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Heinz Mack ist Mitbegründer der ZERO-Bewegung und hat als Maler, Lichtkünstler und Bildhauer die Kunst seit den späten 1950er-Jahren nachhaltig beeinflusst. Sein 80. Geburtstag und seine Wiederentdeckung durch die Kunstwelt sind Anlass für die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, ihm eine Hommage zu widmen. Die Ausstellung präsentiert rund 130 Werke, entstanden von 1953 bis heute, und hebt die Kontinuität des utopischen Kunstgedankens bei Heinz Mack hervor, in dessen Arbeiten die Wahrnehmung von Licht, Raum und Farbe eine zentrale Rolle spielen. Sein Werk verbindet auf experimentelle Weise Kunst und Umwelt, Poetisches und Profanes, Philosophie und Physik – aus ihm spricht das stetige Bestreben, traditionelle Formen der Kunst neu zu interpretieren und neue Techniken in einem künstlerischen Kontext zu erproben.

Auftakt – Licht und Raum Den Auftakt der Ausstellung bilden zwei neue Lichtinstallationen des Künstlers: im Treppenhaus vor der Atriumhalle zunächst ein die Raumwahrnehmung irritierender, beleuchteter Drehspiegel („Drehbarer Spiegel“, 2011), im Eingangsbereich der Ausstellung dann die in gleißendes Licht gehüllte, sich scheinbar in den Himmel schraubende Skulptur „Zikurat“ (2010).

ZERO – die „Stunde null“ Der Ausstellungsrundgang beginnt mit den frühen Arbeiten Heinz Macks aus der Zeit der Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO. Als Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf suchten Heinz Mack und Otto Piene damals einen neuen Weg in der Kunst, um sich von den vorherrschenden Tendenzen des Informel und des Tachismus der Nachkriegszeit abzugrenzen. Es ging ihnen darum, von Neuem zu beginnen, und so riefen sie 1957 die „Stunde null“ aus. Die Ausstellungen im Düsseldorfer Atelier von Heinz Mack, in dem sie ihre neuen Experimente von Bewegung und Licht vorstellten, gingen mit der Gründung der Katalog-Zeitschrift ZERO (Vol. I–III) einher, in der sie ihre künstlerischen Ideen propagierten.

Internationaler Erfolg Bereits früh pflegten die ZERO-Künstler Heinz Mack und Otto Piene, zu denen sich später auch Günther Uecker gesellte, internationale Kontakte zu Künstlern wie Lucio Fontana, Piero Manzoni, Jean Tinguely und Yves Klein. Nach wechselseitigen Ausstellungen in Paris und Düsseldorf setzte Heinz Macks internationaler Erfolg ein. 1959 nahm er zum ersten Mal an der documenta in Kassel teil, Anfang der 1960er-Jahre unterhielt er ein Atelier in New York und wurde 1970 zu einer Gastprofessur nach Osaka eingeladen.

Wüste Breitere Beachtung, auch über das Kunstpublikum hinaus, fand Heinz Mack durch seine Wüsten-Expeditionen ab 1962 und den Film Tele-Mack, der 1970 bei der Filmbiennale in Venedig einen Anerkennungspreis erhielt. Seinen Arbeiten in der Wüste, die zu den Anfängen der Land Art zählen, ist in der Ausstellung ein eigener Raum gewidmet.

Licht und Farbe Eine strahlende silberfarbene Mauer im Lichthof des Ausstellungsraums bildet die zentrale Lichtquelle. Um die aus insgesamt 21 Tonnen wiederverwertbarem Aluminiumfolienschrott hergestellte „Silberlicht-Mauer“ (2011) herum reihen sich weitere thematische Räume aneinander. So führt der Rundgang von den facettenreichen und eindrucksvollen Lichtexperimenten des Künstlers seit den 1960er-Jahren bis heute weiter zu den berühmten Silberreliefs. Zu sehen sind darüber hinaus Prismen, Kuben, bewegte Rotoren und exemplarisch einige Skulpturen von Heinz Mack, darunter frühe Holz- und Lichtstelen. Sie säumen den Weg hin zur Malerei und zu Heinz Macks intensiver Auseinandersetzung mit der Farbe.

Nähe zur Naturwissenschaft An die Stelle der Komposition hat Heinz Mack die Struktur gesetzt und ist darin den gegenwärtigen Naturwissenschaften nahe. Seine frühen Versuche der Überschreitung des klassischen Kunstbegriffs, der Grenzen zwischen Kunst, Technik und Natur, seine Überlegungen zu alternativen Raum- und Präsentationskonzepten sowie seine Lichtexperimente können als Vorreiter für die heutige Kunst gesehen werden. Die Verwandtschaft zwischen Heinz Macks Arbeiten und den heutigen Wahrnehmungs- und Darstellungstechniken in der Wissenschaft wird durch eine umfangreiche Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich verdeutlicht – sowohl als visuelles Erlebnis in der Ausstellung als auch in mehreren Veranstaltungen im Rahmenprogramm.

