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Auf den sonst sprachlosen Ausstellungswänden im Alten Rathaus läßt Gunter Reski (*1963) die Verse eines Gedichtes spazierengehen.

Wie Kaugummi dehnen sich die Buchstaben über die Breite des Raumes. Wörter werden zu dynamischen Farbspuren und Sätze zu ornamentalen Bildstreifen. In ganz genau kalkulierten Abstufungen läßt der Berliner Künstler den Text - Schicht um Schicht - in ein bewegtes Schriftmuster zerfließen. Erst exakt auf der Grenzlinie hin zu unleserlicher Unverständlichkeit bringt er sie zum Stillstand.

Auch wenn Reski mit seiner Malweise an dem ein oder anderen Punkt ganz offensichtlich mit den "Schriftbildern" der Sprayer liebäugelt, inhaltlich ist er weit davon entfernt, ein Graffitikünstler zu sein, der die Schrift einfach, aber konsequent als reine Form behandelt.

Und auch wenn zahlreiche seiner Bilder mit einer plakativen Kombination von Bild und Text ganz klar die Nähe zu der lauten Farb- und Formensprache der Werbebranche suchen, seine Kunst erschließt sich ebensowenig mit einem schnellen Seitenblick auf die Welt der Reklame.

Gunter Reski ist Grenzgänger aus rein analytischen Erwägungen. Seine Bilder schreien laut und farbig nach Reklame, ohne dabei auch nur in Ansätzen die dafür notwendige eindeutige Werbebotschaft mitzuliefern. Wie ein Rettungsanker bieten die Schriftbänder Reskis dem Betrachter neben den räumlich ineinanderdiffundierenden Buchstaben immer auch das ein oder andere lesbare Textfragment an. Aber alles, was sich lesbar gibt, sind Sinnsplitter, die Satzinhalt nahelegen, ohne ihn tatsächlich mitzuliefern.

Sätze werden als Sätze erkannt, ohne daß man sie lesen kann. Bilder machen Reklame für etwas, was im Ungewissen bleibt. Gunter Reskis Kunst besticht als gekonnt inszenierte "babylonische Bilderverwirrung".

Pressetext

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Gunter Reski "Frucht und Schatten"