvelle Liberté« steht auf einem Bein; dies ist eine Geste der Anstrengung, wie auch die Aufrechterhaltung von Freiheit eine ständige Anstrengung bedeutet. Die rechte Hand ist die der Gewalt, sie ist nach unten gerichtet und die linke Hand, die der Klugheit, ist nach oben gestreckt. Für mich gehen Gewalt und Freiheit nicht zusammen. Klugheit ist nötig, um die Interessen des anderen respektieren zu können, sich selbst im Angesicht des anderen wiederzufinden. Deshalb hat die Freiheit einen Spiegel anstelle des Gesichts.“

»Memórias Íntimas Marcas«,
Luanda (Angola)
(»Erinnerungen, Intimes, Spuren«)
Der angolanische Künstler Fernando Alvim hat im April 1997 zwei weitere Künstler zu einem gemeinsamen Arbeitsaufenthalt nach Cuito Cuanavale eingeladen, eine Ortschaft, die in einem der blutigsten Schlachtfelder des etwa vierzig Jahre dauernden Krieges in Angola gelegen ist. Mit dem Südafrikaner Gavin Younge und dem Kubaner Carlos Graciaoa quartierte er sich in einem zerstörten Haus ohne Strom und Toiletten ein. Sie begannen an diesem Ort ohne vorab entwickelte Konzepte zu arbeiten, überließen sich den Impulsen, die ihnen der Raum, die Landschaft gaben. Es entstanden Videoarbeiten und Installationen, die später zum Teil für Ausstellungen weiterbearbeitet wurden.
Schon die Arbeitsphase in Cuito Cuanavale kann als eine Art Ausstellung angesehen werden, da jeden Abend mit Hilfe eines Generators und eines kleinen Monitors die tagsüber entstandenen Videoarbeiten zusammen mit der Dorfbevölkerung betrachtet wurden. Eine Installation/Videoarbeit Alvims, in der zwei Puppen mit je zwei Köpfen durch einen Graben gezogen wurden, beeindruckte die Einwohner so sehr, dass der Dorfchef bat, eine der Puppen behalten zu dürfen, für die dann eine Art Schrein gebaut wurde.
Alvim hatte das Projekt ein Jahr lang in Luanda vorbereitet und es war ihm gelungen, die Finanzierung ausschließlich mit Mitteln angolanischer Firmen und Institutionen und des Staates zu sichern und sogar das Militär dazu zu bringen, die Künstler nach Cuito Cuanavale und zurück nach Luanda zu fliegen.
Nach der Arbeitsphase folgte eine Reihe von Ausstellungen, zuerst im Portugiesischen Kulturzentrum in Luanda und dann im Castle of Good Hope in Kapstadt.
Alvim lebte in der Folge in Johannesburg und entwickelte dort das Projekt weiter. Er lernte Künstler kennen, die unmittelbare Erfahrungen mit dem Krieg hatten und die er für die weiteren Ausstellungen in Johannesbug und Pretoria einlud. Des Weiteren kamen auch Künstler aus Burundi, Kongo und Kamerun hinzu, die Erinnerungen oder Erfahrungen von Gewalt und gewaltsamen Veränderungen hatten.
Das Projekt wanderte schließlich nach Europa mit Ausstellungen im Stadtmuseum in Lissabon 1998/99 und im MUHKA, Antwerpen 2000, in denen auch europäische Künstler beteiligt waren.

