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Der schottische Künstler Ian Hamilton Finlay, der im März diesen Jahres im Alter von 80 Jahren verstorben ist und mit dem die Kewenig Galerie über viele Jahre eng zusammenarbeitete, schuf seit den 1960er Jahren ein umfassendes druckgraphisches Werk. Die Kewenig Galerie präsentiert nun einen beeindruckenden Überblick über die zahlreichen Spielformen, die Finlays Faszination für europäische Revolutionsgeschichte genauso deutlich machen wie seine Naturverbundenheit und seine profunden Kenntnisse abendländischer Kultur. Nur selten bleibt Finlays Poesie konkret in dem Sinne, daß sie nur als ästhetisches Objekt steht, sondern ihre Verweisfunktion ist umso komplexer. Finlay führt uns in ein Labyrinth aus Wortspielen, Zitaten und Neologismen, das selbst den belesensten Betrachter anspornt, seine Allgemeinbildung auf den Prüfstand zu stellen. Zunächst eröffnet Finlay Verweise auf scheinbar Bekanntes, leitet dann aber geschickt auf den eigenen künstlerischen Kosmos über, der angesichts seiner Vielseitigkeit nur in Teilen erschlossen werden kann.

Worte - seien es Zitate, Aphorismen oder Neuschöpfungen – werden in Finlays Grafiken isoliert oder an Motive gebunden präsentiert und durch Schriftart, Größe und Farbe graphisch aufbereitet. Sie wirken dadurch inhaltlich genauso wie ästhetisch. Auch Embleme, technische Zeichnungen und Monogramme tauchen auf.

Über tausend Motive gab Finlay in Zusammenarbeit mit zahlreichen im Titel namentlich genannten Assistenten über die Jahre in Form von Karten, graphischen Drucken, Mappen und Booklets zumeist unsigniert und nicht nummeriert, doch in limitierter Auflage heraus. In knapp 40 Jahren Herausgeberschaft erschuf Finlay einen komplexen hermeneutischen Kosmos, in dem jede einzelne Arbeit den Betrachter mit Finlays zunächst antiquiert erscheinenden Anspruch nach einer geistigen Erhabenheit im Alltag konfrontiert.

Die frühen Grafiken ab 1963 lehnen sich in Schrift- und Farbgestaltung noch am stärksten an Werbeplakate an, maritime Motive treten gehäuft ab Mitte der 60er Jahre auf, die zu Beginn der 70er Jahre in eine militärische Flotte übergehen, begleitet auch von Panzern, Handfeuerwaffen und Kriegsflugzeugen. Die Verwendung von Runenschrift und die bildliche und schriftbildliche Verarbeitung neoklassizistischer Grundlagen des Dritten Reiches bringen Finlay in den Verruf, den Ideen der Naziherrschaft nahezustehen, was aber seine künstlerische Auseinandersetzung mit einer politischen Nähe verwechselt. Der größte Werkkomplex umkreist das Thema der Französischen Revolution, ihren Vertretern, ihrem Verlauf und Gedankengut. Es steht in Zusammenhang mit Finlays Interesse an Philosophie, das seinem Gesamtwerk zugrunde liegt und das er durch die fast flugblattartig aufgelegte Massenproduktion seines graphischen Werkes wieder stärker in den alltäglichen Kontext bringen wollte, der ihm zu säkularisiert erschien.

Pressetext

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Ian Hamilton Finlay
Die Druckgraphik