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Sies + Höke zeigt die erste Einzelausstellung des Künstlers Hansjörg Dobliar (*1970).

Sternenförmige Strahlen, sich verjüngende schwarze Bahnen, einander überlagernde farbige Ellipsen, Rauten, Tetraeder und Kristallformen: Dobliars Malerei ist geprägt von geometrischer Abstraktion. Der Vielzahl von Schichten aus Acryl-, Öl und Sprayfarbe liegen allerdings oft gegenständliche Formen zugrunde. Mit „perfekter Lausigkeit“ , tropfenden Farbnasen und expressivem Pinselstrich entwickelt Dobliar seine Formen teilweise aus einfachen Motiven wie Bäumen, Häusern und Bergen, überlagert sie mit perspektivischen Verschiebungen und erreicht so eine präzise Gratwanderung zwischen Darstellung und Verfremdung. Partiell übermalte Ausschnitte aus Illustrierten der 1960er und 70er Jahre, die dem Künstler als Grundlage für viele seiner Papierarbeiten dienen, können auch als Schlüssel zu den Inhalten seiner Leinwände betrachtet werden. Sie lassen Dobliars Interesse an der Produktion irrationaler und fantastischer Bildwelten durchblicken und erklären seine Nähe zur übersteigerten Sensibilität der Romantik wie auch zur überspannten Wirklichkeitsverzerrung in Horrorfilm und Science Fiction.

Anstatt seine Werke auf Leinwand und Papier zu begrenzen, arbeitet Dobliar immer wieder mit alternativen Bildträgern, wie auch mit ganzen Räumen, deren Wände er bemalt oder tapeziert, künstlich aufteilt oder abdunkelt. Für Paranoid Landscape entwickelt der Künstler drei unterschiedliche „Inszenierungen“, deren verbindendes Element jeweils die Farbe Schwarz ist, die sich wie ein Rhythmus durch die Ausstellung zieht.

Im Eingangsbereich der Galerie verhängt ein großer dunkler Vorhang die Fenster, ragt bogenförmig in den Raum hinein und dient von innen gleichzeitig als Abgrenzung und Hängefläche. Leinwände mit aus den Fugen geratenen Blumen und abstrakten Strahlen-Landschaften wirken innen, in der düsteren Beleuchtung, beunruhigend und obsessiv. Auf der Empore sind thematisch gruppierte Serien von Magazin-Übermalungen zu sehen: überwiegend Portraits und Interieurs. Installiert sind sie auf einer großflächigen Wandmalerei aus einfachen geometrischen Formen, die allerdings alles andere sind als makellos und formalistisch: verzerrt, ausgelaufen, halb durchsichtig und überlagert. Dieser Verfremdungsprozess, der im Kleinen auch auf den Papierarbeiten zu finden ist, demonstriert Dobliars künstlerische Aneignung erlebter und vermittelter Realität.

Im oberen Ausstellungsraum schließlich hängt eine Serie kleinformatiger Malereien vor einem tapetenähnlichen Hintergrund aus schwarz-weißen Portraits von Maria Callas, Marilyn Monroe und Romy Schneider. Die hinter dünnen Schichten von Sprayfarbe hervorscheinenden Gesichter dieser Frauen, deren öffentliche Persönlichkeit von privaten Tragödien bestimmt wurde, fesseln nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch das ihnen drohende, unvermeidbare Unheil. Vor diesem Hintergrund greifen die kleinen Gemälde in ihren Kompositionen die Wechselwirkung von Tiefe und Flächigkeit, Form und Oberfläche auf. Zusammen bilden sie eine stilisierte Landschaft, Fragmente eines unauflösbaren Widerspruchs im Schatten einer überwältigenden Katastrophe.

Hansjoerg Dobliar wurde 1970 in Ulm geboren und lebt in München und Berlin. Zu seinen Einzelausstellungen zählen It’s always night or we wouldn’t need light, Villa Merkel Esslingen (mit Astrid Nippoldt), 2009; The Diamond Sea, Kunstverein Ulm, 2007 und Raum der ekelhaften un-euklidischen Geometrie, Oldenburger Kunstverein, 2006. Zu seinen Gruppenausstellungen zählen Vollendet das ewige Werk, Sammlung Rheingold in Schloss Dyck, 2011; Capitän Pamphile #3, Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg, 2011; Capitän Pamphile #2, Städtische Galerie Waldkraiburg, 2010; Constellations, Beijing Biennial, 2009; Remote Memories, Kai10 Raum für Kunst, Düsseldorf, 2009 und REVUE – Gegenwartskunst aus der Sammlung, Pinakothek der Moderne, München, 2009.

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Hansjörg Dobliar
Paranoid Landscape