»Chimurenga«, Kapstadt (Südafrika)
Chimurenga, ist ein Begriff aus Zimbabwe für »Der Kampf geht weiter«. So heißt auch die Zeitschrift zu Kunst, Musik, Literatur, Film und Politik, die Autor und DJ Ntone Edjabe seit 2002 in Kapstadt herausgibt. Neben den mittlerweile 6 Printausgaben sind 9 Ausgaben von Chimurenga online (the sibling) im Internet publiziert worden: mit Bildern, Essays, Kritiken, Interviews, Lyrik, Ausschnitten aus Neuerscheinungen, Nachrufen (z.B. auf Eduard Said im Nov. 2003) usw.
2003 veröffentlichte der senegalesische Kunstkritiker Iba Ndiaye Diadji seinen provokativen Artikel: »Are Africans interested in their Art ?« (»Interessieren sich Afrikaner für ihre Kunst?«), auf den der Kameruner Künstler Goddy Leye die Replik schrieb: »La solution se trouve-t-elle dans un repli dit identitaire?« (»Findet sich die Lösung etwa in einer »identitär« genannten Wendung?«)
Jedes Heft gibt sich mit seinem Titel ein Thema wie »Music is the weapon«, in der ersten Nummer, »Black Gays & Mugabes« in der vierten und »The Orphans of Fanon« in der letzten. Diese Themen werden meist von einer schwarzen Perspektive aus betrachtet; in der Zeitschrift schreiben aber auch weiße Autoren.
In den Artikeln werden Fragen zu afrikanischer Kultur und Politik, die in Afrika eher tabuisiert sind, wie Homosexualität oder die Rolle des organisierten Verbrechens, auf für afrikanische Verhältnisse ziemlich provokante Art behandelt.
Das rohe Grafikdesign in schwarz und rot, das von RedhotMoondog aus Johannesburg gestaltet wird, gibt der Zeitschrift die Direktheit eines Punk-Fanzines.
Chimurenga reiht sich in die Tradition legendärer Zeitschriften wie »Transition« (Uganda), »Black Orpheus« (Nigeria), »Présence Africaine« und besonders »Staffrider« (der Plattform für schwarze Südafrikanische Künstler und Autoren) ein.
Chimurenga greift die panafrikanischen Ambitionen eines Fela Kutis auf, dessen Kalakuta Republic dem von Edjabe gegründeten Kalakuta Trust, ihren Namen gab. Kalakuta produziert Chimurenga und betreibt ein Bücher- und Videocafe, mit Leseräumen und einer Videothek, die in Zusammenarbeit mit der Film Resource Unit aus Johannesburg eingerichtet wurde und über das breiteste Angebot an Filmen aus Afrika und der Diaspora in Kapstadt verfügt. Er ist für die der Zeitschrift verbundenen Künstler und Intellektuellen Treffpunkt und Plattform, mit Ausstellungen, Buchpräsentationen und Lesungen – »Thembi Mtshali’s Soul Kitchen is open daily from 9am-6pm!« - ähnlich seinem Vorbild, Felas’ Commune im Lagos der 70er Jahre. Als Wahlspruch kann sein Ausspruch gelten: »Who No Know Go Know«, der so viel bedeutet wie: Wenn man etwas nicht weiß, sollte man es herausfinden (und sich zu diesem Zweck sofort in Bewegung setzen).
http://www.chimurenga.co.za/

»Artthrob«, Kapstadt (Südafrika)
Artthrob ist eine Online-Zeitschrift für die südafrikanische Kunstszene, die 1997 von der Künstlerin und Autorin Sue Williamson gegründet wurde.
Williamson hatte zwei für die Szene wichtige Bücher veröffentlicht: 1989 war »Resistance Art in South Africa« und 1996 das zusammen mit Ashraf Jamal verfasste “Art in South Africa, the Future, the Present” erschienen, als ihr ein Internetprovider vorschlug, eine Kunstplattform für das neue Medium zu entwickeln. Zu dieser Zeit hatte sie selbst noch nicht einmal eine E-Mail Adresse und das ganze war ein Pionier Projekt. Anfangs kamen alle Beiträge von ihr selbst, erst nach einiger Zeit forderte sie auch andere Künstler und Kritiker auf für Artthrob zu schreiben, allerdings ohne Honorar.
Die Internetplattform bietet die Möglichkeit Artikel ohne Druck- und Vertriebskosten zu veröffentlichen. Artthrob fing ganz klein an, mit 86 Zugriffen im ersten Monat; heute werden monatlich über 100.000 »Clicks« gezählt, zur Hälfte aus Südafrika und vom Rest der Welt. Die Website bietet aktuelle Informationen über Ausstellungen in den verschiedenen südafrikanischen Städten, Stipendien und andere Angebote für Künstler, personelle Veränderungen in den Museen usw.
Artthrob übernimmt auch eine wichtige Rolle bei der Bekanntmachung und Förderung der südafrikanischen Kunstszene im Ausland. Künstler, Kuratoren und Interessierte aus aller Welt können sich in den Rubriken LISTINGS, NEWS und REVIEWS über Ausstellungen und Ereignisse in Südafrika informieren. Unter ARTBIO finden sich in über 70 Einträgen ausführliche Informationen über einzelne Künstler mit Statements und Ausstellungslisten. Das Archiv enthält umfangreiche Kritiken und Artikel zu verschiedenen Themen und bildet eine wichtige, stets zugängliche Quelle für kunsthistorische Recherchen. In gedruckter Form würde es bereits ganze Bücherregale füllen und selbst digital wird der Speicherplatz auf dem Server knapp; deshalb wird nun ein CD-ROM-Archiv mit den Daten aus den ersten 5 Jahren von Artthrob produziert.
Anfangs wurde Artthrob vom National Arts Council mit kleinen Beträgen gefördert. Mittlerweile muss die Zeitschrift die bescheidenen Honorare seiner heute insgesamt 8 Mitarbeiter ausschließlich über den Verkauf der EDITIONS FOR ARTTHROB erwirtschaften, die in Zusammenarbeit mit der Goodman Gallery produziert werden.
HYPERLINK "http://www.artthrob.co.za/" http://www.artthrob.co.za/

