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gleich + ungleich zugleich über schichtbilder von alfred resch

6 - 20.000 hz, 380 - 780 nm, 120 db, 25 bilder pro sekunde... mit diesem mehr als bescheidenen spektrum der wahrnehmung unserer äußeren umwelt wollten wir uns nie zufriedengeben, immer auf der suche sowohl nach dem kleinsten als auch nach dem größten, das uns der erkenntnis näherbringen soll, was die welt in ihrem innersten und äußersten zusammenhält. nur mit hilfe immer besserer "prothesen" versuchen wir seit jeher dieses manko auszugleichen, um festzustellen, daß sich die dinge mit größer werdender entfernung, aber auch je weiter wir in ihr inneres vordringen, immer ähnlicher werden.

somit macht es wenig unterschied, ob wir die welt durch ein mikroskop oder durch ein teleskop betrachten: immer eröffnet sich uns ein kosmos, eine ordnung unterschiedlicher welten, deren systeme wir nie imstande sein werden umfassend aufzuklären. je mehr wir wissen, desto durchlässiger werden zuvor definierte grenzen der disziplinen. paradigmen von der quantifizierbarkeit der welt sind abgelöst von der erkenntnis, daß komplexe systeme immer erst mit einem gewissen grad an unbestimmtheit imstande sind, flexibel auf sich ändernde bedingungen optimal zu reagieren - in der natur würde man sagen, um das überleben zu gewährleisten. so wird sich auch der genetische code des menschen wohl weiterhin seiner vollständigen entschlüsselung entziehen. und auch die entdeckung des "reinen zufalls, der information aus dem nichts" hat die vorstellung von der physik als nahezu abgeschlossene wissenschaft in völlig neue bahnen gelenkt.

die bedeutung der dinge ergibt sich aus der differenz, jenem mitunter vernachlässigbar gering erscheinenden unterschied, der über das besondere entscheidet, und welcher gemessen am gesamtsystem doch wieder verschwindend klein bleibt!

das individuelle relativiert sich eingebettet in ein gesamtsystem, immer überlagert von einem nächsten, ein nicht enden wollender prozeß mit offenem ausgang. ausschnitte gewähren einblicke, fenster ausblicke: dem betrachter steht es frei, sich zum quant oder zum galaxiehaufen zu zoomen durch farbschichten hindurch, durch systeme intuitiv entstanden im ständingen oszillieren zwischen freilegen von zuvor verdecktem, um es im nächsten moment wiederum zu ueberlagern. ein permanentes wechselspiel der bedeutung des unterschiedes für das einzelne und seiner relativen bedeutungslosigkeit im gesamtkontext, vergleichbar mit dem grashalm, der nur innerhalb eines bestimmten ausschnittes als solcher wahrgenommen wird, um mit größer werdender entfernung schon bald wieder im gesamtbild wiese zu verschwinden als einer von unzähligen ähnlichen bis gleichen. in der anderen richtung - unter dem mikroskop betrachtet - präsentiert er sich in dynamischen strukturen bewegter organismen, kaum unterscheidbar von mikroskopien anderer lebewesen, als grashalm existiert er lediglich in unserer vorstellung.

vielschichtigkeit beschreibt nicht bloß den interpretativen charakter der schichtbilder, vielmehr sind die "vielen schichten" sichtbare umsetzung der unterschiedlichen ebenen in form und farbe, die sowohl über die bildränder hinausdrängen als sich auch räumlich in die tiefe fortsetzen. offen bleibt die einstellung des rezipienten zum bild im sinne von mikro oder makro genauso wie die frage nach dem, was wesentlich ist: das individuum in seiner besonderheit, der grashalm oder die summe, die vielheit, die erst ein ganzes ergibt, die wiese oder aber ganz einfach beides: gleich und ungleich zugleich eben?

mag. ute angeringer, 2000 10 18

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Heimspiel 1

Künstler: Sabina Hörtner, Franz Pichler, Gerhard Raab, Alfred Resch, Kurt Stadler