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Wir trauern um Heinrich Heidersberger, der am 14. Juli 2006 in Wolfsburg, knapp fünf Wochen nach seinem 100. Geburtstag, verstarb.

Der Faszination der Photographie ist Heinrich Heidersberger noch im hohen Alter erlegen. Der in Wolfsburg lebende, international renommierte Künstler verzichtete bis letztes Jahr auf keinem seiner Spaziergänge im Elektromobil auf eine Kamera, obgleich er am 10. Juni 2006, sein 100. Lebensjahr vollendete. Dabei war die Photographie zunächst gar nicht sein berufliches Ziel, als er sich 1928 an der privaten Malschule von Fernand Léger in Paris einschrieb. Drei Jahre lang blieb er dort, lernte Künstler wie Mondrian und Tanguy kennen. Und: Er photographierte. Die Photographien dienten ihm als Reproduktionen seiner gemalten Bilder.

Die Photographie ließ den 1906 in Ingolstadt geborenen Heinrich Heidersberger nicht mehr los. 1936 ging er nach Berlin, um dort als freier Bildjournalist für Ullstein und Scherl sowie als Sach- und Werbephotograph zu arbeiten. Erste Veröffentlichungen im Jahrbuch "Photographie" folgten. Zugleich begann er mit der Architekturphotographie, auch wenn er zunächst noch in der Industrie (Berlin, Salzgitter, Braunschweig) fotografisch arbeitete. "Wie kaum ein anderer deutscher Photograph hat Heinrich Heidersberger das architektonische Geschehen der Moderne nach 1945 begleitet und kongenial interpretiert", urteilt Prof. Rolf Sachsse von der HBK Saarbrücken, indem er "sich exakt auf der schmalen Grenze zwischen sachlicher Schilderung und surrealer Inszenierung" bewegt.

In diesem Zusammenhang ist Wolfsburg für ihn wichtig geworden. Die junge, sich so dynamisch wie das bundesdeutsche Wirtschaftswunder entwickelnde Volkswagenstadt faszinierte ihn so sehr, dass er 1961 ins alte Renaissance-Schloss Wolfsburgs einzog. Heidersberger gehörte dort zu den Mitbegründern der Künstlergruppe "Schloßstraße 8". Sein Atelier befindet sich noch immer dort. Heidersberger ist indes viel zu polyglott, als das er allein in Wolfsburg blieb. Reisen und Ausstellungen führten ihn nach Paris, Tucson in den USA oder Kopenhagen. Schon vor dem Wechsel nach Wolfsburg fuhr er wiederholt nach Amerika, Venedig, Kopenhagen, Den Haag und Istanbul. Auf der Trienale in Mailand reüssierte er mit den berühmten "Rhythmogrammen", zu deren Entwicklung er eigene Maschinen baute. Auch für die Stern-Serie "Kleid aus Licht", die Henry Nannen 1949 im Magazin Stern publizierte, bastelte er Scheinwerfer aus Kochtöpfen und optischen Linsen, vor die er Loch- und Lamellenmasken montierte. In der Projektion modulierten diese unterschiedliche Lichtmuster auf den Körpern der Frauen.

1972 repräsentieren von ihm geschaffene Wandbilder die Stadt Wolfsburg bei der Olympiade in München. 1981 wird ihm das Verdienstkreuz des Landes Niedersachsen verliehen, 1984 ist er an einer Ausstellung im Centre Pompidou in Paris beteiligt, 1989 folgen Ausstellungen und Vorträge in Touscon, Arizona. 1998 werden Arbeiten von Heinrich Heidersberger im New Yorker Museum of Modern Art gezeigt, und das ZDF sendet eine Reportage über ihn im Rahmen des "Heute"-Journals. In den vielen Jahren seines fotografischen Schaffens ist Heinrich Heidersberger in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Österreich, Dänemark, Großbritannien, Frankreich und den USA vertreten. Seine Arbeiten werden in Fachzeitschriften, Katalogen und Büchern veröffentlicht, u.a. in einem 1982 im Verlag Schirmer und Mosel erschienen Buch von Van Deren Coke. Der Titel: "Avantgarde Photographie in Deutschland 1919 -1939".

Die Fotografien Heinrich Heidersbergers galten jahrzehntelang als "State of the Art", und auf dem derzeitigen Kunstmarkt werden sie hoch geschätzt. Er gilt als Meister der Klassischen Fotografie.

Ein Bildband zu Heidersbergers Architekturfotografie und ein Katalog zu seinen Rhythmogrammen ist in der in focus Galerie erhältlich.

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Heinrich Heidersberger
zum 100. Geburtstag - Struktur und Architektur - Vintage Fotografien