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Für Ludwig Justi, den Direktor der Nationalgalerie, war Hans von Marées (1837-1887) "das erste große Beispiel für die grundsätzliche und vollständige Abwendung der Kunst vom Publikum, l'art pour l'art." Diese Einschätzung bezog sich auf das Spröde und Dunkle seiner Malerei, auch auf das Unverständnis welche diese fand. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Künstler neu entdeckt und sein Werk als einsame, bedeutende Leistung nunmehr gefeiert.

Dabei suchte Marées durchaus öffentliche Wirksamkeit und bemühte sich nachdrücklich um Freundschaft. Besonders beglückend waren 1873 die Monate der Arbeit an den Fresken in der Zoologischen Station in Neapel, wo sich Wissenschaftler und Künstler zu einem selbst bestimmten, bedeutenden Vorhaben zusammenfanden. Die überlieferten, großformatigen Studien zu diesen Ansichten des Lebens am Golf von Neapel werden im Zentrum der Ausstellung stehen. Es war das Gesamtkunstwerk >Zoologische Station< das noch in späteren Jahren Künstler wie Klee, Beuys und Picasso tief beeindruckte.

Sind die sechziger Jahre im Werk von Marées von der träumerischen Darstellung zeitloser Idyllen bestimmt, so werden in den Neapeler Fresken und den entsprechenden Studien die Formen fester, die Farben heller, der vita contemplativa ist nun die vita activa zugesellt. Die stark formalisierten Bilder des Spätwerkes beschwören eher allgemeine Menschheitsträume, wie das "Goldene Zeitalter". Immer jedoch geht es Marées um das Zusammensein des Menschen in harmonischem Einklang mit der Natur. Die Ausstellung im Mittelgeschoß umfasst etwa 100 Gemälde, Skulpturen und großformatige Rötelzeichnungen.

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Kult des Künstlers

Der Künstler ist die zentrale mythische Figur des Abendlandes. Seit Jahrtausenden wird er in immer neuer Gestalt verehrt: als Prometheus, Prophet, Genie oder Übermensch. In keiner anderen Kultfigur offenbart sich die Geschichte des europäischen Geistes mit solcher Gewalt als ein Drama des ewigen Widerstreits von Wirklichkeit und Wahn, Himmel und Hölle, Schicksal und freier Selbstbestimmung.

Dieser Künstlerkult wird 2008 zum großen Thema der Staatlichen Museen zu Berlin. Der herausragende Ort ist die Nationalgalerie, die 1876 als nationale Kultstätte für die Meister der internationalen Gegenwartskunst gegründet wurde. Sie wird im Herbst 2008 die Hauptbühne für den großen "Ring" der Kultkünstler sein: Die Alte Nationalgalerie, Tempel der Kunst schlechthin, verwandelt sich in ein Walhalla der deutschen Künstlermythen des 19. Jahrhunderts. Die Neue Nationalgalerie feiert mit "Das Universum Klee" und "Jeff Koons' Celebration" die Apotheose des Künstlers im 20. Jahrhundert zwischen Metaphysik und Pop. Der Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart stellt mit Andy Warhol und Joseph Beuys die beiden wichtigsten Kunstpropheten der jüngeren Vergangenheit ins Rampenlicht des Künstlerkults, nicht ohne sich mit Martin Kippenberger und Co. zugleich auch der Dekonstruktion des Künstlermythos zu widmen.

Intellektuelle Mitte des Ausstellungszyklus ist "Unsterblich. Der Kult des Künstlers" in den Ausstellungshallen am Kulturforum Potsdamer Platz. Von hier aus entfaltet sich ein Panoramablick auf die Rolle des Künstlers in allen Kulturen und allen Epochen. Im Fokus stehen außereuropäische Künstlerbilder gleichermaßen wie europäische Künstlermythen - von der Verklärung des Künstlers als Organon Gottes im Mittelalter bis hin zum Geniekult und zur Auratisierung des Künstlers als Prophet und Messias im 20. und 21. Jahrhundert.

Auch im Ägyptischen Museum auf der Museumsinsel führt diese Zeitreise weit über die Grenzen der abendländischen Geschichte hinaus bis zur Geburt des Künstlerkults in den Werkstätten des Thutmosis, Schöpfer der Nofretete, die als schönste Frau Berlins verehrt wird. Im Ausstellungs-Special "Thutmosis und Alberto Giacometti" begegnen sich fernste Vergangenheit und lebendige Gegenwart in zeitloser Nähe, hier schließt sich der Ring der Kultkünstler, dem die Staatlichen Museen zu Berlin im Herbst 2008 mit insgesamt zehn Ausstellungen eine opulente Bühne bereiten.

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Hans von Marées
Sehnsucht nach Gemeinschaft
Im Rahmen von Kult des Künstlers