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Eröffnung: 06.03.2008, 19.00 Uhr

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog im Verlag Folio, Wien-Bozen (ISBN 978-3-85256-443-2) und eine Edition mit 50 Originalzeichnungen.

Helmut Mark gehört seit den 1980er Jahren zu den wichtigsten Vertretern einer konzeptuellen und medienorientierten Kunst Österreichs. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten und Projekte liegt auf der Neuverortung der künstlerischen Praktik unter dem Einfluss der Mediatisierung der Gesellschaft anschließend an konzeptuelle Tendenzen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Dazu gehört auch die Neudefinition der Genres Malerei und Skulptur/Installation unter Medienbedingungen. Material, Information, Ästhetik, Gegenständlichkeit und Immaterialität werden sowohl im Bereich der Malerei als auch demjenigen der Skulptur/Installation in Konfigurationen gezeigt, die die Grenzen dieser Genres überschreiten. Seine wichtigsten Arbeiten der 1980er Jahre befassen sich mit der Erweiterung des Skulpturbegriffs in der Verbindung mit dem Medium Video in Richtung einer hybridisierten Form von Videoskulptur, die die Zeitdimension des visuellen Mediums dem Raum der Objekte und Installationen eingeschrieben und damit den Gegenstandscharakter der Objekte transformiert hat. Mit dieser Reihe minimalistisch-konstruktiver Videoskulpturen, gehört Helmut Mark zu den wenigen Künstlern, welche diese, Mitte der 80er Jahre sehr breit propagierte Kategorie mit Sinn füllten. Daneben entstanden Projekte, die Strategien medialer Kommunikation in den Bereich der Kunstproduktion übernahmen, den Besuchern verschiedenste, aufeinander bezogene Informations- und Kommunikationsmedien zur Verfügung stellten und sie als Teil dieser Netzwerke adressierten. „Nicht ästhetische Produkte, sondern das Auslösen individueller und sozialer Prozesse im Feld der Auseinandersetzung mit Kunst sind das Ziel seines Handelns. Dabei setzt er alte und neue Technologien so ein, dass eine vielfältige Verschränkung von Sehen und Gesehenwerden, von Vermitteln und Vermitteltwerden, von aktiver und passiver Teilhabe eintritt.“ (Dieter Bogner) In der Logik dieser Auseinandersetzung entstanden auch Arbeiten für das Fernsehen und das Radio sowie Projekte für den öffentlichen Raum. Schließlich ist Helmut Mark als einer der Initiatoren der Internetplattform „THE THING Vienna“ maßgeblich daran beteiligt, Medien- und Netzkunst als wichtiges Terrain im Bereich zeitgenössischer Kunst zu etablieren.

Mit der Berufung an die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zieht sich Helmut Mark gegen Mitte der 1990er Jahre zunehmend aus dem klassischen Kunstmarkt zurück. Es entstehen allerdings in langfristigen Prozessen einer neuerlichen Redefinition des Skulpturbegriffs nach dem Hype der Kommunikationsmedien eine Reihe von Arbeiten, die das künstlerische Objekt zunehmend als ein Element im Rahmen sozialer und politischer Prozesse umschreibt, in soziale Prozesse interveniert oder solche provoziert. Es handelt sich durchwegs um Arbeiten, die sich ein Set von Handlungsanweisungen aneignen und die sich aus der Durcharbeitung der eigenen politischen Sozialisation ergeben. In diesem Sinn hat sich der Fokus der Projekte von Helmut Mark noch stärker hin zu Fragestellungen bezüglich gesellschaftlicher Prozesse und Mechanismen verlagert, auch solchen der öffentlichen Repräsentation und von kollektiven Wertvorstellungen. In den Arbeiten verdichten sich Analysen und Reflexionen über die Kongruenz von Medien und Öffentlichkeit, über den gewandelten Status von Objekthaftigkeit bzw. über den prekären Zustand von k ulturellen Austauschverhältnissen und des Sozialen angesichts der Verflüssigung des Politischen im Ökonomischen.

