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Als der Stuttgarter Künstler Harald Braun (geb. 1959 in Offenburg / Baden) begann, seine Gewichtsplastiken zu produzieren, bestand die Vorgabe einzig im Gewicht des plastischen Gebildes. Es war Bildhauerei auf den Punkt gebracht, der sie vor allen anderen Gattungen zuallererst auszeichnet: die Schwere des Materials. Das Formenrepertoire konnte durchaus den Direktiven der Minimal Art zur Ehre gereichen: einfache, überschaubare stereometrische Körper, die lediglich ab und zu durch eingelassene Griffe den puristischen Impetus verfehlten. Doch als schließlich Pförtnerdecken, Kleidungstücke, Kunstfell und Fotografien aus dem groben Baumaterial und der gesetzten Form hervortraten, wurde unübersehbar, dass die Ästhetik der Konstruktion nicht aufging, dass sie gar niemals intendiert war. Seither hat Harald Braun seine Ars combinatoria in jeder Richtung vorangetrieben. Seit 1993 entwickelt er die in situ gehaltene Rede als eigenständige Kunstform. Ansichts- und Kunstpostkarten, Textilien, Zeichnungen, Diagramme, Fotos, Fernsehaufzeichnungen, Alltagsgegenstände: Was immer in den Gesichts- und Gedankenhorizont des Künstlers rückt, kann jetzt einer kurzweiligen und überraschenden Verknüpfung der Worte anheimfallen. Aus solcher Kombinatorik entstehen fortan seine Großbilddrucke, die wiederum mit diversen Textilien interagieren. Zweifellos spielen dabei sowohl Geschmacksfragen als auch die Ikonographie der Stoffmuster eine entscheidende Rolle, wenn auch die Lesarten durchaus multivalent sind: Bilder ohne Worte, die zu halsbrecherischen intellektuellen Spekulationen Anlass geben können. Aus der Verbindung von Stoffen und Drucken gehen schließlich ganze Redenräume hervor. Jene zwieträchtige Eintracht, die bei den Betonikonen zu handfester Form geronnen ist, erscheint nunmehr aufgefaltet, um sich in architektonischen Dimensionen, auf den Ort abgestimmt und diesen zugleich unterlaufend, gleichsam zügellos die Bahn zu brechen.

Zur Ausstellung, die anschließend in veränderter Form in der Villa Merkel, Esslingen zu sehen sein wird, erscheint im Kerber Verlag ein 64-seitiger Katalog (Hardcover) mit Texten von Ralf Christofori und Rolf Bier.

Pressetext

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Harald Braun
Ort: Museum Haus Lange