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Galerie Max Hetzler zeigt neue Gemälde und Skulpturen von Glenn Brown. Dies ist die vierte Einzelausstellung des britischen Künstlers in der Galerie. Sowohl das Thema als auch der Maßstab der sieben präsentierten Gemälde, darunter Porträts und Stillleben, entsprechen klassischen Genres der abendländischen Malerei, die häufig für private Räume bestimmt waren. Umso mehr schafft die Wohnung im Stadtteil Charlottenburg, die die Galerie Max Hetzler Temporary bespielt, eine optimale Umgebung für diese Ausstellung.

In den Arbeiten Die grosse Nacht im Eimer und Almond Blossom erscheinen die Gesichter der ältlichen Männer verzerrt, die Haut und das Haar flimmern seltsam mit Farben, während die Figuren in sich versunken oder abwesend wirken. Die Gemälde erinnern sehr an Porträts der Alten Meister, wobei sie sich durch ihre Ambiguität von Schönheit und Hässlichkeit bzw. Leben und Tod auszeichnen. Die weibliche Figur in dem Gemälde Nigger of the World, dessen Titel an das Lied von Yoko Ono und John Lennon anknüpft, geht auf Rembrandts Susanna und die beiden Alten zurück. Indem Brown ihr Gesicht unsichtbar macht, richtet er den Blick des Betrachters explizit auf den grünlich und gelblich schimmernden Körper der verlegen wirkenden Frau. Das Bild fesselt außerdem durch die dunkelblaue Kulisse, von der sich die weibliche Figur sehr stark farblich absetzt. The Life Hereafter, nach einem Gemälde von Van Gogh, zeigt ein in der Kunstgeschichte gängiges Motiv von Blumen, die von Brown in einem close-up dargestellt werden – man könnte sagen – porträtiert wurden. Die Farben und Strukturen lösen sich auf, als würden sich die Blumen im Prozess der Verwesung befinden. Die Skulpturen, die seine Faszination für Farbe betonen, erscheinen wie dreidimensionale Gemälde, die aus dicken Strichen von Ölfarbe gemacht wurden.

Glenn Brown kann als ein hervorragender Manierist betrachtet werden, der den Zuschauer mit übertriebenen und manchmal grotesken Formen verwirrt. In seiner individuellen Herangehensweise stellt sich der Manierismus weniger als ein zeitlich abgeschlossenes Phänomen als vielmehr eine „zeitlose künstlerische und kulturelle Disposition“ (Katarzyna Uszynska) heraus. Michael Bracewell beschrieb Glenn Browns Gemälde als ein Spektakel – der Künstler kreiert imaginäre Welten, in die er den Betrachter einlädt. In seinen Gemälden nimmt Brown Bezug, eignet sich an, befragt und spielt mit künstlerischen Strategien von der Renaissance zur Gegenwart und stellt dabei eine einzigartige Ikonografie her. Des Weiteren beeindrucken seine Werke dank ihrer virtuosen Technik: Während Brown traditionell in Öl auf Holz malt, entpuppen sich die auf den ersten Blick pastos und expressionistisch wirkenden wirbelförmigen Pinselstriche als ein trompe-l'oeil, das der Maler mit der Benutzung von sehr dünnen Pinseln erreicht. Unter der glatten Oberfläche entstehen vielfache Schichten von Referenzen, die der Effekt eines komplexen Prozesses sind.

Glenn Brown wurde 1966 in Hexham, Northumberland (UK) geboren. Er lebt und arbeitet in London. 2000 wurde er für den Turner Prize nominiert. Brown wurden Einzelausstellungen in führenden Institutionen wie Serpentine Gallery (London) in 2004, Kunsthistorisches Museum (Wien) in 2008, Tate Liverpool, La Fondazione Sandretto Re Rebaudengo (Turin) in 2009 und dem Ludwig Museum (Budapest) in 2010 gewidmet. Seine Werke befinden sich in Sammlungen renommierter Museen wie dem Art Institute of Chicago, Walker Art Center in Minneapolis und dem Centre Pompidou in Paris.

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Glenn Brown
Ort: Max Hetzler Temporary Bleibtreustraße 45 Berlin-Charlottenburg