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Heike Döscher (* 1967 in Hof/Saale) ist mittlerweile international bekannt für ihre oft groß dimensionierten, raumbezogenen Arbeiten, die ein ausgeprägtes Bewußtsein für formale Fragen mit einer Vorliebe für triviale, alltägliche Materialien kombinieren, und die häufig mit kollektiven Wunschbildern oder Sehnsüchten, mit verbreiteten Vorstellungen eines richtigen Lebens im Falschen zu tun haben. Auch in ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Royal stellt Döscher ihre Fähigkeit unter Beweis, mit immer wieder überraschender Sicherheit und Rigorosität durch wenige nicht-tektonische Eingriffe ganze Räume komplett zu verändern und anzueignen.

Zwei schwarz gefasste Wandabschnitte, etwas Spiegelfolie und zu Streifen geschnittene orange und schwarze Kunststofffolien schaffen einen Eigenraum mit eigenen Gesetzen (einen gewissermaßen karnevalesken Raum), der an ein begehbares abstraktes Gemälde denken lässt, der aber zugleich einen dunklen Zuschauerraum abgibt für die gegenüber in rhythmischer Petersburger Hängung präsentierten Malereien und kleineren Wandarbeiten. Auch in der restlichen Ausstellung werden die kleineren Arbeiten (die hier erstmals in repräsentativer Auswahl in München gezeigt werden) eingerahmt, kontrastiert und kommentiert von raumbezogenen Interventionen in Döschers einzigartiger Lakonie und Materialsprache: hier ein altrosa schimmernder Vorhang mit unnennbarer Floralornamentik, dort ein angedeuteter Bogen aus angegrauten Styroporplatten mit überdimensionaler Holzmaserung, dort stehen fünf Bilder auf einer besonders groben Holzleiste (die die rhetorische Wucht eines Brancusi'schen Sockels gewinnt). Auf Döschers inzwischen umfangreiche Serie großmaßstäblicher Musterprojektionen im Innen- und Außenraum verweisen schließlich die beiden Endlosschleifen abstraktfarbiger und schwarzweißgeometrischer Muster, die von zwei altmodischen Projektoren superanalog an die Galeriewand geworfen werden (objets trouvés aus avantgardistischem Diskothekendekorationskontext der 70er Jahre), oder die zur Eröffnung geplante Overhead-Projektions-Bespielung auch der gegenüberliegenden Hauswand…

Bei aller Heterogenität der Medien und Materialien bietet Heike Döscher mit "endlos zu seiner Zeit" dennoch ein geschlossenes und stringentes Reflexionsgefüge, das sich mit der ewigen Wiederkehr des Gleichen, Vermodungs- und Kanonisierungsprozessen und der Nähe von Erhabenheit und Trash auseinandersetzt – vorgetragen allerdings mit einer so ungebrochenen Frische und so viel nachgerade jugendlichem Selbstbewusstsein, dass es seiner eigenen Thematik fast Hohn spricht.

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Heike Döscher
endlos zu seiner Zeit
(Installation/Mixed Media/Malerei)