press release only in german

Vernissage: Samstag 25. Juli 2015 um 18:00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Dr. Elisabeth Fiedler, Universalmuseum Joanneum Graz

Die Karriere von Gunter Damisch (geb. 1958 in Steyr) begann in der ersten Hälfte der 1980er-Jaahre als er einerseits im Umfeld der in der Galerie Ariadne vertretenen "neuen wilden Malerei" mit Künstlern wie S. Anzinger, E. Bohatsch, A. Mosbacher und A. Klinkan ausstellte und andererseits mit Herbert Brandl, Gerwald Rockenschaub, Otto Zitko, Josef Danner und Hubert Scheibl zu jener Gruppe junger Künstler zählte, die eine Weiterentwicklung der figurativen Malerei zu materialsprachlichen, offenen Bildformen anstrebte und als Nachfolgegeneration der "neuen Wilden" rasch große Bekanntheit erlangte. Als legendär gilt auch das von Improvisation, Fluxus und Punk-Musik inspirierte Bandprojekt "Molto Brutto", an dem er beteiligt war und das für den interdisziplinären Ansatz, der bis heute sein Werk prägt, wegweisend war. Gunter Damisch , dessen Werk mit zahlreichen Preisen gewürdigt wurde, studierte bei Max Melcher und Arnulf Rainer an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er seit 1992 eine Professur innehat. Er lebt und arbeitet in Wien und Freidegg (Niederösterreich).

Seit 1982 stellte Damisch in bedeutenden Galerien in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Belgien, England, Frankreich, Italien und Spanien aus. Darüber hinaus wurden seine Arbeiten in wichtigen Museen und Institutionen gezeigt z.B.: dem Museum des 20 Jhd., der Wiener Secession, dem Kunstverein Braunschweig, der Hans Thoma Gesellschaft in Reutlingen, dem Lentos, der Sammlung Essl, der Sammlung Liaunig, Sammlung Nannen und Sammlung Würth, dem MUMOK, der Albertina, dem Museum Folkwang, dem NÖ Landesmuseum, dem Schiele Zentrum in Krumau, dem Museum Wörlen in Passau, Museen in Peking, Shanghai, Xian und Shengdu, auf der Biennale St. Paulo und der Europalia in Gent.

Seine Arbeiten befinden sich in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen wie der Albertina, Wien, MUMOK, Belvedere, Lentos, Neue Galerie Graz, der Sammlung Würth, Sammlung Liaunig und Sammlung Essl, der Nationalgalerie Berlin und der Neuen Pinakothek München, der Sammlung Nannen, dem NÖ Landesmuseum und dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste . In seiner aktuellen künstlerischen Produktion verbindet er die zeichnerisch- grafischen Methoden, die in seiner Entwicklung das Zentrum und den Ausgangspunkt darstellen, mit einer weiterführenden Verdichtung in seine malerischen, starkfarbigen Arbeiten und immer mehr mit dreidimensionalen Arbeiten in Form von Güssen in Aluminium und Bronze. In diesen verbindet sich sein Vokabular von Makro-mikro Ebenen und deren Besetzung mit Figurenkürzeln mit abgeformten Naturteilen und Fundstücken. Das Bestreben, Komplexität und Pluralität erlebbar zu machen, mündet so in einen Kreislauf aus Gefundenem, Wahrgenommenem und Erfundenem , von der Flächigkeit bis zu räumlichen Setzungen und installativen Situationen.

Ausstellung bis 15. September 2015, Mo – Sa 9 – 19 Uhr, So nach Voranmeldung

*

GUNTER DAMISCH
NETZ, FELD WEG, FLÄMMLER, KONSTRUKT, PILZ, COLLAGEN, HIMMEL
Elisabeth Fiedler, 2015

Zwischen Mikro- und Makroperspektiven oszillierend entführt uns Gunter Damisch in sein vibrierendes, dynamisches, in sich verwobenes und gleichzeitig explosives Universum. Malerei, Zeichnung, Grafik, Collage, Holzschnitt, Skulptur und Objekt bilden seine umfangreiche Formensprache, deren Ästhetik wiedererkennbar ist und doch immer neue Facetten in Schwingung bringt.

Von einer besonderen Aura umhüllte menschliche Figuren scheinen in Damischs Arbeiten lautlos zu schweben; Köpfe, Blasen, Pilze, Mikroorganismen durchweben, durchbrechen oder organisieren seine Bildwelten; Zapfen, Blüten und andere vegetabile Formen sind seinen Skulpturen eingeschrieben.

Diese Unterschiedlichkeit liegt nicht nur in seinem Vokabular, das sich von körperbezogener bis zu animationstechnischer Formulierung breitet. Ein wesentlicher Zug der Dynamik liegt in der permanenten Beschäftigung mit und unterschiedlichen Setzung von Tiefenstrukturen, in der Spannung zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, die Gunter Damisch in unterschiedlichsten Techniken untersucht und anwendet. Sprachlich-literarische Ansatzpunkte sind für ihn ebenso wichtig, wie klanglich-musikalische, aus denen sich eruptive Farbenpracht ebenso entfaltet wie monochrome Zeichenhaftigkeit.

Verbindungen zwischen den Medien sind dabei von ebensolcher Bedeutung, wie Prozesse und Variationen. Zeit- und gesellschaftsunabhängig entwickeln sich und kommunizieren seine Bildinhalte, schaffen Netzwerke und erzeugen Klänge. Dabei sucht er nicht nach Wahrheit, sondern untersucht Möglichkeiten, wie Material und Form organisierbar sind, wodurch sich neue Konstrukte situieren.

Ohne eindeutig und endgültig zu sein öffnet Damisch in seinem interdiziplinären Werk Sequenzen eines Denkens, das uns in seine Prozesshaftigkeit aufnimmt und an der Entwicklung des seriell Erarbeiteten teilhaben lässt.

So verweisen bereits die Titel im Ausstellungstitel auf sein weites inhaltliches und formales Feld. Seine literarisch-musikalische Intention verdeutlicht sich in Wortneufindungen, wie Flämmlerflimmerklang, Oranges Flämmlerweltwegkonstruktfeld, Rotnetzblauwege oder Weißfeldblase, denen nicht nur eine besondere Melodik und Klangfarbe innewohnt, sondern darüber hinaus in ihrer Wortdichte bereits Vorstellungen in unseren Hirnen initialisiert und suggeriert, ohne dass wir die Bilder bereits gesehen hätten. Sprühend und leuchtend, gleichzeitig analytisch und konstruktiv erscheinen diese Titel.

In seiner Makulaturserie verwendet Damisch ebensolches Papier, dessen Inhalt scheint zu verschwinden, gleichzeitig legt es aber auch eine Basis für die Überarbeitung mit Ölstift und Tusche bis schließlich alle Medien mit- und untereinander kommunizieren.

Collagen und Holzschnitte wiederum eröffnen uns andere inhaltliche und technische Dimensionen, die in Titeln, wie Weltwegcollagen oder Weltlochquerwege ihre Entsprechung finden. Gunter Damischs Skulpturen, Aluminiumgüsse, schließlich treten selbstbewusst und als neues Postulat in den Raum, die gleichermaßen fragil und verletzlich erscheinen.

Transparenz und Durchdringung, Leichtigkeit und Positionierung, Behauptung und Frage sind dabei einige Punkte, zwischen denen sich das dichte Werk von Gunter Damisch in meisterlicher technischer Qualität aufspannt und uns in sein Universum zieht.