»Gallery«, Harare (Zimbabwe)
Die Kunstzeitschrift Gallery wurde 1995 von Derek Huggins, dem Leiter der Galerie „Delta“ in Harare, und der Kunstkritikerin Barbara Murray gegründet. Ihre letzte Nummer erschien Anfang 2002 und ihr Weiterbestehen ist leider eher unwahrscheinlich.
Ihr Anliegen war das Geschehen in Zimbabwes Kunstszene zu dokumentieren, Interesse und Diskussionen anzuregen und überhaupt darauf aufmerksam zu machen, dass es in Simbabwe eine bemerkenswerte Kunstszene gibt. Kunstkritik sollte auch einem breiteren Publikum Zugang und Verständnis von Kunst ermöglichen.
In den dreißig Jahren, in denen Derek Huggins’ seine Galerie betreibt, wuchs ein Zirkel von Künstlern und Kunstliebhabern, die den Kern der Zeitschrift bilden. Sie schufen ein Forum für Kunstkritik und ermutigten gerade auch junge, für Kunst empfängliche Leute, über Kunst zu reflektieren und zu schreiben. Mit der Zeitschrift Gallery sollte sich eine Schreib-, Denk- und Kritikkultur entwickeln, für die es in Simbabwe sonst keinen Ort und keine Institution gibt, keine Hochschule oder Ähnliches. Die regelmäßige Herausgabe einer zimbabwischen Kunstzeitschrift ist auch als Reaktion darauf zu verstehen, dass Kritik und Bewertung afrikanischer Kunst üblicherweise Experten aus Europa und den USA überlassen bleibt, die sich in Afrika in kürzester Zeit ein Bild von afrikanischer Kunst machen und dieses dann in Europa und den USA in Büchern und Artikeln verbreiten. Gallery war eine Initiative, sich selbst eine Stimme zu verschaffen und etwas für die Künstler, die Stadt, das Land, den ganzen Kontinent zu tun.
Tatsächlich wurde Gallery zu einer wichtigen Informationsquelle über afrikanische Kunst für Galerien und Interessierte auch in Europa und den USA. Für die Künstler bietet Gallery eine Möglichkeit, sich zu äußern und Resonanz zu finden; da ihre Kunst über die Zeitschrift zu künstlerischen Positionen in den Nachbarländern und in Übersee in Beziehung gesetzt wird, findet auch ein professioneller Austausch statt.
Nachdem Barbara Murray 2000 nach London emigrierte, übernahm Murray McCartney die Redaktion der Zeitschrift. Seit der Nummer 31 im Jahr 2002 ist keine Ausgabe von Gallery mehr erschienen. Dies liegt in einigen folgenreichen Entwicklungen begründet: In den letzten Jahren hat Zimbabwes Kunstszene eine Reihe von Künstlern durch die Aids-Epidemie verloren. Viele Künstler und Kritiker, weiße wie schwarze, haben wegen der politischen und ökonomischen Krise Zimbabwes das Land verlassen. Auch Kunstliebhaber und -käufer sind emigriert, so dass sich die Galerie Delta heute auch finanziell in einer prekären Situation befindet. Derek Huggins weiß zur Zeit nicht, ob und wie Gallery weiter erscheinen kann, obschon sich die Zeitschrift nach jahrelangem Überlebenskampf ein gutes Verteilernetz aufgebaut und große Anerkennung verdient hat. Mit ihren 31 Nummern, die im Laufe von 8 Jahren herausgekommen sind, hält Gallery einen Rekord für eine in Afrika erscheinende Kunstzeitschrift.

»Surprise Art Centre«, Zimbabwe
Tapfuma Gutsas »Surprise Art-Centre« hat in seiner ländlichen Umgebung in Zimbabwe auch ganz praktische Funktionen, wenn Nachbarn telefonieren müssen, dringend ein Auto brauchen oder einfach nur ein Glas Bier trinken wollen. Nachdem seine Arbeiten auf vielen internationalen Ausstellungen gezeigt und hauptsächlich ins Ausland verkauft wurden, hatte er den Wunsch, seine Kunst auch »seinen« Leuten, denen er sich verpflichtet fühlt, zugänglich zu machen. Zu dem »Surprise Art-Centre« gehören sein Atelier, eine Ausstellungshalle, Gästeateliers und ein Skulpturengarten mit Grillplatz und Kneipe. Gutsa betrachtet das Projekt als ein postmodernes Experiment: die Besucher aus unterschiedlichen sozialen Schichten sollen nicht nur Kunstobjekte besichtigen, sondern in ein Gesamtkonzept einbezogen und Teil eines Environments werden.

