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Erste Überblicksausstellung über das Gesamtwerk von Herlinde Koelbl Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt ab dem 17. Juli 2009 die erste Werkschau der deutschen Fotokünstlerin Herlinde Koelbl. Noch nie war ihr Schaffen in der ganzen Vielfalt zu sehen. Die Ausstellung stellt über 250 Fotografien aus drei Jahrzehnten vor, darunter berühmte Ikonen der Porträtfotografie, aber auch viele unbekannte Aufnahmen.

1976 hatte Herlinde Koelbl mit dem Fotografieren begonnen. Schnell erkannte sie ihre Leidenschaft für das Medium und die Möglichkeit, den Menschen damit besonders nahe zu kommen. Mit großer Vitalität und Kraft suchte sie sich ihren eigenen Weg, realisierte Projekte auf eigenes Risiko, ohne finanzielle Absicherung durch Verträge. Wie Herlinde Koelbl durch ihren außergewöhnlichen Blick und ihre produktive Neugier zu einer der wichtigsten Fotokünstlerinnen Deutschlands wurde, davon erzählt die Ausstellung.

Gegliedert ist die Schau in einzelne Themenblöcke, die alle Facetten des Werks berücksichtigt. Vor allem soll auch Neues und Experimentelles zu entdecken sein. Die Ausstellung will deutlich machen, wie Herlinde Koelbl arbeitet und welchen Prinzipien sie sich verpflichtet fühlt. Ihr Credo: „Die Freiheit des Denkens, die Freiheit für meine Arbeit war und ist mir ganz entscheidend wichtig. Bei meiner Arbeit selbst dazu zu lernen, meinen Horizont zu erweitern und darüber hinaus mit jedem Thema sozusagen ein geistiges Abenteuer zu beginnen – mit offenem Ende.“ Und so stehen im Martin-Gropius-Bau Reportagefotografie und Porträtaufnahmen abstrakten Arbeiten und Videoprojekten gegenüber.

Der Besucher wird natürlich auch auf Klassiker aus dem Koelblischen Werk stoßen. Darunter sind ihre bekannten Serien Wohnzimmer (1980) und Schlafzimmer (2002), für die Koelbl zahlreiche Weltmetropolen bereiste, um die Lebens- und Verhaltensmuster, die Statussymbole, Kulissen des Aufstiegs und Chiffren der Zugehörigkeit geradezu ethnologisch zu dokumentierten. Die politische und wirtschaftliche Elite der Bundesrepublik Deutschland hielt die Fotografin in dem Zyklus Spuren der Macht fest. Dies ist eine einzigartige Langzeitstudie über Menschen, die an den Schalthebeln der Macht sitzen. Über einen Zeitraum von acht Jahren hat Herlinde Koelbl am Beispiel von u.a. Angela Merkel, Gerhard Schröder und Joschka Fischer exemplarisch dokumentiert, wie ein Amt den Menschen psychisch und physisch verändert.

Die Werkschau widmet sich einer Fotografin, die sich von Beginn an ihre eigenen Themen wählte, daran oft jahrelang arbeitete, um immer noch tiefer zu gehen und das Wesentliche herauszufiltern. Herlinde Koelbls Projekte tragen eine eigenwillige und unverwechselbare künstlerische Handschrift. Eine couragierte Offenheit und eine schnörkellose Klarheit kennzeichnen ihren Stil. Durch die Medien Film und Video erweiterte und vertiefte sie ihrer Ausdrucksweise um eine neue Dimension. In vielen ihrer Bilder spürt man dieses intensive Einlassen auf ihr Gegenüber, erlebt intime Momente und ist fasziniert von der Eindringlichkeit der fotografischen Sprache. Hier geht es nicht um den schnellen Blick, sondern um das langfristige Erkennen.

Herlinde Koelbl übernahm diverse Gastprofessuren (von Hamburg über Wien, nach New York und Sydney) und erhielt renommierte Preise und Auszeichnungen, so z.B. 2001 den Dr. Erich-Solomon-Preis. Ihre Werke wurde in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. 2008 in der Kunsthal Rotterdam und im Shanghai Art Museum, 2000 im Haus der Kunst in München oder 1991 im Spertus Museum in Chicago. Die erste Werkschau Herlinde Koelbls wird bis zum 1. November 2009 im Martin-Gropius- Bau zu sehen sein. Sie lädt ein zu einer faszinierenden wie anregenden Entdeckungsreise durch die menschliche Psyche und Physis. Sie ist die Reise einer Fotokünstlerin, die über all die Jahre ihrem Credo treu geblieben ist: „Ich interessiere mich für Menschen. Aber es muss weitergehen als unter die Oberfläche. Das ist das ganze Geheimnis.“

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Herlinde Koelbl
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