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Ort: Space01, Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz

Hito Steyerl
Animal Spirits
22.09.2022–08.01.2023
Eröffnung 21.09.2022, 20 Uhr

Was in gläsernen Sphären und glänzenden Screens unter der großen Bubble des Kunsthauses wachsen wird, verlangt nach Pflege im digitalen, aber auch im physischen Raum. Längst auch im Alltag untrennbar verwachsene Lebensstrukturen werden in Steyerls lebendem Setting zu beeindruckenden Gewächsen eines sich gegenseitig ernährenden und verzehrenden großen Ganzen. Im Sog pulsierender Bilder, digitaler Rhythmen und Klänge lässt Steyerl das Publikum zu Beziehungen zwischen Sprache und ästhetischer Form, zwischen technologischer Struktur, biologischem Leben und machterhaltenden Systemen spekulieren.

Hito Steyerls Arbeiten sind ebenso sachliche wie informierte und ästhetisch polierte, mitunter auch humorvolle und (damit) irritierende Analysen der hoch technologisierten Gesellschaft. Als profunde Kennerin des digitalen Raumes entwickelt sie vor dem Hintergrund der Klimakrise, der Pandemie, der digitalen Revolution, des Neoliberalismus und der damit einhergehenden Veränderung der Bedeutungen von Arbeit, Macht, Kontrolle und Verteilung vielschichtige Erzählungen, die das Bild und die Repräsentation als Ort der Weltwahrnehmung nicht aus dem Blick verlieren. Die Künstlerin folgt dabei der durch „die Technologie erweiterten Realität“ und beschäftigt sich ebenso kritisch wie subversiv mit ökologischen Systemen und ihrer Verbindung zu globalen Finanz- und Warenflüssen, zu Migration und der Frage der Teilnahme an bestehenden Machtgefügen. Sie spielt mit der Manipulationskraft des Visuellen und übt dabei Institutionskritik, die weit über das Museum hinausgeht.   Hito Steyerl wurde 1966 in München geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin. Steyerl gehört zu den bedeutendsten Medienkünstlerinnen und fundierten Analytikerinnen einer digitalen, bildgesteuerten Welt. Sie studierte Dokumentarfilmregie am Japan Institute of Moving Image und später an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Das darauffolgende Studium der Philosophie in Wien an der Akademie der bildenden Künste schloss sie mit Promotion ab. Sie hat an der Universität der Künste Berlin eine Professur für Experimentalfim und Video inne und hat dort das Research Center für Proxy Politics mitgegründet. Seit 20 Jahren werden ihre Arbeiten in Kunstkontexten ausgestellt und international breit rezipiert.
Neben ihrer filmkünstlerischen Arbeit ist Steyerl als Autorin und Performerin tätig. Mit Mark Waschke inszenierte sie für den steirischen herbst 2021 das Stück Ich spiele, also bin ich! Ein digitaler Bauernkrieg. Eine Auswahl ihrer Essays ist in vier Büchern zusammengefasst: Die Farbe der Wahrheit (2008), The Wretched of the Screen (2012), Beyond Representation / Jenseits der Repräsentation (2016), Duty Free Art – Art in the Age of Planetary Civil Wars / Kunst im Zeitalter des globalen Bürgerkriegs (2017/2018).