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Hans-Jörg Mayer
- A Touch of Chthulu

19 November 2020 – 9 January 2021

A Touch of Cthulhu [1]

„Zombies werden oft als Konsumidioten interpretiert. Zombies sind die, gegen die diejenigen, die es sich leisten können, Mauern errichten, hinter denen sie sich verschanzen. Weil Zombies kollektiv agieren, überwinden sie letztlich alle Hindernisse. Durch technische und gentechnische Modifizierungen entwickeln sie sich weiter zu Cyborgs und Tier-Mensch Wesen, eine neue Spezies. Irgendwann brechen sie in den Weltraum auf.“ HJM

Die kulturell vermittelten Grenzziehungen zwischen Tier, Mensch und Maschine sind im Zeitalter der Gen- und Informationstechnologie fluider geworden. Bereits in den 1980ern begründete Donna Haraway mit Ihrem Jahrhundert-Essay „Manifest für Cyborgs“ einen neuen, feministisch geprägten, emanzipatorischen Mythos der „Neuerfindung der Natur“, der sich die Wunder der Techno- und Scienceavantgarde aneignet, statt sie als männlich dominiert zurückzuweisen. In diesem Zusammenhang ist auch der extrem kreative Output an futuristisch inszenierter Ästhetik in Film, Mode, Literatur und Musik des Undergrounds der 80er Jahre zu sehen. All dies fand in einer noch weitgehend analogen Welt statt. Was damals noch sehr viel schöne Fantasie war, ist heute Alltag, nur nicht so schön. Der Fortschritt ist bekanntlich nicht aufzuhalten, aber schon immer verstört er auch die Menschen und macht ihnen Angst, wie alles Fremde. Begeisterung und Abwehr existieren parallel seit der Entdeckung des Feuers.

Hans-Jörg Mayer malt Zombies, die aussehen wie Models, Cyborg Frauen mit Techno-Prothesen und perfekt gekleidete Mensch-Tier Wesen. Und Steine, möglicherweise Millionen von Jahren alt, die aussehen wie Steine. Sein Repertoire streift dabei natürlich die ästhetische Exzentrik der 80er Jahre, in die der Beginn seiner künstlerischen Arbeit fällt, aber auch die früh-feministisch geprägte Kunstwelt der Sci-Fi Literatur der 20er-50er Jahre. Nicht aus Nostalgie, sondern zur Feier der emanzipatorischen Kraft des Andersartigen, die in diesen epochalen Nischen wuchert und die Utopie eines nicht anthropozentrisch geprägten Weltbilds speist.

Trotz hemmungsloser freiwilliger Technologietransplantation in alle Lebensbereiche regiert dagegen auch heute in lähmender Weise die Angst, dass immer weniger Mensch (Leben) und immer mehr Maschine (Tod) im Menschen steckt. Leben ist heilig, der Tod amoralisch, wie die Natur. Dabei geht es gar nicht um Moral, sondern um Verteilung. Mensch sein ist Privileg. Zwischen Leben und Tod blüht das Leben.

- [1] Call of Cthulhu’ ist eine Geschichte von H.P. Lovecraft von 1926. Lovecraft thematisiert in seinen Geschichten die Bedeutungslosigkeit des Menschen angesichts eines gleichgültigen, unendlichen Kosmos.