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Eröffnung: Samstag, den 10. Mai 2008, 16.00 Uhr

Pressetext:

Nach der Eröffnung des Hermann Nitsch Museum im MZM Museumszentrum Mistelbach 2007 ist ab 11. Mai 2008 die zweite große Sonderschau einer weiteren wichtigen Werkphase von Hermann Nitsch gewidmet: die 20. Malaktion, im zentralen Saal der Wiener Secession zwischen dem 18. und 21. Februar 1987 durchgeführt. Sie gilt als die wichtigste und repräsentativste Malaktion von Hermann Nitsch. Die erste Sonderschau im Hermann Nitsch Museum in Mistelbach, die „Hermann Nitsch Retrospektive“, ist noch bis 27. April 2008 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Anlass der zweiten Sonderschau, die unter dem Titel GIGANTISCH ROT: 20. Malaktion Wiener Secession 1987, vom 11. Mai 2008 bis 11. Jänner 2009 im Hermann Nitsch Museum in Mistelbach zu sehen ist, ist der siebzigste Geburtstag des Meisters der Rituale und Mysterien sowie die Fortsetzung des Diskurses über sein Gesamtwerk auf internationaler Ebene.

Hermann Nitsch, der spätestens seit 1971 von Prinzendorf aus die große Welt erobert hat und der sich als Weinviertler Patriot sowie Verkünder der großen Kultur des Lebens auf dem Lande sieht, hat sich im ersten erfolgreichen Jahr des Hermann Nitsch Museum im MZM Museumszentrum Mistelbach sehr engagiert und mit seinen zahlreichen persönlich geführten Führungen das Publikum für sein künstlerisches Werk begeistert.

Hermann Nitsch, international einer der angesehensten und meistdiskutierten Künstler, die Österreich je hervorgebracht hat, ist mit seinen Werken in den bedeutendsten Sammlungen und Museen der Welt vertreten. Er gilt als einer der wesentlichsten Protagonisten des Wiener Aktionismus. Mit seinem revolutionären Orgien Mysterien Theater und seiner seit 1960 entwickelten informellen Aktionsmalerei gehört er weltweit zu den wenigen österreichischen Künstlern, die Entscheidendes zur Entwicklung der Kunst nach 1945 beigetragen haben. Er ist auch einer der wenigen großen modernen Künstler, der mit seinem Gesamtkunstwerk, das alle künstlerischen und philosophischen Sparten einbezieht, noch tiefes Interesse an religiösen und mythologischen Fragen bekundet. Aktionen und Malaktionen sind die wichtigsten Aspekte des radikalen und spirituellen Universalkünstlers und erfahren auch eine eigene Zählung.

Hermann Nitsch beschreibt die Beziehung zwischen seiner Malerei und dem Orgien Mysterien Theater als „die visuelle Grammatik des Theaters auf der Bildfläche“. Der Umgang mit der verschütteten, verspritzten, verschmierten, flüssigen und rinnenden roten Farbe ist für Nitsch eine ekstatische, rituelle Handlung. Hermann Nitsch spricht immer wieder davon, dass seine Malerei eine dionysische Malerei sein soll. Dionysos ist für ihn der Gott der Tragödie, des Weines, der Gott der Gestirne, der schöpferischen Impulse schlechthin, die sowohl Aufbau als auch Zerstörung in sich einschließen. „Er repräsentiert die Grundkräfte des Daseins“ erläutert Nitsch „und so entspricht meine Malerei eben einer gewaltigen Vitalitätsaufwallung. Zwei Elementarkräfte des Daseins, die die Schöpfung erhalten und antreiben, die die Gestirne ruhen lassen und gleichzeitig bewirken, dass Milliarden Galaxien auseinanderrasen und sich in den Untiefen des Raumes verlieren. Ich meine die Schwerkraft und die Fliehkraft.“

Die 20. Malaktion war eine Orgie der Farbe Rot und ist, was Anzahl und Format der entstandenen Werke betrifft, die umfangreichste Malaktion von Hermann Nitsch. Kaum ein zweites Mal wurde das aktionsmalerische Konzept so klar und exemplarisch verwirklicht. Die Malaktion 1987 in der Wiener Secession ist von zentraler Bedeutung für das Konzept eines allumfassenden Gesamtkunstwerks des Künstlers. Es ist der visionären Kraft eines Sammlers wie Hans Mitterbauer zu verdanken, dass die gesamte 20. Malaktion in einer Sammlung vereint ist. Er ist es auch, der dieses Meisterwerk in seiner Gesamtheit dem Hermann Nitsch Museum zur öffentlichen Präsentation zur Verfügung stellt.

