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„Das langsame Schauen eröffnet etwas Neues.“ Äusserst behutsam nähert sich Guido Baselgia den meist kargen Erdzonen an und erforscht und dokumentiert die „Haut der Erde“. Baselgia hat sich mit seinen beiden Werkzyklen „Hochland“ (1999-2001) und „Weltraum“ (2002-2003), die im Bündner Kunstmuseum in Chur und im Kunsthaus Zug umfassend gezeigt wurden, eine eigene Bildwelt erschaffen, die sich dezidiert von der traditionellen Landschaftsfotografie unterscheidet. Guido Baselgia stellt erstmals in der Galerie Bob Gysin aus und zeigt rund zwanzig Arbeiten, die an diese Werkzyklen anschliessen, aber neue Akzente setzen. Die differenzierten Grautöne werden weiter aufgehellt und das Starre und Flüchtige – die Aggregatzustände der Phänomene – fesseln verstärkt die Aufmerksamkeit des Künstlers.

Baselgia vermeidet den spektakulären Blick, der Gebirge oder Ebenen in Pathos aufgehen lässt. Die Motive, die er auswählt, sind scheinbar unbedeutend: Geröllhalden, Steinwüsten, Gletscher und Moränen, Schneedünen und gefrorene, mit Schnee bedeckte Seen. Die Phänomene sind meist gleichförmig und oft fehlen klar identifizierbare Anhaltspunkte, an denen sich der Betrachter orientieren könnte. Baselgias Augenmerk gilt den Oberflächenstrukturen und deren Verlauf. Durch die spezifische Wahl der Schärfeebene lässt er „Nah- und Fernsicht zusammenfliessen“. Die homogene Schärfe und die Gleichförmigkeit der Motive erzeugen eine „All-over-Struktur“ (Matthias Haldemann), die den Blick des Betrachters hin und her gleiten lässt. Mit dieser Kompositionsweise hebt sich Baselgia vom konventionellen Landschaftsbild ab, das in Vorder-, Mittel- und Hintergrund gegliedert ist.

Auch auf der inhaltlichen Ebene findet eine Wendung hin zur Abstraktion statt. Mit dem blossen Vermerk der Längen- und Breitengrade des Standorts löst er seine Landschaftsansichten aus dem kulturellen Kontext. Im Bild selbst bewirkt die Isolation der Phänomene, dass diese ihre Eindeutigkeit einbüssen. Aufnahmen von Schneefeldern erinnern beispielsweise an Wolken, Sandwüsten, Felswände oder Gebirgsformationen. Baselgia führt uns „Landschaft als offenes Zeichensystem“ (Peter Pfrunder und Beat Stutzer) vor. Seine Bilder lassen sich nicht fixieren und laden zu vielseitigen Deutungen ein.

Ruth Littman

Nachtrag: Eine ungefähre Verortung der Projekte Der geografische Raum seiner Fotoexpeditionen weitet sich zunehmend aus. Auf das Projekt „Hochland“, das Baselgias Heimattal, das Engadin, portraitiert, folgten seine Studienreisen in den „Weltraum“ des hohen Nordens. Die neuen Bilder erzählen von der „Oberfläche der Erde“ zwischen Sizilien und Norwegen und in einem Folgeprojekt soll das Hochland der Anden erkundet werden. Selbst in prekären Situationen arbeitet Baselgia ausschliesslich mit seiner Fachkamera. Sämtliche Abzüge, auch die grossformatigen, erstellt er eigenhändig in seinem Atelier in Zug.

Pressetext

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Guido Baselgia - Von der Oberfläche der Erde