»In a Furnished Flat in Cairo«,
Kairo (Ägypten)
»In a Furnished flat in Cairo« ist ein Projekt, das Hala Elkoussy initiierte, nachdem sie von einem einjährigen Studienaufenthalt in London nach Kairo zurückgekehrt war. Sie brachte sieben Künstler (4 Ägypter und 3 Schweizer) zusammen, die sich im Januar 2004 für einen Monat eine möblierte Wohnung teilten und dabei jeweils eine Installation vor Ort entwickelten.
Der vorübergehende Charakter der Interventionen der Künstler in den Räumen widersprach herkömmlichen Vorstellungen von dem Zuhause als sicherem Zufluchtsort und als Anker der Identität. Der Wohnraum wurde zu einer Plattform für die Dekonstruktion vertrauter Strukturen häuslichen Verhaltens und jener Mechanismen, über die sich Identität und gesellschaftliche Stellung manifestieren.
Auf die Arbeitsphase folgte eine Ausstellung, in der die Wohnung vom 5. bis 25. Februar 2004 für das Publikum geöffnet war.
http://www.inafurnishedflatincairo.com/

»Huit Facettes«, Dakar (Senegal)
»Huit Facettes« ist eine Gruppe von acht senegalesischen Künstlern, die neben ihrer individuellen Arbeit einige gemeinsame Projekte in der Gruppe realisiert haben. Seit 1995 arbeiten sie an einem Entwicklungsprojekt, in dem Dorf Hambdallaye, in der Region der oberen Casamance, etwa 700 km von Dakar entfernt; es wurde schon bei der Dokumenta 11 vorgestellt.
Das Projekt stellt sich einerseits die Frage, wie Entwicklungsarbeit im ländlichen Raum anders aussehen kann, wenn Künstler sowohl ihre Erfahrungen und Ideen als auch ihre Energie und Arbeitsweise einbringen, und andererseits, welche Konzepte von Kunst und Kultur Künstler entwickeln können, die normalerweise in einem urbanen Milieu und im Kontext etablierter ästhetischer Werte produzieren, aber offen genug dafür sind, diese aus einer ihnen fremden Perspektive kritisch zu betrachten.
Man knüpfte Kontakte und Verbindungen, indem das kreative Potential des Dorfes in das Projekt einbezogen wurde; so arbeitet zum Beispiel ein traditioneller Maler, der in diesem Dorf lebt, bei der Gestaltung von Gebäuden und kunsthandwerklichen Produkten mit. Es wurden einige Werkstätten für handwerkliche Arbeiten eingerichtet, wie Färberei, Glasmalerei, Näherei, und Stickerei, in denen die Bevölkerung während der Trockenzeit Beschäftigung findet.
Das Ziel ist, die kreativen Kräfte der Teilnehmer, meist Frauen und Jugendliche, freizusetzen und sie nicht als entwicklungspolitische Objekte zu behandeln, sondern ihnen die Erfahrung zu vermitteln, dass sie selbst die Initiative zu neuen Betätigungsfeldern ergreifen und produktiv werden können. Hier sieht »Huit Facettes« auch ihren politischen Anspruch: die starke und oft lähmende Präsenz der westlichen Kultur zu brechen, die in einem solchen Dorf zwar kaum manifest ist, in der Vorstellung und in dieser Latenz aber umso übermächtiger sein kann.
In den letzten 10 Jahren hat »Huit Facettes« noch weitere Projekte realisiert, darunter 1998 im Off-Programm der Dak’art Biennale die Ausstellung »Ici et Maintenant« (»Hier und Jetzt«) in Joal, einem kleinen Städtchen an der »Petite Côte«, etwa 100 km südlich von Dakar. Hier wurde ihnen vom Bürgermeister ein alter, 400 qm großer Hangar zur Verfügung gestellt, den sie als Atelier und für Veranstaltungen nutzen.
Auch außerhalb Afrikas ist die Gruppe tätig, so seit 2003 bei einem Projekt der Stiftung Pistoletto in Norditalien, das sich mit der dortigen großen senegalesischen Migranten- Community auseinander setzt.

