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Mit großer Freude kündigen wir die Einzelausstellung „Seance“ mit neuen Werken von Hadassah Emmerich an. Die 1974 in Heerlen (NL) geborene Künstlerin lebt und arbeitet heute in Berlin. Nach ihrem Studium an der Academie voor Beeldende Kunsten in Maastricht und am Hoger Instituut, Antwerpen, schloss Emmerich mit einem Master in Fine Art am angesehenen Goldsmith’s College, London ab. Ihre Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Wandmalereien waren in den letzten Jahren in internationalen Museen und Institutionen zu sehen, u.a. Erasmus Huis, Jakarta; Museum für Gestaltung, Zürich (beide 2010); Centraal Museum, Utrecht (2009); National Gallery of Art, Warschau; MOCA Miami; van Abbemuseum, Eindhoven; Kunstverein Wolfsburg; Künstlerhaus Bethanien, Berlin; Bielefelder Kunstverein (alle 2008), Bonnefantenmuseum, Maastricht (2007); Museum of Contemporary Art, Den Haag (2005).

Hadassah Emmerich beschäftigt sich in ihren Werken mit Exotismus, dem eurozentristischen Blick auf die Fremde, welcher vor allem deren „exotische“ Aspekte betrachtet und deren Ureinwohner gerne zu „edlen Wilden“ stilisiert. Die in den Niederlanden aufgewachsene Künstlerin mit deutschen, chinesischen und indonesischen Wurzeln prüft in ihrer Arbeit einerseits die eigene Existenz zwischen diesen diversen Kulturen, ohne dabei einer einzigen wirklich zugehörig zu sein. Andererseits verarbeitet sie die Methoden und Stilrichtungen jener Epochen, Kulturen oder Personen, die sie im Zusammenhang mit ihren Recherchen zum Exotismus und Orientalismus untersucht. Indem einige ihrer Werke wirken, als wären sie im Bali der 1960er Jahre oder im Jakarta der 1920er entstanden, fordert Emmerich unsere Interpretationen und Erwartungen an gewisse Bildwelten und ikonographische Stile heraus.

Charakteristisch für ihre Arbeit sind die kurvenreichen, geradezu sinnlichen Linien, die Emmerichs Zeichnungen, Gemälde, Wandmalereien und Drucke bestimmen. In die ornamentalen Abstraktionen sind Blüten, Köpfe, Körper, Bücher oder afrikanische Masken verstrickt. Die Palette der Künstlerin hat sich über die Jahre verändert: war sie zunächst von einer feminin wirkenden grellen Fröhlichkeit bestimmt, so ist sie mit der Zeit dunkler und stiller geworden, was eine Assoziation zur altmeisterlichen Malerei hervorruft. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Tatsache, dass Emmerich ihre Ausstellungen vermehrt im Sinne eines Salon inszeniert: eine ocker-bräunliche Wandfarbe als Grundlage für Petersburger Hängung.

Es freut mich besonders, dass Hadassah Emmerich die Drucktechnik in ihre Arbeit integriert, ein in der zeitgenössischen Kunst oftmals unterschätztes Medium. Es ist wohl ihrer intensiven Auseinandersetzung mit vergangenen Kunstepochen zu verdanken – man denke an Grafiken Deutscher Expressionisten und Paul Gaugin und deren Begeisterung für die „primitiven“ Kulturen – dass Emmerich den ausdrucksstarken Reiz dieser Praxis wiederentdeckt hat und für ihre Werke verwendet. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass es sich bei Hadassah Emmerichs Linol- oder Holzschnitten um Monotypien handelt: die Platten werden mit jeweils anderen Farben bearbeitet und anschließend von Hand gedruckt; es sind daher keine Editionen, sondern Unikate – kein Blatt gleicht dem anderen. Des weiteren ist zu beachten, dass Emmerich ihre Druckstöcke nicht nur für einzelne grafische Blätter nutzt, sondern die Platten auch in größere Gemälde oder Zeichnungen einarbeitet. So greift sie die gleichen Bildmotive nochmals auf, um sie jedoch in einem anderen Kontext selbst-referenziell zu verarbeiten.

Es ist beeindruckend zu sehen, dass Hadassah Emmerichs Umgang mit den Vorbildern vergangener Epochen und den großen Themen des Kolonialismus und der Globalisierung trotz wissenschaftlicher Recherchearbeit immer auch phantasievoll-spielerisch bleibt. So wohnt den Werken letztendlich ein geheimnisvoller Zauber inne und mit leichtem Schaudern meint man, zwischen den verschlungenen Arabesken wie durch das Blattwerk eines wildwuchernden Dschungels in eine „dunkel lockende Welt“ zu blicken.

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Hadassah Emmerich
Seance