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Eröffnung: Donnerstag, 20. September 2007, 18h30

Die meisten westlichen Modernismen des 20. Jahrhunderts lehnten die narrative Kunst radikal ab. Die Anhä nger der abstrakten, konstruktiven, konkreten, Minimal- und Konzeptkunst wollten keine Geschichten erzä hlen, sondern das Kunstwerk selbstreflexiv in den Mittelpunkt stellen. Erst in den 1980er Jahren, mit der RÜckkehr der figurativen Malerei, tauchten wieder vermehrt erzä hlerische Elemente auf.

In Indien zieht sich die narrative Tradition ununterbrochen von der Über Persien eingefÜhrten Miniaturmalerei, als deren Hšhepunkt der sog. Mogulstil (16. – 18. Jh.) gilt, Über das ganze 20. Jahrhundert bis in die aktuellste Kunstproduktion hindurch. Im Lande der zahlreichen Mythen und Legenden, Religionen und Gšttergeschichten, der oralen literarischen Traditionen und der “Bollywood”-Unterhaltungsindustrie nimmt die Erzä hlung einen wichtigen Platz ein. Zeitgenšssische KÜnstler/innen nehmen es aber auch als ihre Aufgabe wahr, den sozial Benachteiligten oder den ethnischen/religišsen Minoritä ten eine Stimme zu verleihen, ihre Geschichte zu erzä hlen. Dies tun sie nicht nur mit den Mitteln der Malerei, sondern nunmehr auch mit den direkteren, „modernen“ Medien Fotografie, Video, Installation und Performance.

Horn Please im Kunstmuseum Bern vereint Kunstwerke von ca. 1980 bis heute. Der Grossteil davon ist allerdings um die Jahrtausendwende entstanden. Einige Arbeiten werden speziell fÜr die Ausstellung produziert. Die beteiligten KÜnstler/innen zeichnen durch die Darstellung von Szenen des Alltagslebens und Fiktionen, von Mythologie und Satire, von Autobiografischem, Gesellschaftlichem und Geschichtlichem ein lebendiges Bild vom heutigen und gestrigen Indien und reflektieren die gewaltigen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verä nderungen in diesem Land Über die letzten drei Jahrzehnte.

Zwei kritische Momente in der indischen Kunst, die Ausstellungen Place for People (1982) and Question and Dialogue (1987), bilden den Ausgangspunkt fÜr das Projekt. Beide wurden von KÜnstlerinnen und KÜnstlern initiiert, erstere von Jogen Chowdhury, Bhupen Khakhar, Nalini Malini, Sudhir Patwardhan, Gulam Mohammed Sheikh und Vivan Sundaram, letztere von den sog. „Kerala Radicals“ um Krishna Kumar, Alex Mathew, C K Rajan, Anita Dube, usw. Anlä sslich beider Ausstellungen wurde Über figurative und narrative Kunst im internationalen Spannungsfeld theoretisiert. Es ging um Fragen betreffend die Konflikte Universelles vs Einheimisches, Integration (Einfluss) vs. Autonomie, Symbol vs. Schilderung der gesellschaftlichen Realitä t. Einige der damaligen Akteure sind mit ä lteren und neueren Arbeiten in unsere Ausstellung Horn Please integriert.

Horn Please versteht sich daher nicht als eine weitere grosse Übersichtsausstellung Über die zeitgenšssische indische Kunst, sondern versucht, ausgehend von den 1980er Jahren, anhand des roten Fadens der Narration, einerseits Kontinuitäten und Brüche in der indischen Kunstproduktion aufzuweisen und andererseits singulä re Werke zu prä sentieren, die Dank ihrer erzählerischen Komponente das Potenzial besitzen, unabhä ngig von unserer geografischen und kulturellen Provenienz, uns sehr direkt zu berÜhren, uns lustvoll-unterhaltend „anzusprechen“, kritische Gesellschaftsfragen aufzuwerfen oder uns durch „Leerstellen“ in der Erzä hlung zum aktiven Mitmachen anzuregen.

Ein Katalog in deutscher und englischer Sprache sowie ein reichhaltiges Rahmenprogramm sind vorgesehen.

Kuratoren: Bernhard Fibicher, Suman Gopinath

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HORN PLEASE –
Narratives in Contemporary Indian Art

Kuratoren: Bernhard Fibicher, Suman Gopinath

mit Ayisha Abraham, Ravi Agarwal, Sarnath Banerjee, Jyothi Basu, Atul Dodiya, Anita Dube, Sunil Gupta, Sheela Gowda, Archana Hande, N.S. Harsha, Abhishek Hazra, Ranbir Kaleka, Jitish Kallat, Bhupen Khakhar, Sonia Khurana, Nalini Malani, Prabhavathi Meppayil, Surendran Nair, Sudhir Patwardhan, Justin Ponmany, Pushpamala N. , Raqs Media Collective , CK Rajan, KP Reji, Gigi Scaria, Mithu Sen, Gulammohammed Sheikh, Nilima Sheikh, Arpita Singh, Dayanita Singh, Vivan Sundaram, Surekha, Vasudha Thozhur