Kuratoren: Robert Fleck und Nathalie Hoyos Ausstellungsleitung: Henriette Pleiger

Text in der Ausstellung: ZERO-Manifest, 1958

Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund. Zero dreht sich. Zero ist der Mond. Die Sonne ist Zero. Zero ist weiss. Die Wüste Zero. Der Himmel über Zero. Die Nacht – . Zero fliesst. Das Auge Zero. Nabel. Mund. Kuss. Die Milch ist rund. Die Blume Zero der Vogel. Schweigend. Schwebend. Ich esse Zero, ich trinke Zero, ich schlafe Zero, ich wache Zero, ich liebe Zero. Zero ist schön. dynamo dynamo dynamo. Die Bäume im Frühling, der Schnee, Feuer, Wasser, Meer. Rot orange gelb grün indigo blau violett Zero Zero Regenbogen. 4 3 2 1 Zero. Gold und Silber, Schall und Rauch Wanderzirkus Zero. Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund. Zero ist Zero

Biografie

1931 Geboren am 8. März in Lollar/Hessen. 1950–1953 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Staatsexamen in Kunsterziehung und Werkerziehung. 1953–1956 Studium der Philosophie an der Universität zu Köln, Staatsexamen. 1955 Atelier in einer ehemaligen Fabrik in Düsseldorf (bis 1963). 1955–1958 Erste Reisen in die Sahara. 1957 Gründet zusammen mit Otto Piene in Düsseldorf die Gruppe ZERO, der sich 1961 Günther Uecker anschließt; sie organisieren die später legendär gewordenen Abendausstellungen und edieren die Katalog-Zeitschrift ZERO Vol. I, Vol. II und Vol. III. 1962–1963 Aufenthalte in Marokko und Algerien, erste Lichtexperimente in der Wüste. Gemeinsam mit Otto Piene und Günther Uecker Entwürfe für Wasser-, Lichtund Windskulpturen. 1964–1966 Reist im Frühjahr 1964 nach New York: Atelier in der 10. Straße, 410 Ost. Teilnahme an der documenta III in Kassel mit dem Lichtraum (Mack – Piene – Uecker). Heinz Mack lernt Barnett Newman kennen. 1966 Die Gruppe ZERO trennt sich; letzte gemeinsame Ausstellung mit Otto Piene und Günther Uecker in Bonn. Organisiert mit Uecker das ZERO-Fest im Bahnhof Rolandseck, wo ca. 1000 Menschen das Ende der ZERO-Zeit feiern. Erste Ausstellung in New York in der Howard Wise Gallery; zeigt dort den Forest of Light, 20 Stelen, in denen sich Manhattan spiegelt. seit 1967 Atelier und Wohnsitz auf dem Huppertzhof in Mönchengladbach. 1967 Im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal wird die Farblichtkrone gezeigt. Reise nach Djerba, Tunesien. Das Mackazin wird ediert; es zeigt Arbeiten aus den Jahren 1957–1967; eine geplante zweite Ausgabe, in der Skulpturen und Projekte dominieren sollen, kann nicht finanziert werden. 1970 Mitarbeit am Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Osaka mit den Objekten Spiegelplantagen, Wasserskulptur und Feuerwald sowie Realisation einer 12 m hohen Lichtstele vor dem Expo Museum of Fine Arts, Osaka. Thomas Lenk, K.-G. Pfahler, Günther Uecker und Heinz Mack vertreten Westdeutschland auf der XXXV. Biennale in Venedig. Adolf-Grimme-Anerkennungspreis für den Tele-Mack-Film. Längere Asienreise. seit 1970 Zahlreiche Reisen und Arbeitsaufenthalte in arabischen und afrikanischen Ländern. seit Mitte der Zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum für öffentliche und private 8 1970er Jahre Leihgeber sowie Wirtschaftsunternehmen; dabei entsteht eines der umfangreichsten und umfassendsten Werke europäischer Künstler in diesem Bereich. 1985 Heirat mit Ute Tietze. 1991 Nach 27 Jahren entstehen wieder großformatige gemalte Bilder (sogenannte Chromatische Konstellationen). 1992 Austritt aus der Akademie der Künste, Berlin. 2001 Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zum 70. Geburtstag. 2004 Erhält das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland als Erstauszeichnung in Anerkennung für sein Werk und sein Wirken als Botschafter der Kulturen. 2006 Große Einzelausstellung im Pergamonmuseum in Berlin mit dem Titel Transit zwischen Okzident und Orient. Faszination und Inspiration der islamischen Kultur im Werk des Künstlers. Ein Werkaspekt 1950–2006. ZERO-Ausstellung der Stiftung museum kunst palast, Düsseldorf. 2008 Die Stadt Düsseldorf gründet die ZERO-Foundation; die Stiftung erhält die Archive und zahlreiche Werke der Künstler Mack, Piene und Uecker, widmet sich der Forschung und unterstützt und fördert Dokumentationen und Ausstellungen; in ihrem Fokus stehen alle internationalen Künstler, die der ZERO-Idee verbunden waren. 2009 Erhält den Ehrenring der Stadt Mönchengladbach. Ausstellung Heinz Mack – Licht der ZERO-ZEIT im Ludwig-Museum, Koblenz.

Katalog

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Snoeck Verlag, der neben einem kürzlich geführten Interview mit Heinz Mack von Daniel Birnbaum und Hans-Ulrich Obrist auch zahlreiche ältere Stimmen von Kunstkritikern und Kuratoren zu Heinz Macks Werk sowie den in der Ausstellung präsentierten Werken enthält. Heinz Mack Licht – Raum – Farbe 224 Seiten mit 150 farbigen und 30 s/w Abbildungen Format 30 x 24,5 cm Halbleinen geprägt Zweisprachige Ausgabe (deutsch/englisch) Museumsausgabe: 29,80 € Buchhandelsausgabe: 58 € Snoeck Verlagsgesellschaft mbH, Köln ISBN 978-3-940953-72-8

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Heinz Mack
Licht - Raum - Farbe
Kuratoren: Robert Fleck, Nathalie Hoyos, Henriette Pleiger