Pool Gallery, Berlin

Tucholskystraße 38 / Ecke Auguststraße
10117 Berlin

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Harald Hauswald, ein wandelnder Fotograf inmitten von alltäglichen Begebenheiten und Nebensächlichkeiten. Wie keinem anderen Fotografen der ehemaligen DDR gelang es ihm, eine Alltagskultur einzufangen, die es in der offiziellen Propaganda nicht gab und auch nicht geben durfte. Intensiv, aber doch distanziert, dynamisch und doch perfekt kalkuliert zeichnete er ein Berlin der 70er und 80er Jahre. Auch die Jahre danach mit den gesellschaftlichen Veränderungen im wiedervereinigten Deutschland änderten nichts an seiner Herangehensweise, das Alltägliche zu sehen und zu zeigen.

Etwas ist in allen Bildern Harald Hauswalds. Zum einen ist da die Distanz: Der Fotograf läuft nicht mit. Der Fotograf bleibt zurück. Der Fotograf zeigt nicht nur Abstand, sondern Skepsis. Zum anderen ist da, verbunden mit der Skepsis, dieses untrügliche Gefühl für das, was sich verändert, und das, was bleibt. Für die Bewegung der Geschichte und das Immergleiche unter der Sonne. Dazu gehört auch dieses Gespür für die Erschütterung, das man in so vielen seiner Fotos entdecken kann, für die Bewegung unter dem Erstarrten, für den wahren Moment inmitten all der Lügen und die Hoffnung gegen alle Enttäuschung und alle Illusion.

Hauswald, 1954 in Radebeul bei Dresden geboren, war Fotografen-Lehrling und hat später, 1976, seine Gesellenprüfung abgelegt — ein Werktätiger unter Werktätigen. Doch zugleich hat er sich, bald schon im Visier staatlicher Observation, davongemacht, um auf eigenen Wegen das Land und die Zeit DDR zu erkunden. Seine Bilder aus den späten siebziger und vor allem aus den achtziger Jahren zeigen diesen Widerspruch, wie ihn der Schriftsteller Lutz Rathenow formuliert hat: »Wir hassten die Regierung, aber liebten die Menschen.«

Doch auch nach 1990 beobachtet er, Gründungsmitglied der heute berühmten Fotoagentur Ostkreuz, diesen mal offenen, mal subtilen Kampf. Jetzt geht es um die Widersprüche und Fußangeln des real existierenden Kapitalismus. Er inszeniert nichts und ihn fasziniert auch nicht das grelle Spektakel, sondern das beinahe Unsichtbare, kaum Wahrnehmbare. Geschichte — das sind für ihn die Historien des Alltags, der tägliche Prozess, den keine Chronik erfasst. Es ist das, was man erkennt, nur erkennt, wenn man für einen Moment stehen bleibt. Hauswalds Bilder, Hauswalds Präzision und Melancholie sind aus diesem Moment der Verzögerung heraus entstanden.

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Harald Hauswald:
"Auferstanden aus Ruinen"