Das Ausstellungsprojekt im Kunstverein Medienturm zeichnet die immanente Logik der verschiedenen Arbeitschwerpunkte von Helmut Mark nach und zeigt zusammen mit den wichtigsten Arbeiten der letzten zehn Jahre eine Auswahl von malerischen Arbeiten der frühen 1990er Jahre. Dabei zeigt sich, dass in allen Serien und Werkgruppen sowohl kunstimmanente Strukturen als auch die Frage des Verwendungszusammenhanges von Kunst — Sammlung, Ausstellung, Kauf — thematisiert werden. Zeigen die Malereien der 1990er Jahre ihren laut Größe berechneten Verkaufspreis, d. h. eine wesentliche Grundlage ihrer Zirkulation, so zielen die Skulpturen und Installationen ab dem Jahr 2000 auf ihre dauerhafte Aneignung durch eine vorweggenommene Sammlung: Skulptur als Behälter für Wechselgeld, als überdimensionaler Aschenbecher, zur Züchtung von Cannabispflanzen. Der Ausstellungszusammenhang stellt quasi einen Ausnahmezustand für diese Objekte dar, die auf eine langfristige und kontinuierliche „Nutzung“ angelegt sind. Alle diese Gebrauchszusammenhänge kommentieren ihrerseits jeweils aktuelle politische Fragestellungen, referieren auf ein politisches Gedächtnis, auf Alltagspraktiken als politisierte Handlungszusammenhänge.

Insofern repräsentieren die Arbeiten der letzten Jahre den anhaltenden Versuch des Künstlers, komplexe Sachverhalte in knappe, reduzierte und äußerst präzise Objekte zu übersetzen. Die Ausstellung präsentiert somit einen Überblick und einen aktuellen Einblick in eine künstlerische Position, die in ihrer Kontinuität und Konsistenz einen wichtigen Beitrag zur Debatte zeitgenössischer Skulptur und ihrer Möglichkeiten darstellt. Helmut Mark präsentiert sich damit nach wie vor als einer der wichtigsten österreichischen Künstler seiner Generation.

