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366 befreiende Rituale. Jeden Tag eines, und das mindestens ein ganzes Jahr lang. Jener Tag, der über die 365 eines Normaljahres hinausgeht, deutet nicht nur das außergewöhnliche des Vorhabens an, sondern weist bereits die Richtung: ein Jahr ist nicht genug, kann nicht genug sein, um sich zu befreien. Zu befreien von den vorherrschenden Denkmustern der zeitgenössischen Gesellschaft. Und aufzubrechen zu neuem Denken, zu neuen Lesarten des täglich uns Umgebenden. Mit den Mitteln der Kunst. Den Kunstraum verlassen, dieses geschützte Feld, und in den Dialog treten mit einer Realität, die von Zeitgenossen stets neu definiert wird. Versuchen, mit einem künstlerischen Vokabular, in die Realität einzugreifen. Die Farbe Rot. Symbole und Texte kritischen Denkens in den Mittelpunkt rücken. Die Aufwendungen für die einzelnen Interventionen gering halten bei gleichzeitiger maximaler Sinnstiftung. In einem europäischen Land Rückbezüge zu dessen sozialistischer Vergangenheit herstellen. 366 mal ungehorsam sein.

Informationen über den Künstler: Igor Grubic Red fountain / Roter Brunnen

Am Tag des offiziellen Besuchs des US-Präsidenten George W. Bush in Kroatien färbte ich das Wasser des Brunnens vor der kroatischen Nationalbank am Trg Hrvatskih Velikana (wo sich auch die Büros des Internationalen Währungsfonds befinden) rot ein, als symbolische Anspielung auf das Blut der Opfer von Bushs Außenpolitik wie auch als Protest gegen die Vorgangsweisen des IWF. Die Aktion, den Brunnen zu färben, wurde illegal durchgeführt, trotz erheblicher Sicherheitsmaßnahmen und zahlreicher Polizeibeamten, die den Platz und die Bewegungen der BürgerInnen beobachteten. Die Aktion sollte außerdem eine direkte Provokation angesichts der fast notstandsähnlichen Atmosphäre im Land während des Besuches von Bush und der damit einhergehenden Beschränkungen des öffentlichen Raums und der Bewegungsfreiheit der BürgerInnen sein. Die Maßnahmen reichten von unterwürfigem Säubern der Parks, um den amerikanischen Präsidenten willkommen zu heißen, bis zum Verschleiern und Neutralisieren aller Versuche, Kritik und Widerstand zu äußern.

Schals und Denkmäler

Indem ich Tücher vor das Gesicht von Denkmälern band, wollte ich diese zum Leben erwecken und ihnen die Aura aktiver KämpferInnen in unserem Alltag geben. Das Anbringen der Tücher geschah oft gleichzeitig mit der Aktion Little quotes lessons. Mit beiden Aktionen wollte ich unser kulturelles und politisches Erbe – und seine Auswirkungen - lebendig machen und hinterfragen. Ich platzierte die Tücher auf Denkmälern für die Helden der antifaschistischen Bewegung.

Fahrrad und Flagge

“Under all those flags that fly... one day I accidently found a way... I am free...” (aus einem Song der kroatischen Gruppe Haustor)

Ich wickelte die kroatische Nationalflagge um ihre Fahnenstange und montierte ein unbedrucktes, rotes Tuch darüber. Mit dieser Aktion wollte ich symbolisch die Bedeutung der Staatsflagge demontieren. Bei Tagesanbruch fuhr ich auf einem Fahrrad um die Stadt, als ‚Phantom der Freiheit‘. Ich schaffte es dabei, verschlafene PendlerInnen auf dem Weg zur Arbeit zum Lächeln zu bringen.

Weihnachtsbäume

Einige Tage nach Neujahr durchwanderte ich morgens verschiedene Stadtteile und suchte nach Weihnachtsbäumen, die weggeworfen worden waren. Ich ging durch Gegenden, die verschiedene soziale Strukturen repräsentierten: Mittelschicht, Elite, genauso wie Barracken, in denen Obdachlose leben. Ich hängte rote Weihnachtskugeln an jene Bäume, an denen ich vorbeikam und steckte einen roten Stern an ihre Spitze und suggerierte damit eine potentielle Einheit in der feierlichen Nostalgie für vergangene Zeiten.

Series of seminars and workshops by Dr Gülsen Bal and Igor Grubic

System Errors... Dates: 9 - 19 November Location: Institut für Kunst und Gestaltung, TU Wien and Open Space Language: English

Critical practice that builds upon the mapping of the creative moment of thinking differently implies an awareness of the mechanisms of methodology and the interaction of different planes of practice. What different kinds of engagement and encounters can thus arise from the possibilities and limitations of multi-directional models of curating that situate themselves at the edge of spaces of production? The hereby emerging new “models of production” call for an expanded notion of what creative practice is or could be. Certainly, this is to realise that one of the potentialities of art – understood as an activity of creatively interacting with the world – lies in exploring the complexities surrounding the “production of subject.” Furthermore, as O’Sullivan points out, critical practice today faces the fundamentally political question of “where are the dissenting/creative subjects of today? And how are they being produced?”

To address potential “models of production” of contemporary artistic practice in relation to these dynamics, the artist Igor Grubić will run a three days workshop conceived in dialogue with his installation work 366 liberation rituals at Open Space – Zentrum für Kunstprojekte. This installation forms part of the project System Errors, a series of micro-political actions and interventions performed by the artist on an almost daily basis seeking to disturb or rearticulate the cultural meanings of acts of power.

To underpin these concerns, the course will provide an introduction by Gülsen Bal, the founding director of Open Space, to the current discursive shifts occurring within contemporary creative practice and future perspectives these new crossovers between art and politics may produce.

For more information see: http://www.openspace-zkp.org/2010/en/events.php?y=2010&p=40 http://twoday.tuwien.ac.at/vcu/topics/8+System+Errors

Unterstützt von: BM:UKK Stadt Wien - Kulturabteilung MA 7

Wir möchten uns an dieser Stelle bei unseren Zagreber Kolleginnen Ivana Bago und Antonia Majača bedanken, die mit uns im Rahmen des Langzeitprojekts Land of Human Rights zusammengearbeitet haben und seitens der g-mk | galerija miroslav kraljević die 366 Liberation Rituals von Igor Grubic ermöglicht haben.