Die erste Sonderschau, die Hermann Nitsch Retrospektive, in der u. a. ca. 150 Bilder und Schüttbilder aus den Jahren 1956 bis 2007, rund 75 Grafiken aus den Jahren 1983 bis 2007, etwa 80 Messgewänder und 80 Schreine sowie rund 500 Fotografien und ausgewählte Videos, die die zahlreichen Aktionen von Hermann Nitsch dokumentieren, zu sehen sind, ist noch bis 27. April 2008 der Öffentlichkeit zugänglich.

Neben der 20. Malaktion werden weiterhin in einem eigenen Bereich der Asolo Raum – Relikte und Werkzeuge des Orgien Mysterien Theaters – aus dem Jahr 1973 (Leihgeber: Francesco Conz, Verona), das Geruchs- und Geschmackslabor von Hermann Nitsch, sowie weitere ausgewählte Arbeiten aus der ersten Sonderschau und die Neuhängung mit Grafiken zur Architektur des Orgien Mysterien Theaters sowie eine umfassende, chronologische „Bilddokumentation“ der Aktionen zu sehen sein.

Hermann Nitsch hat ein vielseitiges und kompromissloses Werk geschaffen, das stets in Begleitung mit kontroversiellen Debatten in der Öffentlichkeit wahrgenommen und rezipiert wurde. Lange musste der Begründer des Orgien Mysterien Theaters um die öffentliche Anerkennung seiner ästhetischen Haltung kämpfen. Die Schau „Hermann Nitsch – Orgien Mysterien Theater“, eine groß angelegte Retrospektive seines umfassenden Werks in der Nationalgalerie in Berlin 2006 – zu sehen waren in 18 Räumen des Martin-Gropius-Baus 300 Werke, unter anderem Altäre und großformatige Schüttbilder sowie Schreine, Partituren, Zeichnungen und Gewänder – war dabei ein weiterer Höhepunkt in der Würdigung seines außergewöhnlichen und streitbaren Werks. Hermann Nitsch lehrte von 1989 bis 2003 an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst Städelschule in Frankfurt am Main sowie an zahlreichen Sommerakademien. Gastprofessuren 1984/1985 an der Hochschule der Bildenden Künste Hamburg und 2004 am Institut für Theaterwissenschaften der Universität Wien. Seine Werke waren bei zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1972 bei der documenta V und 1982 bei der documenta VII in Kassel, vertreten. Am 13. September 2008 findet in Neapel die Eröffnung des Laboratorio/Archivio di Documentazione di Hermann Nitsch statt.

Die Ausstellung GIGANTISCH ROT: 20. Malaktion Wiener Secession 1987 wird von Sharpe Investments, eine auf das Fondsmanagement spezialisierte internationale Investmentgesellschaft, gesponsert.

Die Niederösterreichische Versicherung ist offizieller Sponsor des MZM Museumszentrum Mistelbach.

KURZBIOGRAPHIE HERMANN NITSCH 1938 Geboren in Wien. 1957 Idee des Orgien Mysterien Theater (OMT), eines sechs Tage dauernden Festspiels, welches ihn von da an unablässig beschäftigt und in welchem sich alle seine Bestrebungen sammeln. Das OMT ist eine neue Form eines Gesamtkunstwerkes. Reale Geschehnisse werden inszeniert. Alle fünf Sinne der Spielteilnehmer werden direkt beansprucht. 1960–1966 Aktions- und Ausstellungstätigkeit in Wien, die mehrere Prozesse und drei Gefängnisstrafen nach sich ziehen. 1966 Aufführung der 20. Aktion im Rahmen des Destruction in Art Symposium, London 1966 Aufführung der 25. und 26. Aktion, Cinematheque, New York, NY; Aufführung der 28. Aktion, University of Cincinnati, Cincinnati, OH; Wird in Bayern (München) ansässig; Heirat mit Beate König; 1971 Ankauf von Schloss Prinzendorf (Austragungsort des OMT) 1972 Teilnahme an der von Harald Szeemann kuratierten documenta V, Kassel; Erste 12 Stunden-Aktion (40. Aktion), Mercer Arts Center, New York, NY 1974 Aufführung der 24-stündigen 50. Aktion (1. Tag und 1. Nacht des 6-Tage Spieles), Schloss Prinzendorf 1977 Beate Nitsch verunglückt bei einem Verkehrsunfall 1982 Teilnahme an der documenta VII, Kassel 1984 Aufführung der 72-stündigen 80. Aktion (3 Tage u. Nächte des 6-Tage Spieles), Schloss Prinzendorf 1987 20. Malaktion, Secession, Wien 1988 Heirat mit Rita Leitenbor 1989–2003 Gastprofessur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Städelschule, Frankfurt am Main 1993 Nitsch/Schwarzkogler, Rány a Mystéria (Verwundungen und Mysterien), Nationalgalerie Prag 1994 Hermann Nitsch, Kunst.Halle.Krems. 1995 Ausstattung und Regiebeteiligung bei der Inszenierung der Oper „Hérodiade“ von Jules Massenet, Staatsoper, Wien 1996 Aufführung der 96. Aktion (12 Stunden) San Martino, Neapel und 38. Malaktion, Schömerhaus, Klosterneuburg 1997 40. Malaktion, im ehemaligen Museum des 20. Jahrhunderts (Museum der Museum Moderne Stiftung Ludwig, Wien 1998 6-Tage-Spiel (3. bis 9. August 1998), Schloss Prinzendorf 1999 Ausstellung der Relikte des 6-Tage-Spiels im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Palais Liechtenstein, Wien und Kiscelli Museum, Budapest 2000 Ständiges Arbeiten am Projekt des OMTs. Erweiterung des malerischen und theatralen Konzeptes; 2001 Gesamtausstattung der Oper „Satyagraha“ von Philip Glass am Festspielhaus St. Pölten und 107. Aktion, Schloss Prinzendorf 2002 110. Lehraktion, Whitechapel Art Gallery, London 2003 115. Aktion, Essl Museum (ehemals Sammlung Essl), Klosterneuburg 2004 120. Aktion 2-Tage-Spiel des OMT, Schloss Prinzendorf; Gastprofessur an der Universität Wien, Institut für Theaterwissenschaften 2005 Hermann Nitsch, The Saatchi Gallery, London; Hermann Nitsch, The Orgies and Mysteries Theater, Station Museum of Contemporary Art, Houston, TX und Aufführung der 122. Aktion, Burgtheater, Wien 2006 Hermann Nitsch / Yang Shaobin, White Space Peking; Hermann Nitsch, Mike Weiss Gallery, New York, NY; "Hermann Nitsch – Orgien Mysterien Theater", große Retrospektive, Nationalgalerie Berlin im Martin Gropius-Bau 2007 Eröffnung des Hermann Nitsch Museum im MZM Museumszentrum Mistelbach 2008 Eröffnung des Laboratorio/Archivio di Documentazione di Hermann Nitsch, Neapel

