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Wir bauen ein Haus – die Ausstellung HÜLLE UND IDYLLE thematisiert Konstrukte und Konstruktionen zum Phänomen der Behausung, das in seiner individuellen wie kulturellen Prägung zahlreiche Varianten hervorbringen kann. Nicht jeder hat ein Haus, doch die meisten haben eine Vorstellung davon. Innere Bilder der „Einhausung“ sind Musterhäuser – im guten wie im schlechten Sinne. Ob Baracke oder Palast, ob schwingend urbane Lösung oder hermetische Alphütte, ob Mauer, Hülle oder Zwischenraum – zu Grunde liegt stets die räumlich-territoriale, ja nicht zuletzt seelische Abgrenzung, die übergeht zur materialisierten Markierung – standfest, wetterfest und nur vermeintlich krisenfest. In diesem Sinne orten Häuser den spezialisierten und funktionalisierten Raum, signalisieren den inneren Hort als abgesteckten Mikrokosmos im Unbegrenzten.

Wände, Mauern und Fassaden verkörpern dabei die Schnittstelle zwischen Schutz und Schutzlosigkeit, zwischen Öffentlichkeit und Privatem, zwischen Isolation und Kommunikation. In dieser sehr speziellen Positionierung zwischen dem Begrenzten und Unbegrenzten gliedern, ja zersiedeln sie nicht selten das Terrain und mutieren dabei zur hermetischen wie durchlässigen Membran.Behausungen und Behaglichkeiten im zeitgenössischen Kontext

Die Ausstellung präsentiert zeitgenössische Positionen in Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation, Fotografie und Video zum Themenkomplex der Behausung zwischen Schauer und Behaglichkeit. Dabei werden ideelle wie materielle Parameter von Ur-Häusern, Hüllen, Körpern und Grenzen aufgezeigt – reale und irreale Markierungen, die sowohl geschaffen wie nicht „geschafft“ worden sind. Nicht zuletzt auch geht es um Utopie und das, was übrig bleibt zu sehen. Die in der Ausstellung angelegten Konfrontationen, im Spannungsfeld von Plan und Wahn, von Material-organisation und Seelengerüst, von „Stein und Fleisch“, thematisieren verschiedene Aspekte von Innenraum und Fassade: angefangen vom Phänomen der eigenen vier Wände, des Interieurgedankens, der Mauer als wesentlicher Einheit, der gesellschaftlichen wie politischen Grenzmarkierung, bis hin zum Thema Unterschlupf, und last not least, der Falle.

My home is my castle and the castle that’s me. Dass in diesem Zusammenhang Urformen seelischer Irritation, der Angst und der Aggression thematisiert werden, versteht sich von selbst. Doch bei allen Divergenzen zwischen Schauer und Behaglichkeit bilden auch Positionen der Kontemplation, der Verspieltheit und des inneren Rückzugs tröstliche Varianten zwischen “homing” und “cocooning”.

Ulrike Jagla-Blankenburg Pressetext

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HÜLLE UND IDYLLE
kuratiert von Ulrike Jagla-Blankenburg

mit Karl Bohrmann, Piotr Dluzniewski, Edgar Endress, Belu-Simion Fainaru, Katharina van Hoffs, Leiko Ikemura, Katharina Jahnke, Boaz Kaizman, Hubert Kiecol, Philipp von Matt, Rita McBride, Horst Münch, Ulrike Nattermüller, Peter Piller, Gregor Schneider, Frances Scholz, Stefan Strunden, Sumi Maro, Peter Sutter, Leif Trenkler