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Gwenneth Boelens (*1980 Soest, lebt und arbeitet in Amsterdam) geht von einer präzisen Beo-bachtung und Anaylse des Raumes oder einer Situation aus und entwickelt diese zu dreidimensionalen Installationen, Collagen, Perfomances, fotografischen und filmischen Arbeiten weiter. Dabei vermischen sich Methoden aus wissenschaftlichen Disziplinen wie Anthropologie und Philosophie mit dem kreativen Drang eine größtmögliche Offenheit zu bewahren. So illustriert sie z.B. das dialektische Verhältnis von Kultur und Natur, die Beziehung des Menschen zu seiner Umgebung oder den fragmentarischen Charakter von Erin-nern und Erkennen mittels einer subtilen Bildsprache, die ohne große Geste oder vordergründige Narration auskommt und ihren Gegenstand sehr präzise beleuchtet.

Die Ausstellung ‚The Entire Business of Coming Closer’ versammelt mehrere Arbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind und um das Verhältnis oder den Widerstreit zweier anscheinend gegensätzlicher Pole, dem Rationalen/Logischen einerseits und der Intuition/Improvisation andererseits kreisen. Die raumfüllende Installation ‚Ramble’ rekurriert zum einen auf die Bedeutung des Wortes ‚to ramble’ im Sinne eines ziellosen Umherstreifens und ist zugleich der Name eines inszenierten, wilden Gartens im New Yorker Central Park. Diese Situation überträgt Boelens in den Ausstellungsraum: über ein collageartiges Panorama wird diese scheinbare Wildnis rekonstruiert und eine hinterlegte, monologische Tonspur reflek-tiert zugleich die Doppeldeutigkeit dieser artifiziellen Urwüchsigkeit. Das Abtasten der Umgebung mit den Augen als grundlegendes Merkmal ihres Arbeitens wird in der film-ischen Arbeit ‘Hand-Wall’ wörtlich genommen. Wie um sich der Begrenzung und Eingeschränktheit immer wieder vergewissern zu müssen, streicht die Hand an den Wänden und den wenigen Fenstern eines nicht weiter definieren Raumes entlang. Das Auge folgt dieser Bewegung und über die Erinnerung des schon Gesehenen entwickelt sich eine vage Vorstellung – ein Gefühl für den Raum, welches doch immer unsicher bleibt und durch den Blick nach außen zusätzlich unterbrochen wird. ‘A Whole Fragment’ erinnert zuerst an ein Bodenpuzzle und scheint eine zufällige Anhäufung geometrischer Formen zu sein, die aufgeräumt werden müssen. Erst die zugehörige Wandarbeit offenbart, dass hier eine besondere Ordnung vorliegt, welche sich aus der bewussten Übertragung eines Bildfragmentes in den Raum ergeben hat.

Das Zusammenfügen von Bildern, Räumen und Situationen aus der Erinnerung heraus ist unweigerlich mit dem Aspekt des Scheiterns verbunden, dem Boelens in allen ihren Arbeiten Raum einräumt. Sie nähert sich der Welt als müsse diese noch entdeckt, analysiert und verstanden werden und ist sich dem Zweifel und möglichen Fehlern, die sich einstellen, bewusst. Dabei scheint der Mensch entweder gleichberechtigt neben den Dingen zu stehen oder gar in den Hintergrund gerückt. Seine Anwesenheit ist dennoch immer deutlich zu spüren – für die Situationen und Anordnungen die Boelens vorfindet und entwickelt ist er Auslöser und Adressat gleichermaßen.