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Heike Kabisch (*1978 in Münster) stellt Werke vor, die in Münster und in Glasgow entstanden sind.

Nur ein paar wenige Skulpturen und Kisten stehen verloren am Rande. Der Titel der Ausstellung greift sinnhaltig auf Grimms Märchen zurück. Zwei gut erzogene und fleißige Mädchen verlieren, im wilden Spiel mit dem im Winter Obdach suchenden Bären, ihre Beherrschung. Um ihren Übermut zu dämpfen fragt der Bär die Schwestern: „Schneeweißchen, Rosenrot, schlägst Dir den Freier tot.“ Der verfluchte, schöne Prinz wird am Ende der Erzählung Schneeweißchen zur Frau nehmen.

Gezeigt werden drei Skulpturen; ein stürzendes Engels-Monument, ein Lampenmädchen und ein hockendes Mädchen. Ergänzt werden sie durch Kopfplastiken und eine männliche Standfigur. Beiläufig, neben den künstlerischen Produkten, werden deren Transportkisten präsentiert - jedoch füllen diese Objekte den Wewerka-Pavillon nicht aus.

Mit rebellischem Blick hockt ein Mädchen mit entblößtem Unterleib auf dem Boden. Gegen die Schutzlosigkeit und anstößige Haltung herrscht eine engelhafte Figur monumental und riesig über der gesamten Szenerie, ernsthaft und gebieterisch. Und ein kleines bronzefarbenes Mädchen sitzt mit der Lampe in der Hand in der Ecke.

Die Skulpturen wirken verloren, in sich gekehrt und scheinen mit sich im Kampf, drohen in Resignation zu sinken, versuchen sich aber zu behaupten. Was für die Erscheinung der Skulpturen gilt, steht auch als Frage der Wirkung von Bildhauerei an sich im Raum. Der mimetische Aspekt der Skulpturen wird durch Materialerscheinung und Attribute nivelliert. Der nach vorne kippende Engel wirkt durch seine Proportionen wie eine Galionsfigur des Kölner Karnevals, wie aus Pappmache. Dreidimensionale Plastiken werden mit zweidimensionalen Symbolen konfrontiert.

Obwohl die Installation die Trennung zwischen bildhauerischen Werken und deren Aufbewahrung verwischt, wird der Betrachter in die isolierte Welt der Protagonistinnen gezogen. Heike Kabisch provoziert virtuos mit Zitaten aus Kunstgeschichte, Popkultur und Alltag. Sie generiert auf diese Weise komisch-tragische Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen, den Kampf um Macht, Frustration und Vergänglichkeit.