In der dokumentarischen Ausstellung wurden vorgestellt:

„Éwole“, Lomé (Togo), Kunstfestival mit Workshops, Ausstellung etc.
Initiator und Organisation: Kossi Assou, Künstler, Designer, Kurator

„Boulve’art“, Cotonou (Benin), jährliches Ausstellungsprojekt
Initiator: Dominique Zinkpè, Künstler, Organisation Elise Daubelcour, Kuratorin

„Taxis“, Ausstellungsprojekt an verschiedenen Orten
Dominique Zinkpè, Künstler

„DOF (depth of field)“, Lagos (Nigeria), Fotografenkollektiv
Kelechi Amadi-Obi
Uchechukwu James-Iroha
Zaynab - Toyosi Odunsi
Amaize Ojeikere
Emeka Okereke
Toyin Sokefun

„Glendora Review“, Kunstzeitschrift, Lagos (Nigeria)
Herausgeber: Olakunle Tejuoso

„Cercle Kapsiki“, Künstlergruppe, Douala (Kamerun) Blaise Bang
Salifou Lindou
Jules Wokam
Herve Yamguen
Herve Youmbi

„La Nouvelle Liberté“, Skulptur im öffentlichen Raum, Douala, Kamerun
Joseph Soumégné, Künstler, Yaoundé (Kamerun), Produktion: Doual’art s.u.

„Doual’art“, Kunstverein Douala (Kamerun)
Leitung: Marilyn Douala-Bell und Didier Schaub, Kuratoren

„Memórias Íntimas Marcas“, Ausstellungsprojekt an verschiedenen Orten
Initiator und Organisation: Fernando Alvim, Luanda (Angola)

„Chimurenga“, Kunstzeitschrift, Kapstadt (Südafrika)
Hedrausgeber: Ntone Edjabe, Autor und DJ

„Artthrob“, Online Kunstzeitschrift, Südafrika
Herausgeberin: Sue Williamson, Künstlerin, Kapstadt (Südafrika)

„Gallery“, Kunstzeitschrift, Harare (Zimbabwe)
Heraugeber: Derek Huggins, Galerist, Harare (Zimbabwe)

„Surprise Art Centre“, Kunstzentrum für Ausstellungen und Workshops, Zimbabwe
Gründer: Tapfuma Gutsa, Künstler

„in a furnished flat in cairo“, Ausstellungsprojekt, Kairo (Ägypten)
Initiatorin und Kuratorin: Hala Elkoussy, Künstlerin, Kairo HYPERLINK
Beteiligte Künstler:
Francoise Bridel, Genf (Schweiz)
Hala Elkoussy, Kairo
Pascale Favre, Genf (Schweiz)
Michael Gunzburger, Schweiz
Maha Maamoun, Kairo
Sarah Rifky, Kairo
Inas Sediq, Kairo

„Huit Facettes“, Künstlergruppe, Dakar, Senegal
ursprünglich 8 Mitglieder, seither jedoch wechselnd, darunter:
Kan-si
El Hadji Sy

Im Rahmen des Projektes wurden nach Deutschland eingeladen:

DOF (depth of field), Lagos (Nigeria)
Die 6 Fotografen dieser Gruppe haben ein fotografisches Portrait der Stadt Nürnberg erstellt, das im Juni 2005 in der Stadtbibliothek Nürnberg ausgestellt war.
Außerdem wurde eine Auswahl ihrer Fotos Anfang 2006 im Einstein Forum, Potsdam gezeigt.

Dominique Zinkpè hat eine Installation zu seinem Taxi-Projekt entwickelt, die im Sommer 2005 im Iwalewa Haus Bayreuth und Anfang 2006 im Deutschlandhaus Berlin gezeigt wurde.

Hala Elkoussy hat Vorträge zur Kunstszene in Kairo gehalten und ihre Videoinstallation „Peripheral“ gezeigt: in der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, im Iwalewa Haus Bayreuth und im Einstein Forum Potsdam (alle 2005).

Goddy Leye, Künstler, Douala (Kamerun) hat seine Videoinstallation „we are the world“ Anfang 2006 im Deutschlandhaus Berlin gezeigt und am Internationalen Symposium in der UdK Berlin teilgenommen.

Kan-si, Künstler, Dakar (Senegal) hat seine Text- Videoinstallation „Lu et approuvé“ Anfang 2006 im Deutschlandhaus Berlin gezeigt und am Internationalen Symposium in der UdK Berlin teilgenommen.

Die beiden Zeitschriftenherausgeber Olakunle Tejuoso, Lagos und Ntone Edjabe, Kapstadt haben am Internationalen Symposium in der UdK Berlin teilgenommen.