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Wir freuen uns sehr, die zweite Einzelausstellung der amerikanischen Künstlerin Helen Mirra in unserer Galerie zeigen zu dürfen. Im europäischen Raum waren ihre Arbeiten zuletzt in der Kunsthalle Basel, dem Kunstverein Hamburg und auf der 50. Biennale di Venezia zu sehen. Helen Mirras Werk besteht aus Text, Zeichnungen, Film, Soundinstallationen und genähten oder gewebten Objekten. Im übertragenen Sinn ist ihr künstlerisches Interesse mit dem einer Geologin vergleichbar. Ihre Arbeiten legen unterschiedliche Schichten von kulturellen, politischen und historischen Landschaften frei, die sie dann in ihre persönliche Ausdrucksweise integriert. Neben der Adaption von Strategien der Minimal- und Concept Art, bildet der experimentelle Umgang mit Sprache einen wesentlichen Aspekt.

Die Ausstellung in unserer Galerie Miscellaneous papers besteht aus einer Gruppe neuer Textarbeiten. Beeinflußt von philosophischer, wissenschaftlicher, historischer oder experimenteller Literatur werden neue Texte kombiniert und mit einer manuellen Schreibmaschine direkt auf 16mm breite Bänder geschrieben. Die Breite der Bänder bezieht sich auf das entsprechende Filmformat. Ausgangspunkt für die Ausstellung ist die englische Version von W.G. Sebalds Roman Ringe des Saturn. Das Buch bildet eine Art Reise durch die unterschiedlichsten sozio-kulturellen Begebenheiten, mit einem speziellen Augenmerk auf Krisen. Mirra erstellte einen Index, nicht als üblichen Appendix, sondern vielmehr als ein Mittel, um die neuen Texte in enge Verbindung mit dem Roman zu setzen.

Entgegen der offensichtlichen Objektivität des Indexes, steht Mirras subjektive Auswahl bestimmter Themen, die weder Poesie noch Prosa darstellt. Das gedeckte Weiß der neuen Arbeiten erinnert an das Papier eines oftmals gelesenen Buches. Die Zurückhaltung der weißen Linie auf der weißen Wand steigert die Spannung der historischen und emotionalen Dichte auf die sich die neuen Texte beziehen. Das visuelle Springen der Schreibmaschinenschrift gibt jedem Wort eine konkrete Materialität. Da sich der Besucher während dem Prozeß des Lesens bewegen muß, wird der Verlauf der Sprache zu einer physischen Bedingung. In diesem Sinn bilden die text bandings von Miscellaneous papers eine abstrahierte Landschaft, deren Beschaffenheit statisch und bewegt zugleich ist.

Pressetext

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Helen Mirra "Miscellaneous papers"