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Die zweite Hauptausstellung im Jubiläumsjahr der Kunsthalle Krems widmet sich der geheimnisvollsten Seite des Orients: der verborgenen Welt des Harems.

Der Harem ist Symbol für das Geheimnis schlechthin: Weder durfte dieser Ort von Außenstehenden betreten werden, noch finden sich originale Bilddokumente zum Leben in dieser fremden Welt.

Traditionellerweise ruft der Harem Assoziationen zu verschwenderischem Luxus, wunderschönen Frauen aus aller Herren Länder und Eunuchen wach. Die Orientalin und die Vorstellung von der geheimen Welt des Harem hat in der westlichen Kunst die Fantasie der Künstler zu den abenteuerlichsten Bilderzählungen bewogen, die in der Ausstellung in einer panoramatischen Schilderung – gleich einer Geschichte aus 1001 Nacht – dargelegt werden.

Der Rundgang durch diese Fantasiewelt beginnt außerhalb der Abgeschlossenheit des Harems mit pittoresken Darstellungen der orientalischen Landschaft oder der Geschäftigkeit der Sklavenhändler und führt anschließend am Haremswächter vorbei in die geheimnisumwobenen Innenräume der Haremsgemächer.

Die Vorstellung von Schönheit und Exotik der hier wohnenden Orientalinnen übte schon im 19. Jahrhundert große Faszination auf die westliche Welt aus, zumal sie auch für freie Sexualität standen und einen Gegenentwurf zum damals sehr engen moralischen Sittenbild der Europäer bildeten. Neben der Orientalin spielte die Odaliske, die geraubte, weiße Sklavin als Akteurin zahlreicher Kunstwerke eine wesentliche Rolle.

Besonders der Alltag der gefangenen Schönheiten regte die westlichen Künstler zu faszinierenden Darstellungen an: sie zeigen die Haremsdamen beim Tanz, beim Rauchen der Huka-Pfeife oder, wenn sie nicht gerade ihren Herrscher verwöhnen durften, einfach beim Müßiggang. Eine der beliebtesten Szenen war jene des Bades, bot sie doch die Möglichkeit, beliebig viele Körper mit gutem Grund nackt darzustellen. Doch die Haremswelt war nicht nur eine paradiesische, wurden doch auch immer wieder Intrigen und Mordpläne gegen die unliebsamen Konkurrentinnen geschmiedet, um der Rolle der Favoritin des Sultans und damit einer Vormachtstellung ein Stück näher zu kommen.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotografien von Rudolf Lehnert und Franz Landrock aus den Jahren 1911-14, die in Tunesien entstanden sind und dem damaligen Bedarf nach Exotik und orientalischen Motiven vollauf entgegen kamen.

Rund 80 meist monumentale Arbeiten zeigen die Kreationen der Fantasie von bedeutenden Künstlern des 19. Jahrhunderts wie Jean Auguste Dominique Ingres, Eugène Delacroix, Leopold Carl Müller, Ferencz Eisenhut, Franz Lefler, Rudolf Ernst oder Jean-Léon Gérome.

Der französische Schriftsteller Paul Valéry über den Orient: „Damit der Orient im Geist seine vollständige Wirkung entfalten kann, braucht es eine Mischung von Raum und Zeit, von scheinbaren Wirklichkeiten und trügerischen Gewissheiten, von winzigen Details und weiten Perspektiven. Dies macht den Orient des Geistes aus.“

Pressetext

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Harem - Geheimnis des Orients
Kuratoren: Tayfun Belgin, Andrea Winklbauer

Werke von Eugène Delacroix, Rudolf Ernst, Ferencz Eisenhut, Jean-Leon Gerome, Jean Auguste Dominique Ingres, Franz Landrock, Franz Lefler, Carl Leopold Müller, Alfred Stevens, u.a.