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»Die Documenta III bestätigte Grieshaber, jenseits aller druckgraphischen Individuationen, als einen Vollender, der dem Holzschnitt eine neue Dimension erschloß. Sein Beitrag zur Kunstgeschichte war offiziell notiert.«

Mit dieser kurzen Zusammenfassung Manfred Schneckenburgers aus dem Jahr 1985 ist HAP Grieshabers Position in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts dokumentiert.

Dass die Kunst- und Lebenskraft dieses Künstlers aus Rot an der Rot in Oberschwaben ihre völlig eigenständige und bleibende Position bezogen hatte, brachte bereits 1959 der erste Biograf Wilhelm Boeck der Kunstwelt nahe. »Die lebendigen Künstler gehen durch das dämmernde sinnlose Leben, und was sie berühren, leuchtet und lebt.« Mit diesem Zitat von Hugo von Hofmansthal (1892) beginnt er seine Monografie über den 50 Jahre alten Holzschneider von der Achalm. Er sollte noch weitere 22 Jahre wesentliche Beiträge zur Kunst im Einzelwerk und zur Entwicklung derselben durch seine Einflüsse, er wird zur Vaterfigur der Neuen Figuration Karlsruhe, liefern. Seine genuine Schöpfungskraft in Verbindung mit dem beharrlichen Festhalten an Inhalten, an den großen Themen der Menschheit, verleihen ihm nach dem Krieg seine Bedeutung: »Sein Beitrag erwies sich als einer der zentralen Vorstöße ins 6. Jahrzehnt.« (Schneckenburger 1985)

Bedenkt man, dass die Aufbruchszeit zunächst den abstrakten Tendenzen galt, da sie Garant für eine internationale Anerkennung darstellten, gewinnt Grieshabers Position noch mehr an Gewicht. Der Rückblick auf sein Werk seit den 1930er Jahren zeigt, dass der figurative Ansatz kein rückwärts gewandter, überkommener war, sondern ein grundsätzlicher Gestaltungswille, welcher genau so weiter drängt und drängen wird wie der abstrakte. Dabei ergeben sich die die vielfältigsten Überschneidungen.

Jenseits aller Debatten (wie im Darmstädter Gespräch von 1950) um das Menschenbild arbeitet Grieshaber tatkräftig an seinen Holzschnitten, er theoretisiert nicht, er realisiert. Wie Josef Beuys hält er bedingungslos am Inhalt großer Ideen eines menschenwürdigen sozialen Gefüges fest und verbindet wie dieser auch bekennende öffentliche Auftritte und Aktionen mit seiner Arbeit. »Daß Grieshaber lange vor Beuys ein Grüner war, dass der Wacholderengel zur Rettung der Alb mit der Beuys-Aktion zur Bepflanzung von Hamburger Industriegebieten korrespondiert, mag vordergründig sein. Dass beide das Leben der Menschen vor dem Schöpfungsschisma, zusammen mit dem der Tiere und Pflanzen sehen, führt besonders in den fünfziger Jahren zu verwandten ikonographischen Details. »Immer wieder kehren beide Künstler zu einer ursprünglichen totemistischen Einheit zurück. Beide haben ein ganzheitliches Bild des Menschen, in dem Natur und Kultur, Mythos und Geschichte noch zusammengehen.« (Schneckenburger 1985)

Von seinem äußeren Erscheinungsbild im mythologischen Zeichen der faunischen Wesen geboren, verbanden sich in Grieshaber das Apollinische mit dem Dionysischen: gesellschaftspolitisch aktiv, verrannte er sich nie in Parteidogmen, in sinnlicher Verbindung mit allem Kreatürlichen war er doch ein zielstrebiger Arbeiter, der ein ungeheuer reiches und vielfältiges Werk hinterließ, abstrahierend mit bildnerischen Mitteln komponierend, hat er die Figur nie aufgegeben. Nicht nur in seinen Bildwerken wollte er eine bessere Welt erschaffen, in der die widerstrebenden Kräfte nicht eliminiert wären, sondern sich zu kreativer, menschenwürdiger Energie vereinten.

Seine Lebensenergie ist in die Werke eingegangen. Die Ausstellung zeigt 12 museale Hauptwerke, u. a. den Zyklus »Männerwald«, von 1967. Acht gemalte Entwürfe für eine Relief- und Holzschnittfolge, die olympische Götter (Ceres, Athena, Polias, Pan) mit sterblichen Königen (Nisus, Linus, Öneus, Peleus) und der Urgottheit der Mutter Erde Gaia verbindet und für den europäischen Gerichtshof in Den Haag entstand. Die »Berolina« wurde 1952 anlässlich der Luftbrücke nach Berlin geschaffen. 48 Besonderheiten machen deutlich, dass nicht allein das große Format und das aufwendige Hauptwerk Rang für sich beanspruchen kann.

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HAP Grieshaber - Hauptwerke und Besonderheiten
Schloss Dätzingen, Grafenau