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Vernissage: Sonntag, 1. September, 11 Uhr, Rathausdiele

Der belgische Architekt und Designer Henry van de Velde (1863–1957) ist einer jener Künstler an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, deren Wirken die Geschichte der Kunst geprägt hat. Seine ersten Erfolge feiert van de Velde jedoch nicht als Gestalter funktionaler Wohnungseinrichtungen oder eleganter Bestecke, sondern als Maler. Er studiert ab 1880 an der Académie des Beaux-Arts in Antwerpen bei Charles Verlat. Der Unterricht ist so wie die Professoren: mittelmäßig, weder inspiriert noch inspirierend. Als van de Velde auf der alle drei Jahre stattfindenden Antwerpener Kunstausstellung 1882 Édouard Manets reifes Alterswerk Bar aux Folies Bergère sieht, steht sein Entschluss fest: Er möchte Maler werden. Mit 21 Jahren zieht er in die Welthauptstadt der Kunst, nach Paris. Wenig später malt er in Barbizon und ab Oktober 1885 wieder in Belgien. Er lernt schnell und laviert zwischen den aktuellsten stilistischen Richtungen seiner Zeit. Manet, Monet und Renoir – später Vincent van Gogh – werden Fixpunkte einer Suche, die zunächst wenig innere Befriedigung abwirft und zwischen Anschauung, Übung und unter der Lektüre von Zola, Nietzsche und politischer Schriften schnell reift.

Van de Velde wird 1888 Mitglied der bedeutendsten belgischen Künstlervereinigung Les XX (Société des Vingt). Dieser, von dem Juristen und Schriftsteller Octave Maus geführten Vereinigung, gehören so bedeutende Künstler wie James Ensor, Alfred William Finch, Auguste Rodin, Paul Signac und Théo van Rysselberghe an. Zwischen Realismus, Impressionismus, Neoimpressionismus und Symbolis­mus wird Brüssel durch die Ausstellungen der Gruppe für einige Jahre zum Schauplatz der internationalen Avantgarde. Für van de Velde sind die Ausstellungen eine Schule des Sehens. Er findet Kontakt zu vielen der namhaftesten Künstler seiner Zeit und wird zum Neoimpressio­nisten.

Das bildkünstlerische Schaffen Henry van de Veldes ist ein Frühwerk und bestimmt die erste Dekade seines äußerst umfangreichen und vielseitigen Schaffens, welches ab 1893 nahezu ausschließlich den angewandten Künsten gilt. Die Zahl der von van de Velde geschaffenen Gemälde, Pastelle und Zeichnungen ist klein. Um so erstaunlicher ist es, dass die Werke zwischen denen von Paul Signac oder Henri-Edmond Cross bestehen und bis heute von früh erlangter Meisterschaft künden. Die Kunstsammlung Jena stellt das bildkünstlerische Werk Henry van de Veldes erstmals in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Eingebettet zwischen Werken seiner zahlreichen Künstlerkollegen, orientiert sich die Ausstellung vor allem am Wirken der Künstlergruppe Les XX, die nicht nur für die Werkentwicklung van de Veldes, sondern auch für seine Sozialisation als Künstler enorme Bedeutung hat. Das Wirken der Les XX bezeichnet ein Panorama der bewegenden Jahre zwischen Impressionismus, Neoimpressionismus und Symbolismus, einer ereignisreichen Zeit am Beginn der modernen Kunst.

Präsentiert werden 138 Werke von 32 Künstlern aus 40 internationalen Sammlungen. Die Ausstellung findet anlässlich des 150. Geburtstages Henry van de Veldes statt und versteht sich als Teil des Thüringer Henry van de Velde-Jahres.

Erik Stephan Kunstsammlung Jena, Kurator

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Henry van de Velde
Der Maler im Kreis der Impressionisten und Neoimpressionisten
Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und Skulpturen

Künstler:
Henry van de Velde
& Emile Bernard, Anna Boch, Paul Cézanne, Frantz Charlet , Henri Edmond Cross, Maurice Denis, Henri de Toulouse-Lautrec, Albert Dubois-Pillet, James Ensor, Alfred William Finch, Paul Gauguin, Leo Gausson, Henri Gervex, Louis Hayet, Jean Antoine Injalbert, Georges Lemmen, Maximilien Luce, Constantin Meunier, George Minne, Claude Monet, Berthe Morisot, Camille Pissarro, Odilon Redon, Auguste Renoir, Auguste Rodin, Felicien Rops, Paul Signac, Jan Toorop, Henry van de Velde, Theo van Rysselberghe, Fernand Verhaegen, Jan Veth.

Kuratoren:
Erik Stephan

Ort:
Kunstsammlung Jena