press release only in german

Die Galerie im Taxispalais, Innsbruck präsentiert mit Closed Cities erstmals das neueste Fotoprojekt des Tiroler Künstlers Gregor Sailer (1980 in Schwaz geboren, lebt und arbeitet in Innsbruck und Vomp). In Closed Cities beschäftigt sich Sailer mit dem Phänomen geschlossener, von der Außenwelt hermetisch abgeriegelter Städte – künstlich geschaffene urbane Zonen, die weitab jeder Zivilisation liegen, von unwirtlichster Natur umgeben sind oder von hohen Zäunen umschlossen werden. Es sind Orte der Rohstoffförderung, Flüchtlingslager oder aber sogenannte Gated Communities für Wohlhabende. Gemeinsam ist diesen Siedlungen, dass sie zumeist an äußerst exponierten Orten existieren und künstlich am Leben erhalten werden müssen, da aufgrund fehlender Voraussetzungen in diesen Gegenden niemals eine ‚natürliche‘ Stadt entstehen würde. Zudem handelt es sich um Orte, die vor allem für Ausländer oder Fremde unzugängliches Sperrgebiet darstellen – weder ein Aufenthalt, geschweige denn Fotografieren sind erlaubt. Das ist auch der Grund, weshalb es von einigen dieser Städte bislang nur wenige Bilder gibt. Begonnen hat die Entwicklung von geschlossenen Städten in der heutigen Form bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Der Begriff der ‚geschlossenen Stadt‘ ist ursprünglich auf die Sowjetunion zurückzuführen, in der zur Zeit des Kalten Krieges zahlreiche militärische Geheimstädte enstanden sind.

In einer monatelangen Recherchephase beschäftigte sich Gregor Sailer intensiv mit aktuell existierenden und funktionierenden geschlossenen Stadtkonstrukten. Bevor er von 2010 bis 2012 sechs solche „geheime“ Städte auf drei Kontinenten bereiste und fotografierte, durchlief er unzählige Genehmigungsverfahren und mühsame Organisationsprozesse, um sich Zutritt zu den Städten zu verschaffen. Mit der analogen Großbildkamera enstehen nüchterne, dokumentarische Aufnahmen der Diamantenstadt Mirny in Sibirien, der Ölstadt Neft Daslari in Aserbaidschan, der Gasstadt Ras Laffan in Katar und der Kupferstadt Chuquicamata in Chile. Neben diesen reinen Rohstoffstädten fotografierte Sailer auch Flüchtlingsstädte in Algerien/Westsahara sowie die Gated Community Nordelta in Argentinien. Sailers Fotografien zeigen nicht nur ein spannendes Spektrum an urbaner Architektur, sondern verweisen auch auf die ökonomischen, politischen und soziologischen Ursachen, die zur Entwicklung der unterschiedlichen Orte beigetragen haben. Seine stets menschenleeren Aufnahmen bringen die Tristesse und das Surreale der sich teilweise im Verfall befindenden Orte zum Ausdruck und erzählen von den extremen Lebensbedingungen, unter denen die Menschen dort wohnen. Mit Closed Cities thematisiert Gregor Sailer jene Zeitenwende, in der sich die Menschheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts befindet. Gesellschaftliche Konfliktfelder wie Eingrenzung, Ausgrenzung, Macht, Kontrolle, Sicherheit und Angst, Globalisierung und Ausbeutung der Ressourcen um jeden Preis bannt er in stille, bestechende Fotografien.

Neben einer Auswahl großformatiger Fotografien wird in der Ausstellung auch dokumentarisches Material, das Einblicke in die oft langwierige und beschwerliche Annäherung an die verschiedenen Orte gibt, präsentiert.

Anschließend wird die Ausstellung in der Galerie foto-forum, Bozen gezeigt.