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Heimo Zobernig "Ohne Titel"

14.03.2020 - 18.04.2020
Eröffnung: Freitag, 13. März 2020, 18-21 Uhr

Das Ungemachte

Seit ein paar Jahren geht Heimo Zobernig regelmäßig mit der Kamera in die Natur, um Pflanzen zu fotografieren. Für ihn ein Experiment. Dabei ist er nicht nostalgisch. Zobernig ist immer an den neuesten technischen Möglichkeiten interessiert. Eine Digitalkamera nimmt heute problemlos Sequenzen von 20 Bildern pro Sekunde auf. Das beste Bild ist unter Umständen das, das gar nicht „bewusst“ gemacht werden kann, sondern eines aus der Sequenz, die die Maschine beim Auslösen festhält („Es“ fotografiert). Das perfekte Bild, im Punktum, wie Roland Barthes den magischen Moment nannte, macht die Maschine. Die Kunst besteht vor allem darin, es zu erkennen. Das Verhältnis zwischen Werkzeug und Künstler verschiebt sich. Autorenschaft ist keine 100% autonome Angelegenheit – war sie noch nie. Dem Bild, von dem die Fotografie seit jeher träumt, dem Bild einer unvergänglichen Gegenwart des Festgehaltenen, kommen die Highspeed-Kameras mit ihren Möglichkeiten näher. Sie kommen aber nicht ohne den Blick aus, der unter etlichen ähnlichen das entscheidende Bild herausfiltert.

Malerei nähert sich diesem Moment, dem Moment ästhetischer Erfahrung, den die Kunst seit Beginn der Moderne einzuholen versucht, anders. Malerei ist immer „gemacht“. Zurück im Atelier blendet Zobernig sein Fotoexperiment aus. Die Idee mit den Fotos „etwas zu machen“ tritt in den Hintergrund. Vor der Leinwand denkt er nicht einmal daran, dass es mit seiner aktuellen Produktion etwas zu tun haben könnte. Wie nähert man sich mit Malerei dem „Ungemachten“? Ein Bild malen und es dann abmalen und nochmal und nochmal. Nach der ersten Wiederholung steht nicht mehr das Motiv im Vordergrund, sondern vielleicht der Malprozess oder, wie bei der Kamera, der sequenzielle Automatismus. Ziel ist scheinbar nicht wie bei asiatischen Kopiertechniken, das Malen zu perfektionieren. Möglicherweise kann man im Gegenteil in der Wiederholung das „Machen” verlernen und dann gelingt unbemerkt das perfekte Bild. Es zu sehen ist die Kunst.