Ausstellungen, Aktionen, Konzerte und Vorträge in: Bregenz, Graz, Innsbruck, Krems/Stein, Klagenfurt, Linz, Salzburg; Augsburg, Berlin, Bonn, Bremen, Darmstadt, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Hildesheim, Kassel, Köln, Krefeld, Leipzig, Lübeck, Mainz, Mönchengladbach, München, Passau, Regensburg, Rosenheim, Speyer, Stuttgart, Tübingen, Wiesbaden; Basel, Bern, Winterthur, Zürich; Vaduz; Bergamo, Bologna, Florenz, Genua, Lecce, Mailand, Meran, Modena, Neapel, Padua, Palermo, Ravenna, Rom, Sorrent, Trient, Turin, Verona; London; Paris, Marseille, Lyon, Oiron, Rouen/Caen; Ljubljana, Piran; Prag; Bratislava; Budapest; Torun, Krakau; Luxemburg; Brüssel, Gent; Madrid, , Palma de Mallorca, Sevilla, Valencia; Lissabon; Amsterdam, Arnheim, Den Haag, Eindhoven, St. Jost Breda; Kopenhagen; Göteborg, Stockholm; Binghampton, Chicago, Cincinnati, El Paso, Los Angeles, New York, Ridgefield, Taos; Rio de Janeiro; Halifax, Toronto, Vancouver; Melbourne,Sydney; Seoul; Peking, Shanghei; Tokio;

Werke von Hermann Nitsch befinden sich u. a. in folgenden Museen und Sammlungen: Stedelijk Museum, Amsterdam; Nationalgalerie Berlin; Kunstmuseum Bern; Galleria d´Arte Moderna, Bologna; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Stedelijk van Abbe Museum, Eindhoven; Hamburger Kunsthalle, Hamburg; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck; Essl Museum (ehemals Sammlung Essl), Klosterneuburg; Museum Ludwig, Köln; Neue Galerie der Stadt Linz; Saatchi Collection, London; Tate Gallery, London; Walker Art Center, Minneapolis; Nationalgalerie München; Staatliche Graphische Sammlung, München; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; Museo Nazionale di capodimonte, Neapel; Yale University Art Gallery, New Haven; Guggenheim Collection, New York; Hudson Valley Center for Contemporary Art, New York; Metropolitan Museum, New York; Museum of Modern Art, New York; Tang Teaching Museum and Art Gallery at Skidmore College, New York; Musée National d’Art Moderne, Centre Georges Pompidou Paris; Museum der Moderne Rupertinum, Salzburg; Staatsgalerie Stuttgart; Art Gallery of Ontario, Toronto; Castello di Rivoli, Turin; Kunstmuseum Winterthur; Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; Weitere Detailinformationen zur Biografie von Hermann Nitsch finden Sie unter: www.nitsch.org

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20. Malaktion Wiener Secession 1987