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Die Kunstsammlungen Chemnitz zeigen erstmals in Deutschland eine umfassende, retrospektiv angelegte Ausstellung des beudeutenden brasilianischen Dokumentarfotografen Hans Günter Flieg. Die Ausstellung mit rund 120 Werken aus den Jahren 1940 bis 1970 wurde im Rahmen der 17. Tage der Jüdischen Kultur Chemnitz am 6. März 2008 eröffnet.

Hans Günter Flieg wurde am 3. Juli 1923 in Chemnitz geboren. Im Alter von neun Jahren bekam er zu Weihnachten eine erste Kamera geschenkt, die seine Leidenschaft für die Fotografie weckte. 1939 nahm er an einem Fotokurs bei Grete Karplus teil, die Fotografin am Jüdischen Museum in Berlin war. Bereits ein halbes Jahr später musste er mit Eltern und Bruder das nationalsozialistische Deutschland verlassen. Die Familie Flieg emigrierte nach Brasilien und wurde in São Paulo sesshaft. Hans Günter Flieg setzte dort seine Fotografen-Ausbildung mit Lehrjahren bei Peter Scheier und der ungarischen Fotografin Irene Lenthe sowie Stationen in der Companhia Lithográphica Ypiranga und der Indústria Gráfica L. Niccolini fort. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges machte sich Hans Günter Flieg selbständig und entwickelte sich zu einem angesehenen Dokumentarfotografen. Seine Foto-Archive werden seit dem Jahr 2005 im Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro, aufbewahrt, einem privaten Kulturinstitut, das die größte und wichtigste Fotografie-Sammlung Brasiliens beherbergt. Bis heute lebt und arbeitet Hans Günter Flieg in São Paulo. Anlässlich der Ausstellung der Kunstsammlungen Chemnitz wird Hans Günter Flieg erstmals seit seiner Emigration im Jahr 1939 wieder Deutschland besuchen.

Die Ausstellung der Kunstsammlungen Chemnitz gibt einen Einblick in das Schaffen dieses einflussreichen Fotografen deutscher Herkunft und strebt eine kunsthistorische Einordnung seines Werkes an. Die Fotografie von Hans Günter Flieg zeigt bei aller dokumentarischen Lebensnähe die Suche nach der Typisierung des Bildmotivs. Fliegs Arbeiten dokumentieren den fortschreitenden gesellschaftlichen Wandel Brasiliens hin zu einer modernen Industrienation anhand von Porträts, Landschafts- und Architekturaufnahmen, Darstellungen von Menschen im Arbeitsprozess und in der Freizeit sowie Aufnahmen von industriellen und privaten Interieurs.

Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit Hans Günter Flieg und Sergio Burgi vom Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro, vorbereitet. Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro.

Es erscheint ein zweisprachiger Katalog in Deutsch und Englisch mit Beiträgen von Sergio Burgi, Martina Merklinger, Michael Nungesser, Gabriele Stiller-Kern; herausgegeben von Ingrid Mössinger und Katharina Metz.

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Hans Günter Flieg
Dokumentarfotografie aus Brasilien (1940-1970)
Kurator: Katharina Metz