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Eröffnung: Freitag, 24. April 2009, 19 Uhr

Hagar Schmidhalter (geb. 1968 in Raron, lebt und arbeitet in Basel) zeigt im Kunsthaus Baselland ihre erste institutionelle Einzelausstellung mit neuen speziell für diese Präsentation produzierten Werken.

Die Künstlerin, welche seit Abschluss ihres Studiums an der HGK Basel auf Atelieraufenthalte in Edinburgh, London und New York verweisen kann, ist in den letzten Jahren immer wieder in regionalen Gruppenausstellungen aufgefallen.

Mit der Ausstellung „Set against a blue sky with clouds and water“ zeichnet Schmidhalter bereits im Titel ein imaginäres Bild, das gleichzeitig die Beschreibung einer ihrer Bildvorlagen sein könnte. Fotografien aus Magazinen, Büchern oder dem Internet, die aufgrund von kompositionellen, stilistischen oder motivischen Inhalten zu überzeugen vermögen, werden von der Künstlerin durch einzelne Interventionen hervorgehoben, teilweise oder auch zur Gänze übermalt, oder appropriativ in ihre Installationen oder Ausstellungssettings integriert.

Ein Foto von den Dreharbeiten zum Film Wild at Heart beispielsweise findet Einsatz in einer Installation mit lilafarbener Malerei. Schmidhalter tränkte eine Leinwand mit Metalisélack, wobei die langsam trocknende Farbe die Strukturen der darunterliegenden Plastikfolie hervortreten liess, was wiederum mit der Lederjacke des Hauptdarstellers auf dem Foto des Filmsets im Dialog steht. Der experimentelle Entstehungsprozess ist massgebend für die Oberflächenerscheinung der Malerei: die Menge der durchgesickerten Farbe, der Trocknungsprozess und das Annehmen der Oberflächenstruktur der darunterliegenden Folie — all dies bestimmt den Charakter der Malerei.

Eine Abbildung vom Fallingwater-Haus des Architekten Frank Lloyd Wright bildet den Ausgangspunkt für eine Bodenarbeit aus Kunstharz auf Plastikfolie. Das Foto zeigt wie der Aussen- vom Innenraum durch eine unterschiedliche Behandlung der Bodenoberfläche definiert wurde, nämlich einmal mit matter und einmal mit glänzender Struktur. Auch in dieser Arbeit entscheidet der Auftrag der Farbe, die Faltung der Folie, der Trocknungsprozess und das „Entblättern“ über die von Leerstellen und Verdichtungen gekennzeichnete Struktur. Schmidhalter platziert die Bodenarbeit an der Fensterreihe des Ausstellungsraumes und bezieht dabei bewusst den Einfluss des Tageslichtes in die Komposition ein.

Auch in der Arbeit Mantelpiece aus Papiertüten ist die räumliche Ausdehnung ein wichtiger Bestandteil der künstlerischen Strategie. Einzelne, aneinandergeklebte Tragetaschen sind mit zahlreichen Lackschichten bemalt. Die bereits vorhandene Faltung des bemalten Trägermaterials, ergänzt von einzelnen im Nachhinein angebrachten Einschnitten, verleiht der Wandarbeit eine räumliche Struktur, welche das einfallende Licht unterschiedlich reflektiert und einen imaginären, darunterliegenden (Raum)Körper zu bekleiden scheint.

Wie bereits in einigen Arbeiten der letzten Jahre, setzt Hagar Schmidhalter das Ausloten und Experimentieren von malerischen Prozessen fort. Sie führt Dialoge mit historischen Diskursen um das monochrome Bild, welche sie in jüngster Zeit mit wiederkehrenden Bildträgerdiskussionen ergänzt. Steven Parrinos Malereien, welche über die Keilrahmenstrukturen gezogen, sich sozusagen aus ihren Korsetts zu befreien suchten, sind Paten von Schmidhalters Malereien. Auch die Künstlerin hinterfragt Bildbegrenzungen und die Beziehung von Oberflächenstrukturen und Räumen. Die Ausstellung im Kunsthaus Baselland stellt diese Untersuchungen erstmals exemplarisch vor.