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HENRI MICHAUX (1899–1984)
1963 fand bei Otto van de Loo die erste Einzelausstellung des belgisch französischen Künstlers in Deutschland statt. Es war die Phase, in der sich Michaux mit immerhin gut 60 Jahren als Künstler von internationalem Ruf etablierte und Werke auf der Biennale in Venedig (1960) und der documenta in Kassel (1959/1964) zeigte. Große retrospektive Einzelpräsentationen waren im von Asger Jorn begründeten Silkeborg Museum (1962), im Stedelijk-Museum in Amsterdam (1964) und im Musée National d‘Art Modern de Paris (1965) zu sehen. Seitdem gehört Michaux zum festen Programm der Galerie van de Loo, was sich noch heute in unserem Bestand widerspiegelt. Anlässlich der aktuellen Ausstellung erscheint eine kleine Publikation, die diesen dokumentiert und in Abbildungen wiedergibt. Es handelt sich um Tuschen und Aquarelle auf Papier unterschiedlicher Werkgruppen aus dem Zeitraum 1959 bis 1975 sowie um eine Ölmalerei von 1982. Allerdings war Michaux selbst an fließenden Grenzen interessiert und vermied allzu scharfe chronologische Scheidungen, unter anderem indem er kaum datierte und immer wieder auf Techniken und Bildfindungen früherer Jahre zurückkam. Dieses bewusste Verwischen und Verunklären ist auch seinen Texten anzumerken, die für Michaux neben seinem bildkünstlerischen Werk eine gleichwertige Ausdrucksform darstellten. Und so antwortet er nicht nur mit Rätseln, sondern präzisierte: „Ist wirklich eine Erklärung nötig? Sieht man nicht, daß ich male, um die Wörter links liegen zu lassen, um den Kitzel des Wie und Warum zu unterdrücken? Vielleicht weil ich deutlich dieses oder jenes vor mir sehe, was ich zeichne? Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich zeichne, damit ich immer wieder in Verlegenheit komme. Und umso besser, wenn ich in Fallen gerate. Ich bin auf Überraschungen aus, wüsste ich etwas, es würde mich langweilen.“ (Ausst.-Kat. Galerie van de Loo 1963) Im Verlauf der Ausstellung ist eine Lesung aus Texten von Henri Michaux geplant.