press release only in german

Vom 19. Februar 2009 bis zum 1. August 2010 werden die beiden Museen des Sammlers Oskar Reinhart in Winterthur temporär zusammengeführt. Die Renovation der Villa "Am Römerholz" schafft die einmalige Gelegenheit, einen grossen Teil der weltberühmten Bilder alter Meister und französischer Impressionisten im Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten in Winterthur zu zeigen. Dort treten sie mit Reinharts Bildern deutscher und schweizerischer Maler in einen spannenden Dialog.

Die gemeinsame Ausstellung der beiden Sammlungen von Oskar Reinhart (1885-1965) in Winterthur ist ein einzigartiges Ereignis, das sich in dieser Form auf Jahrzehnte hinaus nicht wird wiederholen lassen. Nach der Renovation von Galerie und Wohnhaus der Sammlung Oskar Reinhart "Am Römerholz" werden die Bilder in Übereinstimmung mit dem Wunsch des Sammlers wieder dauerhaft dorthin zurückkehren. Für die Zeit der Ausstellung "Im Dialog - die zwei Sammlungen Oskar Reinhart, Winterthur" sind die Bilder, die Oskar Reinhart zwischen 1920 und 1960 gesammelt hat, wieder einmal als historisch gewachsenes Ensemble zu erleben. Zum ersten Mal ist es damit auch möglich, den Sammler selbst zum Mittelpunkt einer Ausstellung zu machen.

Oskar Reinharts grosse Bedeutung als Sammler beruht nicht zuletzt darauf, dass er nach 1920 als einer der ganz Wenigen seine Aufmerksamkeit weiterhin auch deutschen Künstlern schenkte - zu einem Zeitpunkt, zu dem sich international der französische Impressionismus als alleiniger Ausgangspunkt der Moderne fest etabliert hatte. Nicht umsonst gelten die Gemälde und Zeichnungen im 1951 eröffneten Museum am Stadtgarten als das wichtigste Ensemble deutscher Kunst aus dem 19. Jahrhundert, das ausserhalb Deutschlands zusammen getragen wurde.

Parallelen augenfällig präsentiert Die Ausstellung vereint rund 250 Bilder aus den beiden Sammlungen. Sie ist im ersten und zweiten Stockwerk des Museums Oskar Reinhart am Stadtgarten untergebracht und überwiegend thematisch gegliedert. Dies lässt die künstlerischen Kriterien von Oskar Reinharts Auswahl besonders deutlich hervortreten. Eine ausgeprägte Vorliebe für malerisch wirkende, flüssig gemalte Bilder lenkte Reinharts Aufmerksamkeit gezielt auf die Gattungen von Bildnis, Landschaft und Stillleben und auf Künstler, die sich schon zu ihren eigenen Zeiten intensiv über die Landesgrenzen hinweg ausgetauscht hatten. Neben den vielfältigen Bezügen zwischen den deutschen und den französischen Malern im 19. Jahrhundert klingt ein weiteres Thema an, das die Auswahl und die Präsentation in der "Römerholz"-Galerie seit jeher wesentlich mitbestimmt: Die verbindenden Elemente zwischen der Malerei der alten Meister und ihren Nachfolgern an der Schwelle zur Moderne.

Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen die Wände, auf denen Bildnisse von Auguste Renoir, Wilhelm Leibl, Edouard Manet und Ferdinand Hodler oder Stillleben von Gustave Courbet und Hans Thoma zusammen finden. Sie sind alle fast gleichzeitig gemalt worden, werden aber in Museen kaum je unmittelbar nebeneinander gezeigt. Drei Säle vereinen Landschaften aus vier Jahrhunderten, erlauben aber auch, in Werken der Zeitgenossen Alfred Sisley und Frank Buchser oder Camille Pissarro und Wilhelm Trübner unerwartete Querbezüge zu entdecken. Wie aus einem eigenhändigen Hängekonzept des Sammlers hervorgeht, hingen die beiden Romantiker Eugène Delacroix und Arnold Böcklin auch in der "Römerholz"-Galerie zeitweise Seite an Seite. Erneut entfalten sie jetzt nebeneinander eine ganze Fülle literarischer und historischer Bezüge. Der "Realismus" als zentrale Bewegung in der bildenden Kunst um 1850 wird sich lange nicht mehr so eindrücklich als Bewegung von europäischem Zuschnitt zu erkennen geben, wie das in dem Saal der Fall ist, in dessen Mittelpunkt die unvergleichliche Courbet-Gruppe aus dem "Römerholz" zu sehen ist. Ganz vereinzelt wurde aus konservatorischen Gründen auf den Einbezug wichtiger Sammlungsgebiete verzichtet. So werden keine Zeichnungen und keine gotischen Tafelbilder gezeigt, und auch Honoré Daumier wird nicht in der Bedeutung zu sehen sein, die ihm der Sammler eigentlich beimass.

Geschichte sorgfältig dokumentiert Wichtige Bereiche der Ausstellung thematisieren die Geschichte der Sammlung und die Persönlichkeit des Sammlers. Eine Auswahl von Dokumenten aus dem reichhaltigen Archiv im "Römerholz" gibt Einblick in die Arbeitsweise Oskar Reinharts. Ausserdem verweist eine Porträtgalerie auf die mäzenatische Tradition der Familie. Schon der Vater des Sammlers, Theodor Reinhart, hatte als Inhaber des Handelshauses Gebrüder Volkart zeitgenössische Künstler unterstützt. Eine Gruppe von Bildern, namentlich von Genfer und Winterthurer Künstlern, belegen das Weiterleben dieser Tradition bei Oskar Reinhart. Der zur Ausstellung erscheinende Katalog enthält neben einer Geschichte der Sammlung Oskar Reinhart 20 Bilderpaare im Vergleich. Sie machen den Grundgedanken der Ausstellung und der Sammlung von Oskar Reinhart augenfällig – den Dialog, den europäische Maler seit fünfhundert Jahren über Epochen und Länder hinweg miteinander geführt haben.

Der grösste Teil der nicht in der "Dialog"-Ausstellung gezeigten Werke aus dem Bestand des Museums Oskar Reinhart am Stadtgarten bleibt im dritten Obergeschoss in Form einer Studienausstellung zugänglich.

only in german

Im Dialog - die zwei Sammlungen Oskar Reinhart, Winterthur
Ort: Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten in Winterthur

Künstler: Jean Auguste Dominique Ingres, Anselm Feuerbach, Eugène Delacroix, Arnold Böcklin, Alfred Sisley, Frank Buchser, Auguste Renoir, Wilhelm Leibl, Édouard Manet, Ferdinand Hodler, Gustave Courbet, Hans Thoma, Camille Pissarro, Wilhelm Trübner, Honoré Daumier, Francisco de Goya, Carl Schuch, Wilhelm Leibl ...