BIOGRAFIE Helmut Mark geb. 1958, lebt und arbeitet in Wien und Leipzig Seit 1982 div. Medien- und Telekommunikationsprojekte 1994 – 1999 Mitbegründer und Betreiber des Internet-Kulturservers „THE THING Vienna” Seit 1995 Professur für Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig EINZELAUSSTELLUNGEN (Auswahl) 2002 Laden für Nichts, Leipzig 2000 Galerie Kunstbüro, Wien (mit Heimo Zobernig) 1993 Galerie Waßermann, München Galerie Orms, Innsbruck 1990 Insam-Gleicher Gallery, Chicago (mit Robert Adrian) Galerie Orms, Innsbruck 1989 Galerie Grita Insam, Wien 1987 Galerie Amer, Wien Galerie Maria Bonk, Köln 1986 Galerie Amer, Wien 1985 Galerie Aufbau-Abbau, Berlin AUSSTELLUNGSBETEILIGUNGEN seit 1982 (Auswahl) 2007 „Der Wal oder Artisten in der Zirkuskuppel”, Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig „Ohne wenn und aber – die Schenkung Dieter und Gertraud Bogner”, Museum Moderner Kunst, Wien Helmut Mark, TAKE AWAY, 2005. 2006 „Raumkunst, Kunstraum”, Kunstraum Buchberg Foto: Gebhard Sengmüller „LichtWerke”, Museum Moderner Kunst, Wien 2002 „Variable Stücke”, Taxisgalerie, Innsbruck „Räume 2”, Westbahnhof, Innsbruck „RE-PLAY. Anfänge internationaler Medienkunst in Österreich”, Generali Foundation, Wien 1998 „Kunst in der Stadt 2”, Bregenzer Kunstverein, Bregenz 1997 „Versus 2000”, Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Bozen „Magie der Zahl in der Kunst des 20. Jahrhunderts”, Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1996 „Objekt: Video”, Oberösterreichische Landesgalerie, Linz „hybrid”, Forum Stadtpark, Graz „Rivers & Bridges”, Innsbruck/ Linz/ Wien u.a. (mit Andre Bosshard) „Hören ist Sehen”, Palacio de Exposiciones EXPOuniversidad, Medellín, u. a. 1994 „Translucent Writings”, Neuberger Museum of Art, New York „Zeitgleich”, Kunsthalle Tirol, Hall in Tirol „Minima Media”, Medienbiennale Leipzig, Leipzig „100 Umkleidekabinen”, Bad zur Sonne, steirischer herbst 94, Graz 1993 „Multiples”, Galerie Bob van Orsouw, Zürich „Objekt versus Raum”, Galerie Gerald Piltzer, Paris; Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Bozen „Ideas Imágenes Identidades”, Centre Cultural, Barcerlona „Computerunterstützte Kunst”, Künstlerwerkstatt Lothringer Strasse, München 1992 „Interferenzen IV – Radiokunst”, Museum Moderner Kunst, Wien „Objekt versus Raum”, Tallinn Art Hall, Tallinn; The Nordic Arts Centre, Helsinki; Villa Merkel, Stuttgart „Neue Medien”, Kunsthaus Horn, Horn „The New Editions”, Galerie Waßermann, München „Identität: Differenz”, steirischer herbst 92, Graz „Secession Projekte – Interventionen”, Wiener Staatsoper, Wien „TRANSIT – eine mediative Skulptur”, ORF-Fernsehen, Österreich, (mit Reinhard Braun) 1991 „Kunst, Europa, Österreich”, Galerie Rähnitzgasse, Dresden; Deichtorhallen, Hamburg „Die Augen der Minerva”, Salzburger Kunstverein, Salzburg „Dissipative Inszenationen”, Museum Moderner Kunst, Wien „Im Licht des Monitors”, Kunstraum Dornbirn, Dornbirn; Galerien der Stadt Prag, Prag „Zeitsprünge”, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz 1990 „The Re adymade Boomerang, Sidney Biennale, Sidney „Wider-Schein”, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck „Ursprung und Moderne”, Neue Galerie der Stadt Linz, Linz „Plastik Akut”, Kärntner Landesgalerie, Klagenfurt „Im Licht des Monitors”, Künstlerhaus, Graz; Kunstverein Horn, Horn „Multiples”, Galerie Gawlik -Schorm, Wien Galerie Alberto Weber, Turin „Texas, Station Rose”, Wien (mit F.E.Rakuschan) „Poliset”, Padiglione d'Arte Contemporanea, Ferrara 1989 „Brennpunkt Wien”, Badischer Kunstverein, Karlsruhe „Skulpturenrepublik ”, Mücsarnok, Budapest; Arnolfini Gallery, Bristol; Third Eye Center, Glasgow; John Hansard Gallery, Southhampton „Design Wien”, Museum für angewandte Kunst, Wien „Melencolia”, Galerie Grita Insam, Wien „Video Skulptur – retrospektiv und aktuell – 1963-1989”, Kongresshalle, Berlin; Kölnischer Kunstverein, Köln „Prospekt 89”, Frankfurter Kunstverein/ Schirn Kunsthalle, Frankfurt „Video”, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck „Moskau-Wien-New York”, Messepalast, Wien „60 Tage österreichisches Museum des 21. Jahrhunderts”, Wien 1988 „Beton”, Galerie Grita Insam, Wien „Brennpunkt Wien”, Bonner Kunstverein, Bonn „Skulpturenrepublik ”, Messepalast, Wien 1987 „Various Artists – Vienna Austria 1987”, Unge Kunstneres Samfund, Oslo „Im Rahmen der Zeichnung”, Secession, Wien „Video der 80er Jahre”, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz Galerie Hubert Winter, Wien 1986 „Wien Signaal”, Aorta, Amsterdam „Aperto 86”, Biennale Venedig, Venedig „Nuove Geometrie”, Rotunda di via Besano, Mailand „Kunstraum-Raumkunst”, Schloß Buchberg am Kamp „Kunst und Technologie”, Wissenschaftszentrum, Bonn 1985 „Schrägspur Videofestival”, Technische Universität, Graz steirischer herbst 85, Augartenkino, Graz 1984 „Multivision 84”, Wiener Festwochen, Karlsplatz, Wien 1984 „Orwell und die Gegenwart”, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien (mit Robert Adrian) 1983 „Multivision 83”, Wiener Festwochen, Karlsplatz, Wien „Aktuell 83”, Lenbachhaus, München (mit Brigitte Kowanz/ Franz Graf) 1982 „Multivision 82”, Wiener Festwochen, Karlsplatz, Wien

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Helmut Mark
SKULPTUR
Gastkurator: Reinhard Braun