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Nach dem grossen Erfolg der Dieter Roth-Retrospektive im Frühjahr 2003 zeigt das Schaulager dieses Jahr als zweite Ausstellung einen Überblick über das Schaffen der Architekten Herzog & de Meuron. Eine ungewöhnliche Architektur-Präsentation, denn es stehen nicht die abgeschlossenen Projekte oder fertigen Gebäude im Zentrum, sondern vielmehr der Schaffensprozess und die damit verbundene Haltung. Mit der Ausstellung stellt das Schaulager jenen Teil des architektonischen Werkes zur Diskussion, der sich hinter den Kulissen abspielt.

Zusammengetragen sind Recherchematerial vor Ort, Zeichnungen, Modellskizzen und Modelle, Materialproben und sog. Mock-ups. Sie entstammen sowohl den ersten Versuchen der jungen Architekten als auch den neuesten, noch in Arbeit befindlichen Grossprojekten des Büros Herzog & de Meuron, erstrecken sich von Basel bis Beijing und umfassen einen Zeitraum von 25 Jahren. Alle diese Objekte zusammen erzählen vom Entstehungsprozess, in jedem einzelnen kann der Reichtum eines späteren Entwurfs aufleuchten.

Die Ausstellung bietet so einen Blick in die Werkstatt der Architekten und versammelt eine Vielzahl an Objekten, Ausgangspunkte der Umformungen, Versuche nur, Platzhalter für das langwierige Suchen und Finden, das sich der Repräsentation entzieht. Artefakte des immateriellen, gedanklichen Prozesses, des Lernens und der Entwicklung. Banale Objekte zum Teil oder ausgefeilte Modelle – aber immer ohne den Anspruch einer künstlerischen Aura, sondern als Spuren der geistigen Qualität des schlussendlich real Gebauten. Spuren allerdings von oftmals eigener und überraschender Schönheit.

Neben der weiträumigen Ausbreitung der Arbeitsproben bietet die Ausstellung mehrere konzentrierte Einblicke, Nebenräume quasi, in spezifische Teilbereiche. Ein Bereich beispielsweise widmet sich dem Zeichnen, einer im Rahmen der Computerisierung fast ausgestorbenen Gattung innerhalb der Architektur, welche die eigentlichen Ausgangspunkte einzelner Projekte anschaulich macht. Ein anderer Bereich ist die Stadtplanung, die mit Projekten in China vorgeführt wird. Eine weitere Vertiefung erfahren die Gespräche von Herzog & de Meuron mit dem Künstler Rémy Zaugg, der in einem langjährigen Austausch mit den Architekten steht. Als zukunftsweisendes Projekt und Ort der Ausstellung wird das Schaulager breit dokumentiert und zeigt das eigene Werden bis hin zum fertigen Gebäude in Funktion. Und am Beispiel der urbanistischen Studien wird auch jener Teil des Schaffensprozesses thematisiert, der die nicht sichtbaren Notwendigkeiten solcher Projekte zeigt, seien dies Meetings, seien dies die unumgänglichen Anpassungen an die Gegebenheiten der Umgebung.

Bestimmend für das Vorgehen von Herzog & de Meuron ist eine fast programmatische Offenheit gegenüber den jeweiligen Vorgaben eines Projektes. Eine Offenheit, die sie nutzen, mit den Gegebenheiten in Dialog zu treten, sie einzubeziehen ebenso wie darauf zu reagieren. Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Dialogen fliessen laufend in den Entwicklungsprozess des jeweiligen Projektes ein und treiben es voran. Diese Verbindung von Durchlässigkeit nach aussen bei gleichzeitiger Konzentration auf ein Projekt ist es, die jedes Gebäude am Schluss so spezifisch und unverwechselbar aussehen lässt. Videosequenzen der Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger, des chinesischen Künstlers Ai Wei Wei und des in Mailand lebenden Fotografen Armin Linke von bestehenden Gebäuden in Funktion lassen die globale Dimension spürbar werden. Die Präsentation schlägt auf diese Art den Bogen von den Objekten aus der Werkstatt bis hin zu den genutzten Bauten an den verschiedenen Standorten. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit von Schaulager und Herzog & de Meuron entstanden und ist hier erstmals zu sehen. Pressetext

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Herzog & de Meuron. No. 250. Eine Ausstellung

Stationen:
08.05.04 - 12.09.04 Schaulager Basel, Münchenstein
01.06.05 - 29.08.05 Tate Modern, London
12.05.06 - 30.07.06 Haus der Kunst, München