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"Ich bereite mich auf die nächste Etappe vor“, antwortet sie. „Die letzte Etappe. „Sie blickt ihm ins Auge; sie ist ruhig; sie meint es offenbar völlig ernst. „Ich gewöhne mich daran, in der Gesellschaft von Wesen zu leben, deren Existenzform der meinen unähnlich ist, unähnlicher als mein Menschenverstand je begreifen kann. Kannst du das nachvollziehen?“

„Heart of an old crocodile exploding over a small town“ („Herz eines alten Krokodils, das über einer Kleinstadt explodiert“) ist ein kuratorisches Experiment, das zwischen einer Einzel- und einer Gruppenausstellung oszilliert. Die ausgestellten Kunstwerke wurden nicht nach einem bestimmten Thema ausgewählt, sondern assoziativ um eine Gruppe von semi-narrativen Gemälden und Zeichnungen von Bram Demunter gesammelt. Auf diese Weise verfolgt die Ausstellung mehrere ineinandergreifende Themen, die Demunters Werk inhärent sind, z. B. die Sehnsucht nach einer Annäherung an die Natur, die Negation einer objektivierenden Sichtweise ihr gegenüber, der Versuch, ihre Idealisierung zu vermeiden, indem man sich nahe an ihren materiellen, sinnlichen Aspekten hält. Weitere wichtige Themen beinhalten Inklusion und Ausschluss aus der Gesellschaft, interspezifische oder latente Gemeinschaften sowie postapokalyptische Intuitionen in Bezug auf die Zukunft. Neben Kunstwerken verschiedener Art (Gemälde, Zeichnungen, Filme, Installationen und sogar ein Duft) enthält die Ausstellung Dokumentarfilme sowie Bücher.

Mehrere der an der Ausstellung beteiligten Künstler sind Mitglieder von Gruppen oder repräsentieren Gruppen, die in unseren Gesellschaften sehr häufig marginalisiert oder ausgebeutet werden (indigene Völker, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Tiere). Die Ausstellung versucht zu zeigen, was passiert, wenn diese Ansichten in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit gerückt werden. Wie unterscheidet sich ihre Perspektive von unserer? Was können wir von ihnen lernen? Gibt es an ihnen etwas, das wir nie ganz verstehen werden, in das wir aber vielleicht einen Einblick bekommen? Ist der Unterschied zwischen „uns“ und „ihnen“ so groß, wie wir annehmen? Wer entscheidet, was im Mittelpunkt steht und was an den Rand gedrängt wird?

Auf einer eher formalen Ebene passt sich die Ausstellung der faszinierenden Sinnlichkeit der Werke von Demunter mit ihrer fast mittelalterlichen Qualität an. In seiner vormodernen Behandlung der Perspektivität verzichtet der Künstler auf den objektivierenden, cartesianischen Standpunkt zugunsten einer eher post- oder transhumanen Perspektive, in der alle irdischen Wesen in einer unerklärlichen und fragilen Einheit nebeneinander existieren. Die anderen Künstler der Ausstellung halten an dieser Position fest und folgen einem dezentrierten, nicht anthropomorphen Blick. Das immersive Ausstellungsdesign folgt der Sinnlichkeit der präsentierten Kunstwerke und oszilliert zwischen einer suggestiven taktilen Intimität und einem Gefühl der Entfremdung.

„Nein, es gibt keinen Gott. Aber wenigstens wird in der Welt, auf die ich hoffe und um die ich bitte, jede Seele eine Chance haben. Es wird keine ungeborenen Wesen mehr geben, die vor dem Tor warten und flehen, hereingelassen zu werden. Jede Seele wird ihre Gelegenheit bekommen, das Leben zu schmecken, was die unvergleichbare süßeste Süße ist, die es gibt. Und zu guter Letzt werden wir den Kopf hoch tragen können, wir Herren über Leben und Tod, wir Herren des Universums. Wir werden nicht länger das Tor versperren und sagen müssen: Tut uns leid, ihr könnt nicht hereinkommen, ihr seid unerwünscht, ihr seid zu viele. Willkommen, werden wir stattdessen sagen können, kommt herein, ihr seid erwünscht, ihr seid alle erwünscht.“

Zitate aus J. M. Coetzee, Die alte Frau und die Katzen (Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke), In: Neue Rundschau, 3/2015